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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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den Weißwürsten und Brezen, die auf einem Tisch in der hinteren Ecke des Raumes standen, wurde herzlich zugesprochen. Zu gerne hätte sie sich ebenfalls bedient, um ihre Nervosität in den Griff zu bekommen, aber das hätte einen schlechten Eindruck gemacht. Außerdem wollte sie ihren Schützling keine Sekunde aus den Augen lassen.
    Als es Zeit war, das Bier und die Teller stehen zu lassen, nahm die Journaille Platz, und die Show konnte beginnen.

    Marlene hatte eine Erklärung vorbereitet, die sie verlas, während Valentin neben ihr saß und lächelte. Kaum war sie fertig, war es Zeit für seinen Ich-kann-nichts-dafür-Auftritt. Valentin musste vor dem Spiegel geübt haben. Seine Unschuldsmiene war sehr überzeugend.
    »Herr Balakev, wie fühlt man sich, wenn man die Nationalmannschaft so kurz vor Beginn des Turniers entscheidend schwächt?«, wollte der Sportreporter der »Süddeutschen« wissen.
    »Es tut mir leid. Wirklich sehr, sehr leid. Aber es wäre um das Team schlecht bestellt, wenn alles von nur einem einzigen Stürmer abhängt.«
    Gut so, Valentin, zeig’s ihnen! Der Reporter machte sich eifrig Notizen.
    »Wenn Sie sich die Videoaufzeichnung einmal ansehen«, mischte Marlene sich ein, »dann werden Sie bemerken, dass keinesfalls Absicht im Spiel war.«
    Marlene hatte die entscheidende Szene auf CD brennen lassen und freute sich, sie nun auf ihrem Laptop abzuspielen, während Valentin kommentierte. Zwar war es kaum vorstellbar, dass irgendjemand im Raum diesen Auftritt ihres Schützlings nicht kannte, aber mit Valentins Live-Erklärungen konnte man die Sache durchaus in einem anderen Licht betrachten.
    Ein Raunen ging durch den Saal. Reporter schrieben, Kameras klickten, Valentin lächelte, und Marlene spürte so etwas wie Erleichterung in sich aufsteigen.
    »Herr Balakev wird in den nächsten Tagen Herrn Becker in Hamburg aufsuchen, um sich persönlich bei ihm zu entschuldigen«,
kündigte Marlene an. Das war zwar nicht nötig, würde aber sicher nette Pressefotos geben.
    »Was hat Sie eigentlich nach München verschlagen, Herr Balakev?«, wollte eine junge Journalistin wissen. »Gibt es einen Grund, warum Sie nicht in Hamburg geblieben sind?«
    Valentin lächelte sie an. Die Journalistin lächelte zurück. Marlene hielt den Atem an.
    »Ich habe diese Stadt immer schon sehr gemocht. Mein Besuch hier ist rein privat.«
    Die junge Frau zog die Augenbrauen hoch.
    »Privat. Sie verstehen.«
    Valentin! Halt die Klappe!
    Leider trug die Dame kein Namensschild, trotzdem war Marlene sicher, es mit der Boulevardpresse zu tun zu haben.
    Gegen Ende der Veranstaltung, als Marlene schon glaubte, das Frage-Antwort-Spiel überstanden zu haben, erhob sich eine Frau, die sich als Journalistin der »Modern Eves« zu erkennen gab. Sie trug den typischen »Cosmo«-Look: einen cremefarbenen Hosenanzug, dezentes Make-up und einen wohlfrisierten, von einzelnen Strähnchen durchzogenen, mit wenig Gel in Form gebrachten Pagenkopf.
    »Frau Dietrich.« Ihr Lächeln war so breit wie die Isar bei Hochwasser.
    »Dittrich«, korrigierte Marlene bestimmt.
    »Sie sind ganz neu in diesem Geschäft.« Eine Haarsträhne fiel der Journalistin in die Stirn, die sie nachlässig zurückschob. »Sehen Sie Probleme, sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen?«
    Ist ja gut, dachte Marlene im Stillen. Ich weiß, du musst das
fragen. Abgemagert wie du bist, hast du bestimmt deine Freizeit damit verbracht, Diätrezepte nachzukochen und dich im Fitnessclub zu verausgaben. Obwohl es klüger gewesen wäre, mit den Jungs von der Redaktion einen trinken zu gehen. Jetzt hast du zwar den perfekten Körper, aber nichts, was die Bezeichnung Karriere auch nur im Entferntesten verdient. Aber du bist ja noch jung. Kann ja noch was werden.
    »Die sehe ich nicht«, erwiderte Marlene bestimmt. Falls ihr der Sinn danach stand, mit Gabi Schuster oder Martina Effenberg zu kommen, dann war jetzt die Gelegenheit. Aber es ging auch anders. »Sie wissen, auch Männer lieben Süßes.«
    Die Journalistin sah sie fragend an, während ein Raunen durch den Saal ging.
    »Ist es nicht logisch, dass ausgerechnet eine Vertreterin der Lebensmittelbranche über das Privileg verfügt, ein echtes Sahneschnittchen in ihren Händen zu halten?«
    Der Gag brachte ihr den einen oder anderen Lacher aus dem Publikum ein. Offenbar hatte doch jemand ihre Biografie in der Pressemappe überflogen. Blitzlichtgewitter setzte ein, als Valentin breit grinste.
    »Welche Frau sollte sich also

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