Vergiss es Baby - Roman
Kerl sympathisch. Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, gab er die Bestellung auf.
»Und, bitte, bringen Sie uns ein bisschen was zu knabbern«, fügte er hinzu. »Haben Sie Chili-Cheese-Cracker?«
Ihre Lieblingskräcker! Natürlich von Öttken. Mochte Vito in dunkle Machenschaften verstrickt, und sein Lebensweg mit Leichen gepflastert sein. Jemand, der Chili-Cheese-Cracker mochte, konnte einfach kein schlechter Mensch sein.
»Ich beobachte Valentin Balakev schon seit seiner Zeit bei Almaty.« Er verlor keine Zeit, zum eigentlichen Grund ihres Treffens zu kommen, was sie ein wenig beruhigte. »Einer meiner Leute hat mich auf ihn aufmerksam gemacht. Ich bin damals
extra rübergeflogen, um ihn spielen zu sehen. Ich halte ihn für ein großes Talent.« Er fixierte sie, und sie beeilte sich, zu nicken.
»Technisch brillant. Offensiv orientiert. Ein klarer Führungsspieler. Nur leider hat dieser Dummkopf beim HSV ihn auf einer völlig falschen Position spielen lassen.«
Langsam wurde es spannend. Marlene arbeitete sich aus den Tiefen der Ledercouch empor und setzte sich aufrecht hin.
Der Schampus kam, dazu die Kräcker. Die würden nicht lange reichen. Das sah sie auf den ersten Blick.
»Umso mehr freut es mich natürlich, dass eine so charmante junge Dame wie Sie sich seiner angenommen hat.« Sie stie ßen an, und Vitos Pranke fuhr in die Gebäckschale, während er sie anlächelte. Sie wagte kaum, sich ebenfalls zu bedienen. Es war ohnehin nicht mehr viel übrig.
»Entschuldigen Sie bitte!« Vito hielt dem Kellner die fast leere Schale vor die Nase. »Wir hätte gerne noch etwas davon. Aber eine anständige Schüssel voll, wenn ich bitten darf. Und bringen Sie doch gleich noch zwei Gläser Champagner mit!« Donnerwetter. Der Kerl wusste wirklich, wie man eine geschäftliche Besprechung gestaltete.
»Der Junge könnte sich entwickeln, wenn man ihn ließe«, nahm Vito das Gespräch wieder auf. »Vielleicht sogar zum Spielmacher.«
»Und Sie würden ihm die Chance dazu geben?«, fragte Marlene gespannt.
Vitos Vorschlag deckte sich hunderprozentig mit den Träumen Valentins. Es war fast zu schön, um wahr zu sein. Sie war inzwischen bis zur Kante der Couch vorgerückt und saß kerzengerade
da. Die Spannung brachte sie fast um. Jetzt war es an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen und Tacheles zu reden. Wer war Vito? Um welchen Club ging es? Wie viel Kohle war drin?
Doch Vito lächelte nur und leerte sein Glas. Nachschub kam, ebenso eine riesige Silberschüssel voller Kräcker. Prima.
Marlene hob gerade an, Vito ein paar Fragen zu stellen, als sein Handy klingelte. Mit einem entschuldigenden Blick nahm er das Gespräch entgegen.
»Es tut mir leid. Ein Notfall in der Küche.« Er war bereits aufgestanden und hatte sein Glas in einem Zug geleert.
»Mein neues Restaurant. In ein paar Tagen ist Eröffnung. Sie sind natürlich herzlich eingeladen.«
»Aber …« Marlene war nun ebenfalls aufgesprungen, während Vito sich noch schnell ein paar Kräcker in den Mund stopfte.
»Mein Anwalt wird alles Weitere regeln und Ihnen dann ein Angebot zukommen lassen. Es war wirklich ganz reizend, Sie kennenzulernen.«
Vito verabschiedete sich mit einem Händedruck, der sich anfühlte, als sei ihre Rechte in einen Schraubstock geraten. Als sie endlich die Sportseite der Boulevardzeitung aufschlug, schmerzte ihre Hand immer noch. Vitos triumphierendes Lächeln blickte ihr auf einem großformatigen Foto entgegen. Aber die Schlagzeile und der dazugehörige Artikel waren auch nicht schlecht.
Münchner Großgastronom kauft sich im Bundesligaklub FC Mainz ein
Seit gestern ist es amtlich. Der Münchner Gastronom Michael Sauger und der Präsident des FC Mainz Ferdinand Lange sind sich handelseinig geworden. Der vom Abstieg bedrohte Klub, der in der letzten Saison mit Missmanagement, einer fatalen Finanzsituation und mehreren Trainerwechseln zu kämpfen hatte, sieht im finanziellen Engagement Saugers, so Manager Rudi Kargelsberger, die letzte Rettung. Vorwürfen der zunehmenden Kommerzialisierung der Liga trat Sauger, der von Freund und Feind auch gerne »der Vampir« genannt wird, in einem Interview mit der AZ gelassen entgegen. »Jeder Klub würde sich freuen, wenn die Jacht eines Abramowitsch seine Wege kreuzte«, so Sauger gegenüber der AZ. »Aber natürlich mag das niemand zugeben. In diesem Punkt hinkt Deutschland der internationalen Entwicklung weit hinterher.
Marlene hatte genug gelesen.
Am liebsten hätte sie die Zeit
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