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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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gehört hatte, und es schien, als wären Lena und Mark die einzigen Personen im Raum, als sie ihn bat: » Sag mir bitte, was los ist, Mark.«
    Er blickte weiterhin mit großen Augen ins Leere, aber sein Atem ging hörbar schneller.
    » Wer hat dich geschlagen?«, fragte sie im selben mitfühlenden Ton. Sie streckte den Arm über den Tisch, und Mark hob die Hände, damit sie ihn berühren konnte. Ein Stoßseufzer kam über seine Lippen, als ihre Hand sich auf seine legte.
    Buddy warf Jeffrey einen Blick zu, und er schüttelte einmal den Kopf, damit der Anwalt schwieg. Dave Fine blieb unaufgefordert stumm und blickte wie gebannt auf Marks und Lenas Hände.
    Mit dem Daumen strich Lena behutsam über Marks Tätowierung. Jeffrey brauchte die anderen Männer im Raum nicht anzuschauen, um zu wissen, dass sie sich bei dieser Geste unbehaglich fühlten. Die Atmosphäre schien mit etwas Unaussprechlichem aufgeladen zu sein.
    Lena sagte: » Was ist denn los, Mark? Sag es mir.«
    Tränen traten ihm in die Augen. » Sie müssen Lacey finden.«
    » Das werden wir auch«, versprach Lena.
    » Sie müssen sie finden, bevor ihr etwas passiert.«
    » Was könnte ihr denn passieren, Mark?«
    Schluchzend schüttelte er den Kopf. » Es ist schon zu spät. Niemand kann ihr mehr helfen.«
    » Weißt du, wer sie verschleppt haben könnte? Hast du den Wagen erkannt?«
    Wieder schüttelte er den Kopf. » Ich möchte meine Mama sprechen.«
    Lena schluckte sichtbar, und Jeffrey spürte, dass Marks Zerbrechlichkeit ihr langsam an die Nieren ging.
    » Ich möchte nur meine Mama sehen«, wiederholte er mit leiser Stimme.
    Dave Fine streckte seine Hand nach dem Jungen aus, aber Mark schreckte so heftig zurück, dass Buddy seinen Stuhl festhalten musste, damit der Junge nicht damit umkippte.
    » Fassen Sie mich nicht an!«, schrie Mark und sprang auf.
    Lena war ebenfalls aufgesprungen und lief um den Tisch herum. Sie wollte Mark aufhalten, aber er machte einen Satz zur Seite und wäre beinahe gegen die Wand geprallt. Lena legte ihm die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm etwas zu.
    » Mark.« Dave Fine hob beschwörend die Hände. » Beruhige dich, mein Sohn.«
    » Warum sind Sie nicht bei meiner Mutter?«, fragte Mark aufgebracht. » Wo ist Ihr Scheißgott jetzt, wo meine Mutter stirbt?«
    » Ich werde sie heute Abend noch besuchen«, antwortete Fine mit bebender Stimme. » Sie wollte, dass ich dir hier Beistand leiste.«
    » Wer war denn für Lacey da?«, fragte Mark anklagend. » Wer war da, als so ein Perverser sie sich auf der Straße gegriffen hat?«
    Fine blickte zu Boden, und Jeffrey nahm an, dass der Mann wegen Lacey Patterson ein ebenso schlechtes Gewissen hatte wie sie alle.
    » Ich brauche Sie nicht«, brüllte Mark. » Aber Mama braucht Sie, und was tun Sie? Sie sind bei mir, als könnten Sie hier was machen.«
    Fine öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schien es sich dann aber anders zu überlegen.
    Mark schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. Lena führte ihn zu seinem Stuhl zurück.
    Buddy klopfte leise auf die Tischplatte, damit Jeffrey zu ihm herüberschaute, und deutete dann auf die Tür.
    Jeffrey stand auf und gab Fine ein Zeichen, ihm zu folgen. Der Pastor erhob sich zögernd, und die Männer traten auf den Korridor.
    » Gottverdammt nochmal«, sagte Buddy und entschuldigte sich im selben Augenblick: » Tut mir leid, Pastor.«
    Fine nickte und steckte die Hände in die Taschen. Er blickte durch das kleine Fenster in der Tür und beobachtete, wie Lena mit Mark sprach. Er murmelte: » Ich bete immer für seine Seele.«
    Buddy stützte sich auf seine Krücke und fragte Jeffrey: » Was zum Teufel geht hier eigentlich vor, Chief?«
    Jeffrey wusste nicht, was er hätte antworten sollen. Stattdessen fragte er: » Dave, können Sie sich einen Reim darauf machen?«
    » Ich?« Fine war verdutzt. » Ich habe keine Ahnung. Als ich Mark das letzte Mal gesehen habe, schien er völlig in Ordnung zu sein. Verängstigt wegen seiner Mama, aber sonst normal.«
    » Und wann war das?«, fragte Jeffrey.
    » Vorgestern Abend im Krankenhaus, wo ich mit Grace gebetet habe.«
    Jeffrey sagte: » Was ist zwischen Ihnen und Jenny Weaver vorgefallen?«
    » Jenny Weaver?«, fragte Fine, ehrlich verwirrt.
    Jeffrey half ihm auf die Sprünge: » Sie sagten, Sie sind in der Weihnachtszeit ein paar Mal bei ihr gewesen.«
    » Ach ja, stimmt«, räumte Fine jetzt ein. » Brad hatte mich gebeten, sie zu besuchen. Sie war nicht mehr in die Kirche gekommen.

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