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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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schien Lacey sehr krank zu sein.«
    Mark setzte sich auf und wischte sich die Tränen von den Wangen. Er blickte geradeaus auf die Wand, sein Oberkörper schaukelte vor und zurück.
    Jeffrey fragte: » Bist du der Vater des toten Babys, Mark?«
    Mark starrte und starrte. Jeffrey wedelte vor den Augen des Jungen mit der Hand, aber er rührte sich nicht.
    » Mark?«, sprach Jeffrey ihn an. Dann lauter: » Mark?«
    Mark zuckte mit keiner Wimper.
    » Mark?«, wiederholte Jeffrey und schnippte mit den Fingern.
    Buddy legte die Hand auf Marks Schulter, aber der Junge reagierte nicht. Buddy sagte: » Ich glaube, wir sollten einen Arzt für ihn kommen lassen.«
    » Sara kann…«
    » Nein«, unterbrach Buddy. » Ich glaube, heute hat er Sara schon einmal zu oft gesehen.«
    Es war bereits zehn Uhr, als Jeffrey die Dienststelle verließ. Fast zwei Stunden hatte er damit verbracht, im ganzen Staat herumzutelefonieren, um sicher zu sein, dass andere Dienststellen die Vermisstenmeldung über Lacey erhalten hatten und dass überall nach dem schwarzen Thunderbird Ausschau gehalten wurde. Viele Cops, mit denen er sich unterheilt, wollten im Gegenzug mit ihm Einzelheiten zu offenen Fällen besprechen, an denen sie gerade arbeiteten. Auch wenn Jeffrey glaubte, ihnen nicht helfen zu können, sagte er immer wieder ein paar passende Sätze und hoffte, sie klängen nicht zu sehr nach Routineantworten. Es war viel wahrscheinlicher, dass ein Streifenwagen in Griffin zufällig dem schwarzen Thunderbird begegnete, als dass Jeffrey einen Breitbildfernseher fand, der aus dem Haus der Mutter eines Polizisten gestohlen worden war, aber er schrieb sich die Seriennummer trotzdem auf und wiederholte sie sicherheitshalber.
    Obwohl er sich bei Nick ahnungslos gegeben hatte, wollte Jeffrey feststellen, was er auf eigene Faust im Internet recherchieren konnte. Zusammen mit Brad hatte er über dreihunderttausend Sites unter dem Suchwort » Mädchen-Liebhaber« gefunden. Nach der dritten Site, die sie besucht hatten, war Brads Gesicht bereits so kreidebleich, dass Jeffrey den jungen Streifenpolizisten nach Hause entließ und allein durchs Netz surfte.
    Selbst mit seinen rudimentären Kenntnissen fand Jeffrey Link auf Link zu Sites, auf denen Kinder in diversen aufreizenden Posen zu sehen waren. Als er schließlich aus dem Netz ging, hätte er am liebsten geduscht, um sich die Bilder aus dem Kopf zu waschen. Sara hatte Recht. Vielleicht würde ihm eine gewisse Distanz zu dem Fall auch zu einer neuen Perspektive verhelfen. So wie es im Moment stand, wusste er nicht, wo er weitermachen sollte.
    Auf dem Weg zu Sara versuchte Jeffrey, alle Gedanken an das zu vertreiben, was er auf dem Computerbildschirm gesehen hatte. Er hatte Sara vom Revier aus angerufen, ihr berichtet, dass es noch immer keine Neuigkeiten über Lacey gab und er sich jetzt auf den Weg zu ihr machen würde, wenn sie ihn immer noch sehen wollte. Zum Glück wollte sie. Als er aus dem Auto stieg, hörte er aus dem Haus einen langsamen Jazzsong. Sara musste wohl schon Ausschau nach ihm gehalten haben, denn sie öffnete die Tür, bevor er hatte anklopfen können. Alles, was ihn in den letzten paar Tagen beschäftigt und mit Sorgen erfüllt hatte, fiel in dem Moment von ihm ab, als er sie in der Tür stehen sah.
    » Hi«, sagte sie, ein hintergründiges Lächeln auf den Lippen.
    Jeffrey war sprachlos. Er konnte sie nur gebannt anstarren. Das Haar fiel ihr auf die Schultern, die Locken weicher als gewöhnlich. Sie trug ein schwarzes Seidenkleid, das ihren Körper eng umschloss und ihre Kurven wunderbar zur Geltung brachte. Ein langer Seitenschlitz erlaubte einen Blick auf ihr schlankes Bein. Sie trug hochhackige Schuhe, und das Spiel ihrer Wadenmuskeln reizte ihn so, dass er sie am liebsten abgeleckt hätte.
    Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn hinein. Jeffrey hielt sie aber schon in der Tür zurück und zog sie an sich. Die hohen Absätze machten sie sechs, sieben Zentimeter größer, und Sara legte ihm die Hand auf die Schulter, als sie die Schuhe abstreifte, um wieder auf Augenhöhe mit ihm zu sein.
    » Besser?«, fragte sie. Als er nicht antwortete, beugte sie sich vor und streifte mit den Lippen seinen Mund. Er behielt die Augen so lange offen, wie es ging, und sah zu, wie sie ihn küsste. Ihr Mund schmeckte süß, und auf ihrer Zunge schmeckte er Wein und einen Hauch Schokolade.
    Jeffrey schloss die Tür hinter ihnen, ohne Sara aus den Augen zu lassen. Er konnte sich nicht daran

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