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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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dann: » Wie hat es sich angefühlt?«
    » Wie hat sich was angefühlt?«
    Er sah auf ihre Hände, und sie verschränkte die Arme, damit er die Narben nicht sehen konnte. Sie schüttelte den Kopf. » Nein.«
    » Mein Dad hat mir davon erzählt.«
    » Ich bin sicher, er hatte großen Spaß daran.«
    Mark runzelte die Stirn. » Nein, hatte er zufällig nicht. Teddy fährt nicht auf solche Sachen ab.« Und zu Lenas Überraschung fügte er hinzu: » Der alte Ted ist einer von den ganz Braven geworden. Oberlau.«
    Lena starrte wieder auf das Foto. » Zieh dich an, Mark. Wir haben keine Zeit für solchen Quatsch.«
    » Sie erzählen mir Ihre Geheimnisse, dann erzähl ich Ihnen meine.«
    Lena lachte. » Du siehst zu viele Filme.«
    » Ich mein’s ernst.«
    » Das glaube ich nicht, Mark.«
    Sie hörte ein Feuerzeug mehrmals klicken. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Mark sich einen Joint anzündete.
    » Mach den sofort aus«, forderte sie ihn auf.
    Er gehorchte nicht, sondern inhalierte tief.
    Er sagte: » Möchten Sie nicht erfahren, was geschehen ist?«
    » Ich möchte, dass du dich anziehst, damit du deine Mutter besuchen kannst.«
    Er grinste wieder und machte es sich auf der Couch noch bequemer. » Ich hab neulich Abend gedacht, Sie drücken wirklich ab.«
    Ohne nachzudenken, setzte sich Lena auf das andere Ende der Couch. » Du hast mich beobachtet?«, fragte sie und fühlte sich ertappt.
    Er nickte und nahm einen langen Zug von seinem Joint.
    » Wo warst du denn?«
    » Beim Schuppen«, sagte er. » Ich dachte schon, Sie würden ihn platt fahren.«
    Lena schämte sich plötzlich sehr.
    » Dieser Mann beim Haus– ich dachte, er hätte mich gesehen, aber er hat ja nur Sie beobachtet.« Mark pustete auf die Spitze des Joints. » Ihr Vater?«
    » Onkel.«
    Mark nahm noch einen Zug von seinem Joint, behielt den Rauch ein paar Takte lang in den Lungen. Er blies ihn langsam aus und fragte dann: » Wie fühlte sich denn die Knarre im Mund so an?«
    » Falsch«, sagte sie, bemüht, sich wieder zu fassen. » Deswegen hab ich’s ja auch nicht getan.«
    » Klar. Und vergewaltigt zu werden«, sagte er. » Was war das für ein Gefühl?«
    Lena ließ den Blick durch den Raum wandern und fragte sich, wieso sie ein solches Gespräch mit diesem Jungen führte.
    » Ein schlechtes«, sagte sie und fügte achselzuckend hinzu: » Eben… ganz und gar kein gutes.«
    Er verschluckte sich an seinem Lachen. » Kann ich mir vorstellen.«
    » Nein«, sagte Lena, und um wieder das Gespräch zu bestimmen, fügte sie hinzu: » Warum erzählst du mir nicht, was geschehen ist, Mark?«
    » Haben Sie schon wieder Sex gehabt?«
    » Das geht dich überhaupt nichts an«, sagte sie, verblüfft, dass sie so beiläufig darüber sprechen konnte. Zum ersten Mal seit geraumer Zeit hatte Lena das Gefühl, sich und ihre Emotionen unter Kontrolle zu haben. Sie war stark und fähig, diesen Jungen in Schach zu halten. Angesichts der Tatsache, dass sie vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden versucht hatte, sich umzubringen, war diese Erkenntnis beinahe ein Schock.
    » Erzähl mir, was hier los ist.«
    » Meine Mum wird sterben«, sagte er. » Das wissen Sie, nicht wahr?«
    » Ja«, bestätigte sie und senkte den Blick, weil sie nicht wollte, dass er in ihrem Gesicht die Wahrheit las. » Willst du mit mir über sie sprechen?«
    Er antwortete nicht.
    » Mark«, sagte Lena. » Weißt du, wo deine Schwester ist?«
    Er sah sie mit großen Augen an, und ihm kamen die Tränen. Sie staunte wieder, was für ein Kind er noch war.
    Er sagte: » Wir sind einander sehr ähnlich, wissen Sie.«
    » Inwiefern?«
    » Hier drinnen«, sagte er und legte die Hand auf die Brust. » Was für ein Gefühl war es, vergewaltigt zu werden?«
    Sie schüttelte den Kopf, ließ sich von ihm nicht ablenken. » Inwiefern ähnlich, Mark? Hat dir auch jemand wehgetan?«
    Etwas blitzte in seinen Augen auf, und für einen sehr kurzen Moment erkannte sie, dass er schreckliche Qualen litt. Ihr ging das Herz auf, und sie empfand so etwas wie Muttergefühle für Mark Patterson. Und das, obwohl sie noch nicht einmal richtig für sich selbst sorgen konnte.
    Sie fragte: » Wer hat dir wehgetan, Mark?«
    Er legte einen Fuß auf den Couchtisch. » Warum sind Sie Cop?«
    » Weil ich Menschen helfen will«, erklärte sie, obwohl das nicht mehr ganz stimmte. » Lass mich dir helfen. Erzähl mir, was passiert ist.«
    Er schüttelte nur den Kopf. Und fing wieder an: » Was für ein Gefühl war es, als Sie

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