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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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gefunden.«
    » Und die gibt er uns so ohne weiteres?«, fragte Lena, und nicht zum ersten Mal war sie froh, dass sie mit dem Pastor nie über ihre Probleme gesprochen hatte.
    » Ja«, sagte Jeffrey und strich sich die Krawatte glatt. » Hat mich auch überrascht.«
    Lena verschränkte die Arme und sah ihren Boss an. Irgendetwas war anders an ihm, sie wusste nur nicht, was.
    » Ich treffe mich um zehn mit ihm im Krankenhaus«, sagte Jeffrey und sah auf die Uhr. » Ich bin schon spät dran.«
    » Ich dachte, du wolltest, dass ich mit dir komme«, sagte Lena.
    » Ich möchte, dass du dir Brad schnappst und dann zusammen mit ihm Mark heimbringst«, instruierte Jeffrey. » Lass ihn duschen, ein paar saubere Sachen anziehen und was er sonst noch möchte. Anschließend bringst du ihn ins Krankenhaus.«
    » Und wieso?«
    » Seiner Mutter geht es seit letzter Nacht viel schlechter«, sagte Jeffrey. » Fine glaubt, dass sie wahrscheinlich heute Vormittag stirbt.« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. » Egal was er getan hat, ich werde den Jungen nicht der Möglichkeit berauben, seine Mutter noch ein letztes Mal zu sehen.«
    Lena war gerührt, mochte es aber nicht zeigen.
    Jeffrey streckte ihr einen drohenden Finger entgegen. » Und ich will, dass Brad dabei ist, Lena. Du wirst keine Sekunde mit Mark allein sein. Verstanden?«
    Sie war drauf und dran zu protestieren, aber er hatte ja Recht. Sie wollte auch nicht mit Mark Patterson allein sein. Er hatte etwas von einem verwundeten Tier, und vielleicht identifizierte sie sich zu sehr mit ihm.
    » Lena?«, riss Jeffrey sie aus ihren Gedanken.
    Sie räusperte sich und antwortete: » Ja, Sir.«
    Wie gewöhnlich hielt sich Brad bei der Fahrt durch die Stadt sklavisch an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Lena gab sich alle Mühe, ihre Ungeduld zu zügeln und gleichzeitig zu ignorieren, dass Mark auf der Rückbank saß. Ohne hinzusehen, wusste sie, dass Mark sie anstarrte. Sie und Jeffrey waren übereingekommen, dass der Vater seinem Sohn mitteilen sollte, dass die Mutter den Tag wahrscheinlich nicht überleben würde. Aber jetzt im Auto, Mark keinen halben Meter hinter sich, hatte sie das Gefühl, etwas falsch zu machen.
    Das Medikament, das der Arzt ihm am Vorabend verabreicht hatte, schien zu wirken. Mark gab sich gewohnt großspurig, kam Lena zu nahe, als sie ihm die Handschellen anlegte, machte ein anzügliches Geräusch, als sie ihn zum Auto führte. Am Tag zuvor hatte er kaum reagiert.
    » Ist bestimmt heiß draußen«, sagte Brad und bog von der Main Street nach links ab.
    » Ich weiß«, stimmte Lena zu, nur um das Gespräch in Gang zu halten. » Heißer als letztes Jahr.«
    » Sehr wahr«, antwortete Brad. » Als ich klein war, da war es nie so heiß.«
    » Stimmt«, sagte Lena.
    » Wir hatten noch nicht mal ’ne Klimaanlage, bis ich zwölf war.«
    » Als wir unsere gekriegt haben, war ich schon fünfzehn.« Bei dieser Erinnerung lächelte sie kurz. Lena und Sibyl hatten vor dem kleinen Gerät gestanden, bis sie das Gefühl hatten, ihre Gesichter seien eingefroren.
    » Wir haben immer so lange gebettelt, bis mein Vater uns den Wasserschlauch im Garten angestellt hat«, sagte Brad mit einem kleinen Lachen. » Ich kann mich noch ganz genau erinnern, dass mein Cousin Bennie rübergekommen ist…«
    Mark schlug gegen das Trenngitter. » Halt die Schnauze.«
    Brad trat auf die Bremse und drehte sich um. » Mach das nochmal, und ich komm nach hinten.«
    Lena hatte noch nie erlebt, dass Brad jemandem drohte, und war überrascht, dass er es überhaupt konnte. Jetzt erst fiel ihr auf, dass Brad Mark Patterson nicht leiden konnte.
    » Mach mal halblang, Bulle«, sagte Mark.
    Lena erlaubte sich einen Blick nach hinten, und schon leckte Mark sich lasziv die Lippen. Sie drehte sich wieder um und sah nach vorn, um zu verbergen, dass er sie ertappt hatte.
    Der Wagen schlingerte beim Anfahren ein wenig, und Brad schwieg für den Rest der Fahrt. Lena dirigierte ihn zum Trailer der Pattersons, indem sie ihm Zeichen gab, anstatt zu reden. Sie versuchte sich vorzumachen, dass sich Mark nicht auf dem Rücksitz befand, aber es gelang ihr nicht, und es war, als spürte sie seinen Atem im Nacken.
    » Hier ist es«, sagte Lena und zeigte auf den Trailer. Sie war schon ausgestiegen, bevor Brad den Wagen ganz zum Stehen gebracht hatte. Bei jeder Bewegung protestierten ihre Oberschenkelmuskeln, und wieder verfluchte sie Hank für den morgendlichen Dauerlauf.
    Brad öffnete die hintere Tür und

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