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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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sagte: » Benimmst du dich jetzt anständig?«
    Mark nahm sich Zeit beim Aussteigen. Er war gut zehn Zentimeter kleiner als Brad. Er sagte etwas zu dem jungen Streifenpolizisten, das Lena nicht hören konnte. Es schien Brad jedoch verlegen zu machen, denn er lief dunkelrot an.
    » Pass auf, was du sagst.« Wirklich bedrohlich klang Brads Stimme nicht, eher schockiert. Brad packte ihn an den Handschellen und schob ihn in Richtung Trailer.
    An der Eingangstür zog Lena Marks Schlüssel aus ihrer Tasche. Man hatte seine Habseligkeiten konfisziert, als er festgenommen wurde. Lena nahm an, dass einer der Schlüssel am Ring passen würde.
    » Es ist der dritte«, sagte Mark. » Der mit dem größten Loch.« Er grinste Brad an. » Loch, Löchlein, Loch.«
    Brad spannte seine Kiefermuskeln an und starrte aufdie Tür, als könne er sie durch pure Willenskraft öffnen.
    Lena fand den Schlüssel und drehte ihn im Schloss. Eine kalte Brise kam aus dem Wohnwagen, als sie die Tür aufmachte.
    Mark blieb ganz kurz in der Tür stehen und sog den Fliederduft ein, der ihnen entgegenschlug.
    » Los«, befahl Brad und stieß den Jungen ins Innere.
    Lena warf Brad einen fragenden Blick zu. Was war bloß in ihn gefahren? Sonst war er doch der umgänglichste Mensch der Welt.
    » Nehmen Sie ihm die Handschellen ab«, sagte Lena.
    Brad schüttelte den Kopf. » Das sollten wir nicht tun.«
    Lena verschränkte die Arme. » Und wie soll er mit Handschellen duschen und sich anziehen?«
    Mark zwinkerte Brad zu. » Sie könnten doch bei mir bleiben, Officer. Mir den Rücken schrubben.«
    Bevor Lena bewusst wurde, was sie tat, hatte sie Mark eine Kopfnuss versetzt. » Schluss damit«, befahl sie zornig, weil er Brad ständig in Verlegenheit brachte. Dann sagte sie zu Brad: » Bewachen Sie die Rückseite des Trailers, falls er abzuhauen versucht.«
    Brad wirkte erleichtert und ging.
    » Was hast du zu ihm gesagt?«, wollte sie von Mark wissen.
    » Hab nur angeboten, ihm Erleichterung von der Anspannung zu verschaffen, unter der er anscheinend leidet.«
    » Um Himmels willen«, flüsterte Lena. » Warum musstest du ihm das antun?«
    » Warum nicht?« Mark zuckte die Achseln.
    Lena zog ihren Schlüssel hervor und winkte den Jungen zu sich. Er legte die Handschellen eng an den Unterleib, damit sie ihn berühren musste, wenn sie aufschloss.
    » Hände nach vorn, Mark«, befahl Lena.
    Er seufzte dramatisch, aber er gehorchte. » Werden Sie gern gefesselt?«, fragte er.
    » Ich geb dir zehn Minuten unter der Dusche«, sagte sie und öffnete die Handschellen. » Wenn ich dich da rausholen muss, werd ich dich nicht mit Samthandschuhen anfassen.«
    » Mmm…«, sagte Mark genüsslich. » Klingt verlockend.«
    Lena befestigte die Handschellen hinter ihrem Rücken am Gürtel. » Zehn Minuten«, sagte sie und überlegte, ob Hank sich wohl an diesem Morgen genauso gefühlt hatte, als er sie herumkommandiert hatte. Sie ging zur Couch hinüber und nahm sich eine Zeitschrift, bevor sie sich setzte. Mark stand in der Küche, beobachtete sie eine lange Minute und ging dann in sein Zimmer. Bald darauf hörte sie das Wasser in der Dusche rauschen. Lena klappte höchst erleichtert die Zeitschrift zu.
    Sie stand wieder auf, hielt sich am Kaminsims fest und dehnte ihre Oberschenkelmuskeln. Dass ihre Beine so schmerzten, und das nach einem Lauf, der noch vor einem Jahr läppisch gewesen wäre, machte sie zunehmend sauer. Sie besaß doch mehr Kraft. Es konnte doch nicht sein, dass sie so schlecht in Form war.
    Lena nahm ein gerahmtes Foto in die Hand, das Mark und Lacey vor einer Achterbahn zeigte. Beide Kinder lächelten, Mark hatte seinen Arm um Laceys Schultern gelegt, und sie umfasste seine Taille. Sie sahen ungefähr drei Jahre jünger aus, als sie jetzt waren, und wirkten glücklich.
    » Das war in Six Flags«, sagte Mark.
    Lena gab sich große Mühe, ihm nicht zu zeigen, wie sehr er sie erschreckt hatte. Mark stand keinen Meter entfernt von ihr und war nackt bis auf ein Handtuch um die Hüften.
    » Zieh dich an«, sagte sie.
    Er grinste sie träge an, und sie kam sich vor wie eine Anfängerin, weil sie sein Zimmer nicht zuerst nach Drogen durchsucht hatte.
    » Worauf bist du?«, fragte sie ihn.
    » Auf Wolke sieben.« Er grinste breit und ließ sich auf die Couch fallen.
    » Mark«, sagte Lena. » Steh auf und zieh dich an.«
    Er starrte sie nur an, die Lippen leicht geöffnet.
    Sie fragte: » Was ist los?«
    Er starrte sie noch einen Moment länger an und fragte

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