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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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entgegen und schleuderte ihn zu Boden. Dann war ein Grollen zu hören, und Lena kauerte sich auf der Treppe zusammen, als ein Feuerball den Korridor in gleißendes Licht tauchte.
    » Heiliger Himmel«, flüsterte sie. Sie kniete auf den Stufen und hielt sich die Arme vors Gesicht. Sie rechnete damit, von der Hitze umschlossen oder von den Flammen lebendig verbrannt zu werden, aber nichts dergleichen geschah. Sie rappelte sich hoch und spähte um die Ecke in den Korridor. Jeffrey lag unter der Tür begraben, regte sich aber. Der obere Teil der Tür war völlig verkohlt. An den Wänden waren schwarze Rußspuren zu erkennen, aber es brannte nirgends. Die Hitze musste so extrem gewesen sein, dass sie verpufft war.
    Als sie links ein Knistern hörte, drehte sie sich hastig um. Die schwarzen Vorhänge brannten lichterloh. Lena zog ihre Jacke aus und schlug damit so lange auf die Flammen ein, bis der Stoff von der Stange fiel. Sie trat gerade die letzte glühende Asche aus, als Jeffrey die Tür von sich wegschob.
    » Scheiße, was war denn das?«, fragte er benommen. Er tastete Gesicht und Körper nach Brandverletzungen ab. Soweit Lena sah, war ihm nichts passiert, denn die Tür hatte ihn vor dem Flammenstoß geschützt.
    » Ich hab keine Ahnung«, antwortete sie, ließ ihre Jacke fallen und kam herüber, um ihm aufzuhelfen.
    » Es hat schon vor der Tür irgendwie komisch gerochen«, sagte er und hielt sich an ihrer Schulter fest. » Was zum Teufel war denn das?«
    Sie fragte: » Wonach hat es denn gerochen?«
    » Nach Benzin, vermute ich. Aber ich bin nicht sicher. Wegen des Geruchs nach frischer Farbe war das schwer zu erkennen.« Er wollte seine Hose abklopfen, aber das war völlig zwecklos. Dann sahen sie beide auf seine Schuhe hinunter: Die Sohlen waren in der Hitze geschmolzen.
    » Verdammter Mist«, knurrte er. » Die habe ich erst letzte Woche gekauft.«
    Lena sah ihn verblüfft an und fragte sich, ob er vielleicht eine Kopfverletzung davongetragen hatte.
    » Alles in Ordnung?«, fragte er und wischte ihr Schmutz von der Schulter.
    » Ja«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Doch das verdankte sie allein der Tatsache, dass Jeffrey sie zurück zur Treppe geschickt hatte.
    » Die Scheibe ist zu Bruch gegangen«, sagte er und zeigte auf das Fenster. Die Hitze der Explosion hatte die Scheiben zerplatzen lassen und den Rahmen zerstört. Wo die Vorhänge sich entzündet hatten, waren dunkle Scharten in der Wand zurückgeblieben.
    Lena strich sich eine Strähne aus der Stirn. Asche und Staub rieselten aus ihrem Haar, und sie nahm an, dass die Spitzen versengt waren.
    Jeffrey ging den Korridor hinunter und blieb vor dem beschädigten Türrahmen stehen. Vorsichtig sah er nach, ob vielleicht noch irgendwo ein zweiter Brandsatz installiert war. Schließlich betrat er den Raum und drehte sich um. » Über der Tür war ein Auslöser«, sagte er. Lena fragte sich, wie er überhaupt noch klar denken konnte. Es hatte nur wenig gefehlt, und er wäre bei der Explosion ums Leben gekommen.
    Jeffrey zeigte auf eine Stelle über dem Türpfosten. » Dort befindet sich ein Draht, und der läuft…« Er drehte sich ganz langsam und folgte mit dem Blick dem Verlauf des Drahts durch den gesamten Raum. » Hier entlang.«
    Lena schob den Kopf durch die Tür, um zu sehen, wovon er sprach. Drei Kanister Benzin standen aufgestapelt in einer Ecke. Obendrauf lag ein angekohltes Badehandtuch und zudem etwas, das so aussah, als sei es mal ein Radiowecker gewesen. Das Plastik war zerfetzt, die Drähte hingen wirr heraus. Wände und Decke waren angesengt, und die Plastiklamellen der Jalousie im Fenster waren miteinander verschmolzen, doch merkwürdigerweise hatte sich nichts entzündet und war in Flammen aufgegangen.
    Lena betrachtete den Brandsatz und fragte sich, wer etwas so Stümperhaftes zusammengebaut haben mochte. Die Metallkanister waren fest verschlossen, und soweit sie sehen konnte, war die Uhr nicht einmal mit ihnen verbunden. Sie berührte das Handtuch und roch daran. Wer auch immer diese Brandbombe gebaut hatte, war noch nicht einmal auf den Gedanken gekommen, das Handtuch als Zünder in Benzin zu tränken.
    Sie sagte: » Ziemlich dämlich, das Ding hier.«
    » Ja«, stimmte Jeffrey zu. » Aber was ist eigentlich explodiert?«
    » Keine Ahnung«, antwortete sie und sah sich um. Jetzt erst merkte sie, dass dies der einzige noch voll möblierte Raum im Haus war. Auf dem Boden lag ein Teppich, und an der Wand hingen Poster von Boygroups. Man sah

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