Vergiss mein nicht
Woche fort?«
» Ja, und danach musste ich zu meiner Schwester Eunice nach Ohio, weil es ihr schlecht ging.« Dottie presste die Lippen zusammen. » Bei Eunice war ein paar Monate zuvor ein Emphysem festgestellt worden. Inzwischen geht es ihr aber wieder besser.«
» Jenny war also allein zu Hause?«
» Aber nein!« Dottie schüttelte den Kopf. » Natürlich nicht. Sie zog für drei oder vier Tage zu den Pattersons, und danach war ich ja auch schon wieder zurück.«
» War das normal, dass sie bei den Pattersons blieb?«
» Ja, jedenfalls damals«, erklärte Dottie. » An den Wochenenden übernachtete Lacey entweder bei uns, oder Jenny blieb bei den Pattersons.«
» Sie kennen die Pattersons gut?«
» Teddy und Grace?« Sie nickte. » Aber ja, beide aus der Kirche. Von Teddy bin ich nicht so begeistert«, sagte sie mit leicht gedämpfter Stimme. » Man sieht, wo Mark es herhat, das kann ich Ihnen sagen.«
» Was meinen Sie damit?«
» Er ist einfach…«, begann Dottie, zuckte dann aber die Achseln. » Ich weiß auch nicht. Wenn Sie ihm mal begegnen, werden Sie wissen, was ich meine.«
» Also«, fasste Lena zusammen, » Weihnachten war Jenny von der Kirche aus beim Skilaufen, danach wohnte sie bei den Pattersons. Und danach ging sie nicht mehr zur Kirche und redete auch nicht mehr mit den Pattersons?«
» Na ja.« Dottie schien das alles noch einmal zu überdenken. » Ja, so wird es wohl gewesen sein. Ich meine, im Nachhinein sieht es so aus. Aber damals hab ich da keinen Zusammenhang gesehen.«
» Haben Sie je Ihre Tochter im Verdacht gehabt, Drogen zu nehmen?«
» Aber nein, niemals. Sie war strikt dagegen«, antwortete Dottie. » Sie trank sogar koffeinfreien Kaffee, und erst kürzlich begann sie, völlig auf Zucker zu verzichten.«
» Wegen ihres Gewichts?«
» Sie sagte, wegen ihrer Gesundheit. Sie wollte einen reinen Körper.«
»› Rein‹«, wiederholte Lena. » Meinen Sie, das hatte etwas mit der Kirche zu tun?«
» Da ging sie schon nicht mehr hin«, rief Dottie ihr ins Gedächtnis. » Ich weiß auch nicht, warum. Eines Tages fuhren wir von der Schule nach Hause, und sie sagte auf einmal: › Ich will nichts mehr essen, wo Zucker drin ist. Ich möchte, dass mein Körper rein ist.‹«
» Kam Ihnen das nicht seltsam vor?«
» Damals nicht«, sagte Dottie. » Na, vielleicht doch, aber sie hatte sich in letzter Zeit sowieso sehr seltsam verhalten. Nicht auffällig seltsam, aber irgendwie anders, denn sie hörte auf, Cola zu trinken, wenn sie aus der Schule kam, und sie fing an, sich mehr auf ihre Hausarbeiten zu konzentrieren. Als ob sie sich bemühte, besser zu werden. Sie war langsam wieder wie früher.«
» Wie früher, bevor sie mit den Patterson-Kindern zusammen war?«
» Ja, so ungefähr.« Dottie schürzte die Lippen. » Es war sehr seltsam, denn Lacey war Cheerleader und überaus beliebt dazu, und Jenny brauchte früher nur die Schule zu betreten, da hat Lacey sie auch schon gequält.«
Sara fragte: » Inwiefern gequält?«
» Sie war einfach gemein«, entgegnete Dottie. » Hat sie wegen ihres Gewichts gehänselt. Und zwar schon, als Jenny nur ein wenig pummelig war. Nicht so wie in letzter Zeit.«
» Glauben Sie, dass Lacey oder Mark sie jemals verprügelt haben?«
Dottie wirkte überrascht. » Um Himmels willen, nein. Ich hätte die Polizei verständigt.« Sie tupfte sich die Augen trocken. » Sie haben sie immer nur gehänselt, nie wirklich etwas getan. Und dann haben sie sich plötzlich angefreundet.«
Lena sagte: » Und warum hat sich das geändert?«
» Das weiß ich wirklich nicht. Vielleicht, als sie alle aus der Mittelstufe in die Oberstufe gekommen sind. Das ist eine große Umstellung. Ich glaube, Lacey kam nicht ins Team der Cheerleader und stieg sozusagen in der Hackordnung ab. Sie wissen, wie die Kids sind. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war die Sache mit dem Zucker wahrscheinlich Laceys Idee.«
» Laceys?«, fragte Lena.
» Aber ja. Sie kam andauernd mit irgendwelchen neuen Sachen an. Welche Kleidung sie in der Schule tragen müssten, was sie am Wochenende machen wollten. Stundenlang haben sie am Telefon darüber geredet.«
Lena schmunzelte. » Meine Schwester und ich waren genauso«, sagte sie. Und fügte hinzu: » Was denken Sie, hatte es etwas mit Religion zu tun?«
» Was meinen Sie?«, sagte Dottie, die mit einer solchen Frage nicht gerechnet hatte.
» Der Zucker. Das Koffein. Irgendwie klingt das nach Religion.«
» Sie glauben doch
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