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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ihren Armen und Beinen?«, wollte Lena wissen. » Was ist da geschehen? Warum hat sich Ihre Tochter selbst Schnittwunden zugefügt?«
    » Sich selbst?«, wiederholte Dottie fragend. » Wovon reden Sie da?«
    » Sie hatte überall am Körper Schnittwunden. Dem Aussehen nach selbst zugefügt. Wollen Sie mir sagen, wie sie das fertiggebracht hat, ohne dass Sie davon wussten?«
    » Sie war sehr verschlossen«, konterte Dottie. » Sie trug immer langärmelige Sachen. Ich habe sie niemals…«
    Lena unterbrach sie: » Wussten Sie, dass während der letzten sechs Monate eine Operation an ihr durchgeführt worden ist?«
    » Operation?«, wiederholte Dottie. » Was soll das denn heißen?«
    » Keine Operation«, unterbrach Sara. Sie legte die Hand auf Dotties Arm und sagte: » Dottie, als ich Jenny untersucht habe…«
    Lena öffnete die Akte. Sie warf ein Foto über den Tisch, dann ein zweites. Aus seiner Position konnte Jeffrey nicht erkennen, um welche es sich handelte, aber an Dotties Gesichtsausdruck vermochte er genau abzulesen, was die Mutter vor sich sah.
    » O mein Gott, mein Kind.« Sie schlug sich die Hand vor den Mund.
    » Lena«, zischte Sara und bedeckte die Fotos mit der Hand. Sie wollte sie wegnehmen, aber Dottie hinderte sie daran. Sie kämpften sekundenlang um ein Foto, bevor Sara widerstrebend nachgab.
    » Wa-was?«, stotterte Dottie. Mit zitternder Hand hielt sie sich das Foto näher vors Gesicht.
    Selbstgefällig lehnte sich Lena auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann drehte sie sich sogar zum Spiegel, zu Jeffrey, um und zog die Augenbrauen triumphierend in die Höhe.
    Sara legte Dottie die Hand auf den Rücken. » Geben Sie mir das«, sagte sie und wollte ihr das Foto wegnehmen.
    » Mein Gott, mein Gott«, stammelte die Frau und schluchzte hemmungslos. » Mein Kind. Wer hat meinem Kind das angetan?«
    Sara warf Lena einen Blick zu, und Jeffrey spürte, wie sehr dieser Blick brannte. Lena zuckte die Achseln, als wollte sie sagen: Was habt ihr denn erwartet?
    » O Gott, o Gott«, flüsterte Dottie und verstummte abrupt. Ihr Körper erschlaffte, und Sara fing die Frau auf, als sie ohnmächtig zu Boden sank.
    Jeffrey stand auf dem Flur vor dem Besprechungsraum und redete mit Lena.
    » Wir müssen uns diesen Patterson-Jungen so schnell wie möglich vornehmen«, sagte Jeffrey. » Sara kann die Obduktionsbesprechung auch allein machen.«
    Lena blickte über seine Schulter zur Hintertür. Sara begleitete Dottie zu deren Auto. Aber vorher hatte sie Lena klar gesagt, sie sei gleich wieder zurück.
    Jeffrey sagte: » Marla besorgt uns gerade seine Adresse. Womöglich steckt er tiefer in dieser Sache drin. Hoffentlich treffen wir dort gleich auch seine Schwester.«
    Lena nickte und verschränkte die Arme. » Möchtest du, dass ich mit der Schwester rede, und du nimmst dir diesen Mark vor?«
    » Warten wir’s ab«, antwortete Jeffrey. » Ich möchte mir außerdem diesen Pastor ansehen.«
    Etwas flackerte kurz in Lenas Augen auf. Sie sagte: » Er gehört zu meiner Gemeinde. Na ja, nicht wirklich meine, aber Hank geht in die Kirche, und manchmal gehe ich mit.« Sie zuckte die Achseln. » Nur um etwas vorzuhaben, verstehst du? Ich bin nämlich nicht religiös oder so.«
    » Ja«, antwortete Jeffrey, verblüfft darüber, dass sie freiwillig mit dieser Information herausgerückt war. Seit der Vergewaltigung hatte sie nicht mehr so viel auf einmal gesagt. Es tat ihr offensichtlich gut, wieder bei einem Fall mitzuarbeiten, und das freute ihn.
    » Ich werde Brad vom Streifendienst holen«, sagte Jeffrey. » Ich will so schnell wie möglich mit ihm sprechen, um zu hören, was er über Fine zu sagen hat.«
    » Du meinst, Fine hat Jenny das angetan?«
    Jeffrey schob die Hände in die Taschen. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass jemand einem Kind etwas zuleide tat, aber Tatsache blieb, dass es geschehen war. » Wir müssen klären, ob Fine bei der Kirchenfreizeit nach Weihnachten dabei war.«
    » Vielleicht könnte ich…« Sie hielt inne, als die Hintertür mit einem lauten Knall aufflog.
    An der Art, wie Sara herangerauscht kam, erkannte Jeffrey, wie wütend sie war.
    Schon aus drei Metern Entfernung polterte sie los: » Was zum Teufel haben Sie da drinnen gemacht? Wie konnten Sie ihr das antun?«
    Lena ließ die Hände sinken. Jeffrey sah, dass sie die Fäuste ballte, als Sara näher kam.
    Lena wich zurück, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand. Ihre Fäuste blieben geballt,

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