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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Patterson gehört auch das Kudzu. Er hat den Trailer Park als Sicherheit eingesetzt, um Mark auf Kaution rauszuholen.«
    Jeffrey parkte direkt vor dem Trailer der Pattersons. » Hält ihn aber nicht gerade gut in Schuss. Die Anlage hier, mein ich.«
    » Nein«, antwortete Lena und blickte sich um. Das Haus der Pattersons bildete einen starken Gegensatz zum verwahrlosten Kudzu Arms gegenüber. Sie fragte sich, was das wohl über einen Vater aussagte, der einerseits stolz sein schmuckes Heim präsentierte, andererseits aber Menschen kaum zehn Meter entfernt in solchem Schmutz wohnen ließ. Natürlich war Patterson den Menschen nichts schuldig, aber Lena fand, der Mann hätte sich eigentlich bemühen sollen, eine nettere Nachbarschaft zu finden, besonders mit zwei Kindern im Haus.
    » Teddy«, las Lena vor. » So heißt der Vater.«
    » Marla hat auf dem Revier sein Strafregister aufgerufen«, sagte Jeffrey. » Hat zwei Anzeigen wegen Körperverletzung auf dem Konto, aber das ist ungefähr zehn Jahre her. Wegen einer Sache hat er sogar gesessen.«
    » Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«
    Ein ungewöhnlich großer Mann kam aus dem Trailer, als Jeffrey und Lena aus ihrem Wagen stiegen. Das war Teddy Patterson, vermutete Lena, und kurzzeitig wurde sie von Panik erfasst, weil er ein derart riesiger Kerl war. Mindestens fünf Zentimeter größer als Jeffrey und auch mindestens fünfzehn Kilo schwerer, machte Patterson den Eindruck, als könne er sie beide mit einer Hand packen und über die Straße schleudern.
    Lena ärgerte sich darüber, dass sie die Größe des Mannes überhaupt beachtete. Früher hatte sie geglaubt, es mit jedem aufnehmen zu können. Sie war eine starke Frau, muskulös vom Fitnesstraining, und sie hatte eigentlich immer das durchgezogen, was sie sich vorgenommen hatte. Aber jetzt hatte sie dieses Selbstbewusstsein verloren, und der Anblick von Patterson verursachte ihr ein leichtes Frösteln, obwohl der Mann nichts Bedrohlicheres tat, als seine Hände an einem schmutzigen Geschirrtuch abzutrocknen.
    » Verirrt?«, fragte Patterson. Er bot genau den Anblick, den man als Cop bestens kannte: Teddy Patterson war ein Knacki mit den entsprechenden Tätowierungen, die an seinen Armen nach oben liefen wie Kratzer von Hühnerfüßen. Lena und Jeffrey wechselten einen vielsagenden Blick, der Patterson nicht verborgen blieb.
    » Mr Patterson?«, fragte Jeffrey und zeigte seine Dienstmarke. » Jeffrey Tolliver, Grant County Police.«
    » Ich weiß, wer Sie sind«, antwortete Patterson wie aus der Pistole geschossen und stopfte das Geschirrtuch in die Tasche. Lena erkannte jetzt, dass es von etwas wie Schmiere verschmutzt war. Zudem registrierte sie, dass Patterson sie nicht zur Kenntnis genommen hatte.
    Lena öffnete den Mund, um zu sagen, dass sie auch da war, aber sie brachte keinen Ton heraus. Der Gedanke, dass er seine Feindseligkeit ganz bewusst gegen sie richtete, ließ sie in kalten Schweiß ausbrechen.
    » Das hier ist Detective Lena Adams«, sagte Jeffrey. Wenn er etwas von ihrer Angst bemerkt hatte, schien er sie nicht weiter beachten zu wollen. » Wir sind gekommen, um mit Mark darüber zu sprechen, was gestern Abend geschehen ist.«
    » In Ordnung«, sagte Patterson. Er zog die Wörter zusammen, so wie die meisten Leute in Madison, und deswegen hörte es sich eher an wie » Nordn«.
    Patterson kehrte ihnen den Rücken zu und ging zum Haus. Er blieb absichtlich in der Tür stehen, als Jeffrey an ihm vorbeiging, um ihn einzuschüchtern. Jetzt konnte Lena sehen, dass der Mann noch größer war, als sie vom Auto aus geschätzt hatte. Sie war nicht sicher, aber Patterson schien den Abstand zwischen seinem Bauch und dem Türrahmen zu verringern, als sie hindurchging. Sie drehte sich etwas zur Seite, damit sie nicht gezwungen war, ihn zu berühren, aber seinem Grinsen war zu entnehmen, wie gut er wusste, dass sie sich bedrängt fühlte. Sie hasste es, so leicht durchschaubar zu sein.
    » Setzen Sie sich doch«, bot Patterson an und deutete auf die Couch. Weder Jeffrey noch Lena kamen seiner Aufforderung nach. Patterson hatte die Arme vor dem massigen Brustkorb verschränkt, und Lena bemerkte, dass sein Kopf bis auf ungefähr zehn Zentimeter an die niedrige Decke reichte. Der Raum war groß, aber Patterson füllte ihn allein durch seine Anwesenheit.
    Lena sah sich in dem Wohnwagen um und versuchte, sich wie ein Cop zu benehmen und nicht wie ein ängstliches kleines Mädchen. Alles war aufgeräumt, sauber

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