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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ähnelte sehr demjenigen, mit dem Dottie Weaver ein paar Stunden zuvor Lena bedacht hatte, aber Grace Patterson wirkte weitaus bedrohlicher als Dottie Weaver.
    Sie fragte herausfordernd: » Warum stellen Sie so viele Fragen über meine Tochter? Es war Mark, auf den die Kleine ihre Waffe gerichtet hat.«
    Jeffrey sagte: » Dottie hat uns erzählt, dass Lacey und Jenny Freundinnen waren.«
    » Nun ja…«, fing sie an, noch immer zögernd, da sie offenbar versuchen wollte, Jeffreys Fragen einen Schritt voraus zu sein. Aber schließlich sagte sie: » Ja, sie waren befreundet. Dann muss irgendwas passiert sein, und plötzlich war Schluss.« Sie zuckte die Achseln. » Das ist jetzt ein paar Monate her. Wir haben Jenny hier eine ganze Weile nicht mehr gesehen, und ich weiß auch, dass Lacey sie nicht mehr besucht hat.«
    » Hat sie Ihnen den Grund dafür genannt?«
    » Ich nahm an, dass es sich um einen albernen kleinen Streit handelte.«
    » Aber gefragt haben Sie nicht?«
    Grace zuckte wieder die Achseln. » Sie ist meine Tochter, Chief Tolliver, und nicht meine beste Freundin. Kleine Mädchen haben ihre Geheimnisse. Da können Sie Ihre Exfrau fragen.«
    Er nickte nur. » Sara hat gesagt, Lacey sei ein tolles Mädchen. Sehr gescheit.«
    » Das ist sie«, stimmte Grace zu und schien erfreut darüber, dass ihre Tochter gelobt wurde. » Aber wenn sie es nicht erzählen will, geht es mich auch nichts an.«
    » Vielleicht hätte sie nichts dagegen, mit jemand anderem darüber zu reden?«
    » Was meinen Sie?«
    » Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mit ihr sprechen würde?«
    Wieder ein indignierter Blick von Grace. » Sie ist noch minderjährig. Wenn Sie keinen triftigen Grund vorzuweisen haben, dürfen Sie ohne meine Erlaubnis nicht mit ihr sprechen. Hab ich Recht?«
    » Wir wollen Ihre Tochter doch nicht als Verdächtige verhören, Mrs Patterson. Wir möchten nur herausfinden, in welcher seelischen Verfassung Jenny Weaver war. Und dafür brauchen wir Ihre Einwilligung nicht.«
    » Aber ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass Lacey und Jenny schon eine ganz Weile nicht mehr befreundet waren– so etwa seit Weihnachten nicht mehr. Sie würde also gar nichts dazu sagen können.« Grace lächelte höflich, aber kühl. » Ich will nicht, dass meine Tochter verhört wird, Chief Tolliver.« Sie hielt inne. » Weder von Ihnen, noch von Dr. Linton.«
    » Sie wird doch gar nicht verdächtigt, etwas Unrechtes getan zu haben.«
    » Ich will, dass es dabei bleibt«, sagte sie. » Muss ich der Schule mitteilen, dass sie mit niemandem reden darf, es sei denn, entweder ihr Vater oder ich befinden uns im selben Raum?«
    Jeffrey schwieg und dachte vermutlich, dass sie verdammt gut über ihre Rechte informiert war. Schulen verhielten sich den Gesetzeshütern gegenüber in der Regel stets kooperativ, und da die Verwaltungsbeamten der Schule an Stelle der Eltern die Rolle der Erziehungsberechtigten einnahmen, wenn die Kinder sich auf dem Schulgelände befanden, konnten sie Vernehmungen durchaus erlauben.
    Jeffrey sagte: » Das ist nicht notwendig.«
    » Habe ich darauf Ihr Wort?«
    » Ja«, sagte Jeffrey mit einem kurzen Nicken, und Lena hörte die Enttäuschung in seiner Stimme.
    » Trotzdem möchten wir uns gerne mit ihr unterhalten«, fügte er hinzu. » Und Sie dürfen herzlich gerne dabei sein.«
    » Darüber muss ich erst mit Teddy sprechen«, sagte sie, » aber wir wissen doch beide, was er sagen wird.« Sie brachte beinahe ein Lächeln zustande, das die Feindseligkeit beendete. » Sie wissen doch, wie es ist mit Vätern und ihren kleinen Mädchen.«
    Jeffrey seufzte und nickte wieder. Lena war klar, dass Teddy Patterson eher ins Sonntagskleid seiner Frau schlüpfen würde, als zu erlauben, dass seine Tochter mit einem Cop redete. Knackis lernten früh, der Polizei zu misstrauen, und obwohl er schon seit einiger Zeit aus dem Gefängnis raus war, schien Teddy das beibehalten zu haben.
    Es war Jeffrey hoch anzurechnen, dass er noch nicht kapituliert hatte. Er fragte: » Sie war in letzter Zeit nicht krank, oder?«
    » Lacey?«, fragte Grace ganz offensichtlich überrascht. » Natürlich nicht. Fragen Sie Dr. Linton, wenn Sie wollen.« Betroffen legte sie sich die Hand auf die Brust. » Ich bin die Einzige in der Familie, die je etwas hatte.«
    » Sie ging in die Kirche, Ihre Lacey?«
    » Ja«, sagte Grace. Sie lächelte wieder, und Lena sah, dass ihre Zähne leicht grau waren. » Mark auch. Eine Zeit lang jedenfalls.« Sie hielt inne und

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