Vergiss mein nicht
Gedanke, dass die Frau farblich perfekt zum Wohnzimmer passte.
Grace ergriff das Wort: » Ich weiß es wirklich zu schätzen, Chief Tolliver, dass Sie Mark gestern Abend nicht mehr verhört haben. Er war völlig durcheinander.«
Jeffrey sagte: » Es ist nur verständlich, dass er etwas Zeit braucht, um sich von dem Schock zu erholen.«
Bei den Worten schnaubte Teddy Patterson verächtlich. Lena überraschte das nicht. Männer wie Teddy Patterson waren nicht der Meinung, dass Menschen sich von bestimmten Dingen erst erholen mussten. In dieser Beziehung ähnelte er Lena. Man setzte sich mit etwas auseinander und ließ es hinter sich. Oder versuchte es zumindest. Auf keinen Fall wurde gejammert.
» Ist seine Schwester da?«, fragte Jeffrey. » Mit ihr würden wir auch gerne sprechen.«
» Lacey?«, sagte Grace und fasste wieder nach ihrer Halskette. » Sie ist im Augenblick bei ihrer Großmutter. Wir hielten es für das Beste.«
Jeffrey fragte: » Wo war sie denn gestern Abend?«
» Hier«, antwortete Grace. » Sie hat sich um mich gekümmert.« Sie schluckte und sah hinunter auf ihre Hände. » Ich bitte sie gewöhnlich nicht, bei mir zu bleiben, aber ich hatte eine besonders schlimme Nacht, und Teddy musste arbeiten.« Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln. » Manchmal werden die Schmerzen einfach unerträglich. Da hab ich gern die Kinder bei mir.«
» Aber Mark war nicht hier?«, fragte Jeffrey, obwohl das doch auf der Hand lag.
Ihr Gesicht verdüsterte sich. » Nein, war er nicht. In letzter Zeit schlägt er ein bisschen über die Stränge.«
» Vor kurzem hat er seine Schwester vertrimmt«, sagte Patterson. » Das haben Sie doch bestimmt in seinem Strafregister. Ist ein echter Scheißkerl, der Junge. Von dem kommt nichts Gutes.«
Grace gab keinen Ton von sich, aber ihr Missfallen teilte sich auch ohne Worte mit.
» Tut mir leid«, entschuldigte sich Patterson. Und er wirkte tatsächlich zerknirscht. Lena staunte über den Einfluss, den Grace anscheinend auf ihren Mann hatte. Innerhalb weniger Minuten hatte sie ihn gezähmt.
Patterson sagte: » Ich geh Mark holen.« Dann verließ er den Raum.
Lena erwischte sich dabei, dass sie wieder mit der Zunge über die Rückseite ihre Zähne tastete. Aus einem unerfindlichen Grund versagte die Stimme ihren Dienst. Es gab Fragen zu stellen, und Lena wusste genau, dass Jeffrey sie von ihr hören wollte, aber sie war zu verstört, um sich darauf zu konzentrieren. Sie hatte nur eins im Sinn: so schnell wie möglich aus diesem Trailer zu verschwinden und von Teddy Patterson wegzukommen. Obwohl seine Frau nur einen Meter entfernt saß und Jeffrey direkt neben ihr, hatte Lena Angst. Mehr noch– sie fühlte sich bedroht.
Lena versuchte, sich von ihrer Klaustrophobie abzulenken. Sie blickte hinüber in die Küche, die zwar geräumig war, aber auch nicht groß. Das Tapetenmuster bestand aus Erdbeeren, und auf dem Küchentisch stand sogar eine Uhr im Erdbeerdesign.
Grace räusperte sich. Sie nahm den Faden wieder auf und sagte: » Mark steckt seit kurzem in einer schlechten Phase. In der Schule hat er ständig Ärger.«
» Tut mir leid, das hören zu müssen, Mrs. Patterson«, sagte Jeffrey. Er setzte sich auf, wahrscheinlich um mehr Interesse zu signalisieren. » Und was ist mit Lacey?«
» Lacey hat noch kein einziges Mal Ärger gemacht, seit sie auf der Welt ist«, behauptete Grace. » Und das ist, bei Gott, die Wahrheit. Das Kind ist ein Engel.«
Jeffrey schmunzelte, und Lena ahnte, was er dachte. Gewöhnlich waren es gerade die Engel, die die grässlichsten Verbrechen begingen. » Geht sie schon mit Jungen?«
» Sie ist dreizehn«, erwiderte Grace, als sei das Antwort genug. » Wir dulden nicht einmal, dass Jungen ins Haus kommen.«
» Und sie könnte sich nicht heimlich mit jemandem treffen?«
» Ich wüsste nicht, wie«, antwortete Grace. » Sie kommt jeden Tag gleich nach der Schule heim, wie es sich gehört. Wenn sie mal ausgeht, dann immer mit Freundinnen, und sie kommt nie später zurück als ausgemacht.«
Lena spürte, dass Jeffrey Blickkontakt suchte, aber sie reagierte nicht.
» Wann muss sie denn zu Hause sein?«
» Wenn sie am nächsten Tag in die Schule muss, lassen wir sie natürlich gar nicht ausgehen. Freitags und sonnabends, neun Uhr.«
» Übernachtet sie manchmal woanders?«
Grace sah ihn an, als sei ihr eben erst klar geworden, dass hinter Jeffreys Interesse an Lacey mehr steckte, als sie ursprünglich angenommen hatte. Der Blick
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