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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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paar bequeme Sessel sowie eine ausladende Couch hineingestellt, die jeden, der auf ihr Platz nahm, zu einem behaglichen Schläfchen animierte. Sara hatte des Öfteren bei Tessa übernachtet, besonders nach der Scheidung. Damals hatte sie sich bei ihrer Schwester sicherer gefühlt als in ihren eigenen vier Wänden.
    » Tessie?«, rief Sara und achtete darauf, dass das Fliegengitter nicht hinter ihr zuschlug. Cathy hatte die Holztür sperrangelweit offen gelassen, was seltsam war, da die Klimaanlage lief.
    Tessa klang angespannt. » Moment bitte.«
    Sara spazierte zum Schlafzimmer ihrer Schwester. Sie fragte sich, was los sein mochte. » Tess?«, sagte sie fragend und blieb im Türrahmen stehen.
    Tessa hatte die Nase in ein Papiertaschentuch gesteckt und blickte nicht auf, als Sara eintrat. Cathy stand neben ihr, die Arme über der Brust verschränkt.
    » Was ist denn passiert?«, fragte Sara im selben Moment, in dem auch Cathy diese Frage stellte.
    » Was?«, sagten sie unisono.
    Sara deutete auf ihre Schwester. » Was ist los mit dir? Warum weinst du denn?«
    Cathy kam auf Sara zu und legte ihr die Hand auf den Kopf. » Hast du dich verletzt?«
    » Ist eine lange Geschichte«, sagte Sara und schob die Hand ihrer Mutter beiseite. » Tessie, was ist los?«
    Tessie schüttelte nur den Kopf, und plötzlich wurde Sara schwindlig. Sie setzte sich auf die Bettkante und fragte: » Ist was mit Dad?«
    Cathy schaute missbilligend. » Sei nicht albern. Der ist munter wie ein Fisch im Wasser.«
    Sara tat einen Stoßseufzer. » Was ist es denn?«
    Tessa ging zu ihrem Toilettentisch und nahm ein langes Stück weißes Plastik zur Hand. Sara erkannte den Schwangerschaftstest, bevor sie ihn von ihrer Schwester in die Hand gedrückt bekam.
    Sara fiel nichts Besseres ein, und sie sagte deshalb: » Mit den Dingern muss man doch frühmorgens testen.«
    » Hab ich ja gemacht«, entgegnete Tessa. » Dann nochmal gegen Mittag und jetzt eben.«
    » Alle positiv«, sagte Cathy. » Da werden wir dann wohl am nächsten Wochenende mit ihr in die Stadt fahren müssen.«
    » In die Stadt?«, fragte Sara begriffsstutzig. Was wollten sie denn in Atlanta? Aber dann ging ihr ein Licht auf, und sie schüttelte heftig den Kopf. » Du willst abtreiben lassen?«
    Tessa nahm ihr das Teststäbchen ab. » Ich hab doch keine Wahl.«
    » Das ist nicht wahr«, erwiderte Sara wütend. » Natürlich hast du eine Wahl.«
    » Sara«, mahnte Cathy.
    » Mum«, begann Sara, wandte sich dann aber an ihre Schwester: » Um Gottes willen, Tess, du bist dreiunddreißig Jahre alt, du verdienst gutes Geld, und dein Devon ist so verliebt in dich, dass er nicht mehr geradeaus gucken kann.«
    » Was hat denn das damit zu tun?«, fragte Tessa.
    » Alles hat damit zu tun.«
    » Ich bin noch nicht so weit.«
    Sara war so schockiert, dass sie keinen Ton herausbrachte. Schließlich fragte sie: » Weißt du eigentlich, was die mit dir machen werden, Tessa? Weißt du, wie das abläuft? Weißt du denn, wie sie…?«
    Tessa stoppte sie. » Ich weiß, was eine Abtreibung ist.«
    » Wie kannst du dann überhaupt daran denken…?«
    » Was denken?«, fragte Tessa erregt. » Denken, dass ich noch nicht bereit bin, ein Baby zu bekommen? Das kann ich sehr leicht denken, Sara. Ich bin einfach noch nicht dazu bereit.«
    » Niemand ist je dazu bereit«, entgegnete Sara, bemüht, nicht zu schreien. » Wie kannst du nur so egoistisch sein?«
    » Egoistisch?«, fragte Tessa fassungslos.
    » Du denkst doch nur an dich.«
    » Tue ich nicht«, ereiferte sich Tessa.
    Sara griff sich an die Stirn, konnte nicht fassen, dass sie diese Unterhaltung führten. Dann ließ sie die Hand sinken und fragte: » Weißt du eigentlich, was sie da genau machen? Weißt du, was mit dem Baby passieren wird?«
    Tessa wandte sich ab. » Noch ist es kein Baby.«
    Sara packte ihre Schwester am Arm und drehte sie zu sich um. » Sieh mich an!«
    » Warum? Damit du mich davon abbringen kannst?«, fragte Tessa. » Es ist meine Entscheidung, Sara.«
    » Und was ist mit Devon?«, wollte Sara wissen. » Was sagt er dazu?«
    Tessa schürzte die Lippen. » Er hat darüber nicht zu bestimmen.«
    Sara ahnte, worauf Tessa hinauswollte, aber sie fragte trotzdem. » Was, du bist nicht sicher, ob er der Vater ist?«
    » Sara«, mahnte Cathy wieder.
    Sara kehrte ihrer Mutter weiterhin den Rücken zu.
    » Natürlich ist er das«, gab Tessa empört zurück.
    Sara fixierte ihre Schwester. Sie suchte nach den richtigen Worten, um dem Ganzen

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