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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Lippen aufeinander. » Ich wünschte, das wäre ein Trost.«
    » Das wünsche ich mir auch«, sagte er. » Ich wünsche mir auch, dir sagen zu können, wie du deine Schuldgefühle loswerden könntest. Aber ich weiß es verdammt nochmal auch nicht.«
    Sara kamen die Tränen. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, damit Jeffrey sie nicht weinen hörte.
    » Sara?«
    Sie räusperte sich und trocknete sich die Augen. Sie schniefte, weil ihre Nase lief. » Ja?«
    » Hat Lacey denn sonst noch was gesagt? Vielleicht über Mark, warum er hinter ihr her war?«
    Sara wurde ungehalten. Lacey Patterson wurde ganz bestimmt nicht schneller gefunden, wenn immer wieder dieselben Fragen gestellt wurden. » Schluss jetzt mit demVerhör. Mein Tag war auch so schon schlimm genug.«
    Er schwieg, und sie hörte, dass er Gas gab.
    Sara schloss die Augen, lehnte sich an die Wand und wartete ab, bis er etwas zu ihr sagte.
    » Weißt du…« Er verstummte, und dann: » Ich muss dir sagen, die Vorstellung, dass jemand dir wehtut, macht mich richtig wütend.«
    Sie lachte. » Mich auch.«
    » Geht es dir denn gut?«, fragte er wieder.
    » Ja«, sagte sie, obwohl sie ziemlich aus dem Gleichgewicht geraten war. In der Klinik hatte sie sich immer sicher gefühlt, und es gefiel ihr gar nicht, dass ihre Arbeit im Leichenschauhaus die in ihrer Arztpraxis beeinflusste. Sie fühlte sich verletzlich, und das gefiel ihr erst recht nicht.
    » Nick hat angerufen«, erzählte sie Jeffrey und informierte ihn dann über das, was Nick gesagt hatte.
    » Reinheit?«, wiederholte Jeffrey. » Davon hatte Jenny doch gesprochen.«
    » Genau«, stimmte Sara zu. » Ich glaube, letztlich hat alles mit Sex zu tun. Sie wollte wieder rein sein, stimmt’s?«
    » Stimmt.«
    » Und weswegen fühlte sie sich schmutzig?«
    » Weil sie auf der Party mit den ganzen Typen gebumst hat?«
    » Sie war betrunken«, erinnerte ihn Sara. Sie merkte, wie sich ihr Zorn wieder regte.
    » Sie haben gesagt, sie sei nicht zu betrunken gewesen, um zu wissen, was sie tat.«
    » Natürlich haben sie das behauptet. Was sollten sie denn sonst sagen– dass sie sie vergewaltigt haben?«
    Er räusperte sich. » Da hast du nicht Unrecht.«
    » Warum hätte sie das sonst tun sollen?«, wollte Sara wissen. » Jenny war nicht so. Mein Gott, sie war doch noch ein kleines Mädchen!«
    Jeffrey war jetzt begütigend. » Wir wissen nicht genau, was geschehen ist, Sara. Und wahrscheinlich werden wir es auch nie erfahren.«
    Sara wechselte das Thema. Im Moment konnte sie sich mit ihm einfach nicht vernünftig darüber unterhalten. » Nick hat die Tätowierung zum FBI geschickt. Aber deren Datenbank hat bis jetzt nichts ausgespuckt.«
    » Diese Tätowierung war übrigens der Anlass, weswegen ich aufgehalten wurde«, sagte Jeffrey. » Ich erzähl es dir heute Abend.«
    » Nein«, sagte sie. » Das kannst du mir morgen erzählen.«
    Nach kurzem Schweigen sagte er: » Ich dachte, du wolltest mich heute Abend sehen?«
    » Ja«, sagte Sara. » Das will ich ja auch. Aber ich will nicht über die Arbeit reden.« Sie wartete ein paar Takte. » Es muss wirklich nicht sein, dass ich heute Abend auch noch an all das denken muss. Ja?«
    » Bin einverstanden. Solange ich dich zu sehen bekomme.«
    » Wenn du meinen Anblick erträgst«, sagte sie leichthin. » Ich habe nämlich ein riesiges grünes Pflaster auf dem Kopf.«
    » Hast du noch Schmerzen?«
    » Mmm«, murmelte sie und warf einen Blick aus dem Fenster. Sie sah ihre Mutter die Stufen zu Tessas Wohnung über der Garage hinaufsteigen.
    » Sara?«
    Sara wandte sich wieder Jeffrey zu. » Ich zähle darauf, dass du mich ablenkst.«
    Er lachte und wirkte erfreut. » Ich muss noch mit Mark reden und die Abendstreife wegen der Suche nach Lacey kurz einweisen. Nicht, dass jemand heute Abend noch viel bewerkstelligen könnte. Ich bin dann bei dir, so schnell ich kann, in Ordnung?«
    » Meinst du, es könnte spät werden?«
    » Wahrscheinlich«, antwortete er. » Soll ich dich schlafen lassen?«
    » Nein«, sagte sie. » Weck mich.«
    Sie konnte beinahe hören, wie er lächelte.
    » Ich seh dich dann.«
    » Sieh zu«, antwortete sie und legte auf.
    Bevor sie nach draußen ging, trank sie ein Glas Wasser. Das Pflaster war unter ihren bloßen Füßen heiß wie glühende Kohlen, und die letzten paar Meter vor der Treppe ging sie auf Zehenspitzen.
    Tessas Wohnung war recht groß und hatte zwei Schlafzimmer und zwei Bäder. Sie hatte die Wände in den Grundfarben gestrichen und ein

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