Vergiss mein nicht!
Rowan und öffnet mir die Tür. »Ihr zwei solltet euch vielleicht kennenlernen.«
»Sehr lustig«, murmle ich.
»Geht es dir gut?«, fragt Trevor.
»Bestens.«
Drinnen macht Rowan sein Versprechen wahr und setzt sich neben mich. Stephanie landet auf meiner anderen Seite, zwischen mir und Trevor. Ich möchte schrecklich gerne neben Trevor sitzen, aber mir fällt keine gute Ausrede ein, Plätze zu tauschen.
Das Licht geht aus.
»Möchtest du Popcorn?«, fragt Rowan und legt seine Hand auf meinen Unterarm, sicher nur, um mich aufmerksam zu machen, aber meine Reflexe sind schneller als der Gedanke. Ich reiße meinen Arm weg und stoße dabei gegen die Popcorntüte, die er in der Hand hält. Das Popcorn fliegt nach allen Seiten.
»Das tut mir echt leid«, sage ich.
Er lacht. »Ist schon okay. Du bist nett und schreckhaft. Den Film mit dir anzusehen, wird noch mehr Spaß machen, als ich gedacht habe.«
»Ist das Popcorn mit Butter?«, frage ich. »Ich hoffe, ich hab nicht deine Sachen ruiniert.« Angesichts der Tatsache, dass Rowan teurere Klamotten trägt als ich, hoffe ich wirklich, dass seine Jeans keine Fettflecken abbekommen hat.
»Nee, alles okay.« Er steht auf, schüttelt sich und setzt sich dann wieder.
Ich verschränke die Arme. »Ich verspreche dir, dass ich meine außer Kontrolle geratenen Gliedmaßen für den Rest des Abends im Griff behalten werde.«
»Nein, nein, nein. Ist schon okay. Hier, du kannst die Lehne nehmen.« Er zieht eine meiner Hände auf die Armlehne und tätschelt sie zweimal, als wäre sie ein Hund, dem er befohlen hat, »Platz« zu machen. Dann reicht er, sehr zu meiner Erleichterung, das Popcorn weiter an Lisa und legt seine eigenen Hände auf die Knie.
Ich weiß, warum ich so schreckhaft bin. Es liegt an der Dunkelheit. Als ich das letzte Mal im Dunkeln neben einem Jungen gesessen habe, hat das kein gutes Ende genommen. Das Problem war nicht nur, dass Bobby an mir rumgefummelt hat und dabei grob geworden ist – auch wenn das schon schlimm genug war –, sondern dass ich erstarrt bin. Ich habe mehrere Minuten gebraucht, bis ich mich zur Wehr gesetzt habe. Und dann noch ein paar weitere, bis er endlich von mir abgelassen hat. Bis ich in der Lage war, ihn wegzustoßen und zu gehen. Und diese Reaktion – meine Unfähigkeit, irgendetwas zu tun – hat mir mehr Angst eingejagt als alles andere. Obwohl ich ein paar Sekunden später aus meiner Vision herausgerissen wurde, fühlt es sich immer noch real an.
Stephanie wirft uns einen Blick zu und sagt laut: »Könnt ihr zwei vielleicht später Bekanntschaft schließen? Ich versuche hier, einen Film zu gucken.«
Mit heißem Gesicht sehe ich auf die Leinwand. Der Film hat noch gar nicht angefangen. Am liebsten würde ich ihr raten, sich mal ein bisschen zu entspannen, es ist ja schließlich bloß die Vorschau, aber dann könnte Rowan auf die Idee kommen, dass ich ihn tatsächlich kennenlernen will. Und dass ich wütend auf Stephanie bin, weil sie uns unterbrochen hat. Deswegen sage ich nur: »Tut mir leid. Kleiner Popcorn-Zwischenfall.«
Trevor beugt sich vor und sagt: »Ja, Addison, konzentrier dich bloß. Nach dem Film gibt’s ein Zombiejäger-Quiz.« Er lächelt und lehnt sich wieder zurück.
Stephanie macht ein mürrisches Gesicht, aber das ist mir egal; nach diesen beiden Sätzen geht es mir schon viel, viel besser. Das heißt, nur bis zur Hälfte des Films, als Rowan sich die Lehne mit mir teilen will. Diesmal reiße ich meinen Arm nicht sofort weg. Nichts passiert. Ist ja nur eine Armlehne. Man teilt sie sich halt. Ich musste das einmal sogar mit einem alten Mann tun, er hatte behaarte Arme, und das war kein Problem. Ich zähle bis zehn und ziehe meinen Arm weg.
Rowan ist jedoch unbeirrbar und beugt sich über mich: »Ich hab bis jetzt noch gar keine Schreie gehört«, sagt er zu Stephanie.
»Weil dieser Film langweilig ist.«
»Klaustrophobie«, sage ich.
Rowan lacht und lehnt sich wieder zurück. Ich rutsche ein bisschen dichter an Stephanie, die Trevor fast auf dem Schoß sitzt, und konzentriere mich wieder voll auf den Film, der bis jetzt nicht allzu gruselig gewesen ist.
Eine meiner Freundinnen im Sektor hat ein fotografisches Gedächtnis. Sie kann sich an alles, was sie je gesehen, gelesen oder gehört hat, erinnern, und zwar bis in alle Ewigkeit. Ich war immer neidisch auf sie, wenn wir Tests geschrieben haben. Doch langsam wird mir klar, dass ihre Gabe vielleicht doch nicht so toll ist wie gedacht.
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