Vergiss mein nicht!
»Aber durch die Wände bekommt ihr sie nicht.«
»Moment mal«, sage ich. »Wie lange ist das denn her? Ich dachte, wir würden hier von früher sprechen, als ihr kleine Jungs ward. Aber das waren Streiche, nachdem ihr eure Talente schon hattet? Wow. Sehr reif.«
»Hey. Wir waren in der Neunten. Noch nicht ganz so in uns ruhend und weise«, sagt Duke mit einem Lachen.
Laila räuspert sich und ich freue mich schon auf ihre ironische Bemerkung, dass sie das auch jetzt noch nicht sind, aber stattdessen sagt sie: »Seht mal, wer da eben reingekommen ist.«
Duke und ich werfen einen Blick über die Schulter und entdecken Poison.
»Wer ist denn das?«, fragt Bobby.
»Ein totaler Versager«, informiert Laila ihn. In ihren Augen funkelt etwas, das mir nicht gefällt. »Bin gleich wieder da.«
»Was hast du vor?«, frage ich.
»Wenn er aus dem Fenster guckt, lenk ihn ab.«
»Was?« Ich bin verwirrt, aber sie ist schon halb aus der Tür.
Poison bestellt sich was zu essen und ich beobachte, wie Laila ihren Blick über den Parkplatz schweifen lässt, sein Auto entdeckt und rasch drauf zuläuft. Sie greift sich in ihr Haar und muss sich eine Haarklammer rausgezogen haben, denn als sie bei seinem Auto ankommt, kniet sie sich hin und schraubt die Ventile seiner Reifen auf.
Duke lacht. »Sie lässt die Luft aus seinen Reifen.«
Poison hat an der Theke gerade seine Bestellung aufgegeben. Er ist kurz davor, sich umzudrehen, und dann wird er entdecken, dass Laila sich an seinem Auto zu schaffen macht. Ich schnappe mir einen Becher Cola vom Tisch, springe auf, renne nach vorn und stelle mich hinter ihn. Als er sich umdreht, pralle ich mit ihm zusammen und kippe den Becher in seine Richtung. Cola und Eiswürfel spritzen durch die Gegend. Ich hatte nicht bedacht, dass mein T-Shirt vorn total durchweicht sein würde, aber das Ganze erfüllt seinen Zweck.
Er stößt mehrere Flüche aus.
»Tut mir schrecklich leid«, sage ich.
Unsere Blicke treffen sich und ich habe keine Ahnung, ob er mich von unserem Treffen in Lailas Haus wiedererkennt oder ob ihm einfach bloß bewusst geworden ist, dass ich nur eine Schülerin bin und seine wüsten Beschimpfungen nicht verdiene. Seine Miene hellt sich jedenfalls etwas auf. »Nicht viel passiert«, sagt er schroff. »Pass nächstes Mal besser auf, wo du hinstolperst.«
»Ja, mach ich.« Da ich mir nicht sicher bin, ob Laila schon fertig ist, schnappe ich mir einen Stapel Servietten von der Theke und fange an, sein Hemd trocken zu tupfen.
»Ich komm schon klar«, sagt er und stürmt in die Toilette.
Der Mann hinter der Theke starrt auf die Schweinerei auf dem Fußboden.
»Tut mir leid«, sage ich und bin kurz davor, mich auf den Boden zu hocken und mit den Servietten alles aufzuwischen.
»Ist schon okay. Ich hole einen Mopp.«
Mein T-Shirt ist nass und meine Arme und mein Gesicht kleben. Als ich wieder zurückkomme, lächelt Duke. »Der war gut«, sagt er, als ich mich setze.
»Was geht hier eigentlich ab?«, fragt Ray.
Ich werfe Duke einen Blick zu, der ihn hoffentlich davon abhält, Lailas schmutzige Wäsche vor anderen zu waschen, und er sagt: »Ach nichts, dieser Typ hat uns bloß vorhin die Vorfahrt genommen.«
Ich zupfe an meinem nassen T-Shirt. »Ich muss mich dringend umziehen.«
Er macht den Reißverschluss seines Rucksacks auf und zaubert ein lila Trikot mit dem Namen Rivers – in Goldbuchstaben quer über den Rücken gedruckt – hervor.
Nie und nimmer, will ich am liebsten sagen, aber er macht ein so süßes Gesicht. Ich nehme das Trikot. »Danke. Bin gleich zurück.«
Nachdem ich Dukes Football-Trikot angezogen habe, starre ich in den Spiegel. Das bin nicht ich. Ich fühle mich wie eine Betrügerin. Nicht nur, dass es mir viel zu groß ist,es sieht wie ein Plakat aus, das der Welt verkündet, dass ich Duke gehöre. Alle werden denken, dass ich ihn darum gebeten habe.
Meine Haare gehören auch zu dem Schauspiel – seit Duke mir gesagt hat, wie gut das aussieht, trage ich meine Locken glatt gefönt und ich fühle mich damit ziemlich armselig. Jetzt sind meine Haare total verklebt von der Cola und locken sich auf einer Seite. Ich zerre ein Haargummi aus meiner Hosentasche und binde mir einen Pferdeschwanz. Die Vorderseite des Trikots stecke ich in meine Jeans. Als mir einfällt, dass ich mich ja in der Schule umziehen kann, geht es mir besser. Plötzlich finde ich die Idee gar nicht mehr so gestört, dass ich Klamotten für den Notfall in mein Schließfach gelegt
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