Vergiss mein nicht!
auf der Welt mit dieser Gabe. Mein Talent mag zwar selten sein, aber die Einzige bin ich nicht.
Es ist sowieso bloß reine Formsache, hat er ihr versichert, damit wir sie in die Kurse stecken können, die ihren Neigungen entsprechen. Das hier ist nicht ihr offizieller Eintrag bei den Behörden. Wenn sie ihre Prüfungen bestanden hat, können Sie den offiziellen Titel mit dem Amt ausmachen .
Das werde ich tun, hat ihm meine Mutter versichert. Und das wird sie auch.
In der Zwischenzeit steht in meiner Schulakte Hellseherin. Der Begriff, der mir jetzt neongelb entgegenleuchtet.
Dukes Handy piept und ich zucke zusammen. Ich schaue auf seinen Schreibtisch, wo ich es hingelegt hatte. Nur eine ganz kleine Handbewegung über den Bildschirm ist nötig, um die Nachricht erscheinen zu lassen. Sie ist von Ray.
Treffen am Donnerstagabend @ Fat Jack, Strategiebesprechung Football. 7 Uhr.
Ich schließe die SMS und starre wieder auf die Liste. Wut steigt in mir auf, als ich langsam die Bedeutung der Markierung begreife. Hinter mir schließt sich die Tür und ich wirble herum, die Liste fällt dabei auf den Boden. »Duke, du hast mich ganz schön erschreckt.«
Er lächelt. »Hast du etwa nicht erwartet, dass ich mein eigenes Zimmer betrete?«
»Nein, das ist es nicht, ich wollte nur gerade gehen, weil meine Mum auf mich wartet. Du hast dein Handy vergessen und ich war drauf und dran, dir eine Nachricht zu schreiben.«
Während ich spreche, wandert sein Blick zu dem Blatt auf dem Fußboden und ein Ausdruck von Panik blitzt kurz in seinem Gesicht auf, um genauso schnell wieder zu verschwinden. Das sagt mir alles.
»Du benutzt mich.« Vor Wut brennen meine Augen.
»Was? Nein. Das ist nicht wahr.«
Ich zeige auf die Liste. »Kannst du mir dann bitte das hier erklären?«
»Okay, ganz am Anfang habe ich vielleicht gedacht, dass du mir helfen könntest. Dass du meine Zukunft vorhersehen und mir sagen könntest, welches College das richtige für mich ist. Aber dann habe ich dich kennengelernt. Darum geht es mir schon lange nicht mehr.«
Tränen steigen in mir hoch, aber ich dränge sie zurück, wütend darüber, dass sie überhaupt kommen. »Tja, dann hättest du mal lieber deine Hausaufgaben sorgfältiger machen sollen, denn deine Zukunft kann ich nicht voraussagen, nur meine.«
»Genau. Sieh mal, wenn ich dich wirklich benutzen wollte,dann hätte ich mich doch schon längst aus dem Staub gemacht, nachdem ich von deinem wirklichen Talent erfahren habe.« Er hebt seine Hände und geht einen Schritt auf mich zu.
Seine Schreibtischplatte drückt sich von hinten in meinen Rücken. »Ich weiß nicht.«
»Na klar weißt du das, Addie.« Er steht jetzt vor mir, streicht mit seinen Händen über meine Schultern und küsst mich auf die Wange. Mein Misstrauen schwindet.
Er nimmt meine Arme und legt sie um seine Hüften. Meine Wut verfliegt, und während er mit seiner Hand sanft über meine Haare streicht, werde ich immer unsicherer.
»Addie, ich muss kein Hellseher sein, um dich in meiner Zukunft zu sehen. Ich will dich in meiner Zukunft. Ich brauche dich in meiner Zukunft. Wenn du mir nicht vertrauen kannst, lote es aus. Du wirst mich genauso in deiner Zukunft sehen.« Er streicht mein Haar hinter mein Ohr und sein Mund wandert zu meinem Kinn hinunter.
»So funktioniert das nicht. Ich kann nicht einfach meine Zukunft ausloten.«
»Ich wette, das könntest du. Du musst dich nur genug anstrengen. Und wenn du mich in deiner Zukunft siehst, musst du dich entschuldigen, dass du mich verdächtigt hast.«
Ich schaue ihm in die Augen, und als ich sehe, wie ehrlich sein Blick ist, fühle ich mich schuldig. »Ich glaube, ich warte nur darauf, dass die Wirklichkeit mich einholt. Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum du dich mit mir abgibst. Wir sind so unterschiedlich.«
»Unterschiede sind doch gut. Oder? Ich würde ja wohl kaum mit mir selbst zusammen sein wollen.« Er küsst mich liebevoll. »Ich habe mich in dich verliebt, Addie. Bitte brich mir nicht das Herz.«
Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und er drückt mich an sich. Mein Blick fällt auf die Liste auf dem Fußboden. Die schwarzen Buchstaben brennen sich durch den gelben Textmarker. Er muss meinen Blick gespürt haben, denn er hebt die Blätter auf. »Sieh mal her.« Er lässt sie in den Schlitz des Recyclingbehälters neben seinem Schreibtisch fallen. Es zischt und die Chemikalien lösen das Papier auf. »Schon verschwunden«, sagt er und zieht mich wieder an
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