Vergiss nicht zu atmen
uns.
Getrocknete Rosen. Sie waren an meinem neunzehnten Geburtstag angekommen, kurz nachdem er nach Afghanistan aufgebrochen war. Es war das Letzte, mit dem ich gerechnet hatte, Blumen vom anderen Ende der Welt zu meinem Geburtstag zu bekommen.
Als Kelly das Zimmer betrat, lag ich zusammengerollt auf meinem Bett und weinte. Um mich herum lagen die dummen Beweise dafür, dass ich nicht loslassen konnte.
Sie brauchte nur einen Blick und sagte dann: „Oh nein, Alex, Liebes. Es hat dich voll erwischt.“
„Oh Scheiße, es tut mir leid Kelly.“
„Ist schon okay Baby. Rück zur Seite.“
Das tat ich und sie krabbelte neben mich auf das Bett und umarmte mich, während ich mir die Augen ausweinte.
Kapitel 5
Vergiss nicht zu atmen (Alex)
Der Wecker klingelte zu einer unchristlichen Uhrzeit. Wie das vor 6:00 Uhr morgens so ist. Ich war seit meiner Highschoolzeit nicht mehr so früh aufgestanden, und ich war vollkommen glücklich damit gewesen.
Kelly murmelte vom anderen Ende des Raumes „Oh mein Gott, was zur Hölle war das?“, und schnarchte dann weiter.
Im ersten Moment rollte ich mich auf die andere Seite und betätigte die Snooze-Taste. Ich schloss meine Augen und dachte, ich sollte einfach weiterschlafen. Ich driftete in einen Halbschlaf ab und begann zu träumen.
Es war der Sommer vor meinem Abschlussjahr an der High School und Dylan und ich hielten Händchen. Ich konnte die Schwielen vom Gitarrespielen auf seinen Fingerkuppen spüren. Wir spazierten zusammen etwa ein Viertel der Strecke auf der Golden Gate Bridge entlang, blieben die ganze Zeit dicht beieinander und schauten auf die Bucht hinunter. Er hatte große, verträumte Augen und wir unterhielten uns über unsere Träume für die Zukunft.
Es war schwer, denn unsere Träume… unterschieden sich. Er wollte reisen und schreiben. Ich würde nach New York aufs College gehen. Er hatte die High School bereits abgeschlossen und plante das Land innerhalb der nächsten Monate zu verlassen. Ich würde noch ein weiteres Jahr in San Fransisco verbringen. Wir drehten uns zueinander, dort auf der Brücke, und wie der Wind uns sachte durch das Haar fuhr, küsste er mich zärtlich.
Dylan.
Dylan.
Meine Augen öffneten sich abrupt. Es war 5:56 Uhr und ich würde zu spät kommen.
Ich hüpfte aus dem Bett und wäre fast flach auf dem Boden gelandet, fing mich aber im letzten Moment. Mein Herz raste, ich öffnete die oberste Schublade und zog Klamotten heraus, auf der Suche etwas Passendes zum Anziehen zu finden.
„Was machst du da?“, fragte Kelly mit noch ganz schläfriger Stimme.
„Ich bin spät dran für das Lauftraining mit Dylan.“
„Oh. Ich glaube ich träume. Das klang so, wie wenn du laufen gehen würdest. Wir reden später weiter.“
Ihre Worte verstummten zu einem Murmeln und ich fand endlich ein paar Shorts, einen Sport-BH und ein Neckholder-Top. Wo zur Hölle waren meine Sneakers? Ich suchte und fand sie schließlich indem ich über sie stolperte und mir den Kopf anschlug. Oh Gott, ich war so ein Tollpatsch.
Um 6:05 Uhr schickte ich Dylan eine SMS: Bin spät dran, bin bald da.
Dann rannte ich zur Tür hinaus. Ich hoffte, dass er die Nachricht erhalten würde. Ich hoffte, dass er auf mich warten würde. Ich hoffte, dass er mich nicht hassen würde. Oh Gott, warum tat ich mir das eigentlich an?
Es war Zehn nach Sechs, als ich endlich über die 114. Straße rannte an der Butler Library vorbei aufs Campusfeld. Um diese Zeit war der Campus geradezu verlassen, nur ein paar Frühaufsteher liefen schon in der Dunkelheit.
Mir stockte der Atem als ich ihn sah.
Dylan trug graue Baumwollshorts und ein T-Shirt auf das in großen schwarzen Buchstaben das Wort ARMY gedruckt war, er war gerade dabei Liegestützen zu machen, als ich ihn erblickte. Seine breiten Schultern und sein Bizeps zeigten deutlich, dass er diese Form Training gewohnt war. Die Muskeln in seinem Nacken und seinen Schultern waren angespannt und traten hervor während er seinen Körper auf und ab bewegte.
„Ich bin gleich fertig“, sagte er zu mir. Er war kaum außer Atem.
In dem Moment realisierte ich, dass ich einfach nur dastand und ihn anstarrte. Wie lange schon? Ich hatte keine Ahnung. Eine ganze Weile. War ich etwa am hecheln?
Lass das, dachte ich. Schlecht, Alex.
Ich schaute zur Seite, denn das war das Einzige was ich tun konnte, und blickte dann wieder zurück zu ihm. Nachdem ich die Augen von seinen Armen abgewandt hatte, konnte ich sehen, welchen Schaden
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