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Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
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die Bombe an seinem Bein angerichtet hatte. Dicke, schlimm aussehende Narben überzogen seine komplette Wade. Ein weiterer übel aussehender Striemen, zusammengenäht und verheilt wie ein Reißverschluss, zog sich von unterhalb seines Knies hoch bis unter seine Shorts. Weitere zerklüftete Narben überzogen sein ganzes rechtes Bein. Das rechte Bein war sichtbar dünner als das Linke: das Linke war wohlgeformt, mit kräftigen Wadenmuskeln.
    „Ich habe deine Nachricht erhalten“, sagte er, nachdem er endlich mit den Liegestützen fertig war. Er schwenkte seinen Hintern, zog ein Bein an und streckte das Andere. Er lehnte sich vor, streckte die Arme aus und griff an seinen linken Fuß. „Sorry, dass ich nicht geantwortet habe. Ich wärme mich schon mal auf. Das letzte was ich brauchen kann, ist losrennen und einfrieren.“
    Ich würde dich nach Hause tragen, wenn das passieren würde. Direkt in mein Zimmer.
    Oh, um Gottes Willen, dachte ich, reiß dich zusammen. Er ist dein Exfreund. Das Arschloch, das dich hat leiden lassen, im Unklaren darüber gelassen hatte, ob er noch lebt oder nicht. Der Typ der dir das Herz gebrochen hat, ohne Vorwarnung, ohne eine Erklärung.
    „Ist okay“, sagte ich. 
    Ich war nicht gerade sportlich, nicht mehr als er es gewesen war, bevor er zur Army gegangen war, aber ich verstand die Notwendigkeit sich aufzuwärmen. Ich setzte mich ihm gegenüber und versuchte seine Bewegungen zu imitieren, mich zu strecken so weit ich konnte, meinen linken Fuß festhaltend, dann den rechten.
    „Also, ähm… Ich mache das nicht häufig. Oder besser, ich mache das nie.“
    „Was?“, fragte er.
    „Laufen gehen“, sagte ich. 
    „Es könnte sein, dass es dir gefällt. Früher lief ich manchmal mit dem Boxteam in unserem Bataillon… sie liefen bis zu 33 Kilometer jeden Morgen.“
    Ich starrte ihn fassungslos an. Dann sah ich das Päckchen Zigaretten in seinem linken Ärmel. 
    „Du hast das gemacht und geraucht?“
    „Ja, nun ja, jeder hat sein Laster, denke ich.“
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich streckte meine Füße direkt vor mich, ihm gegenüber und reckte mich so weit nach vorne, wie ich konnte. 
    Ich hörte praktisch, wie er aufhörte zu atmen und setzte mich schnell wieder auf. Er wandte seine Augen ab und ich kapierte, heilige Scheiße, dass Dylan in meinen Ausschnitt geschaut hatte. 
    Ich fühlte wie mir die Hitze ins Gesicht stieg, also schaute ich weg und stand auf. 
    „Ich denke, ich bin jetzt aufgewärmt“, sagte ich.
    Er kicherte und sagte dann: „Ähm… Es tut mir leid. Das war… völlig unangebracht. Und… unbeabsichtigt. Und… ich halte jetzt besser meine Klappe, solange es noch geht.“
    „Du bist ein Arsch, Dylan.“
    Er nickte, offen, mit nur einem Hauch eines Lächelns um seine linke Mundhälfte. „Das stimmt.“
    Okay, er dachte, das wäre lustig. Er war wirklich ein Arsch. Ich runzelte die Stirn und sagte: „Das ist nicht lustig. Ich gehe wieder nach Hause.“
    Das amüsierte Lächeln verschwand sofort. „Warte… bitte geh nicht.“
    Er sah so verletzt aus, ich blieb wie angewurzelt stehen, und er sagte: „Es tut mir leid. Manchmal vergesse ich es einfach. Ich kenne die Regeln und all das, aber du bist immer noch die...“
    Er verstummte und drehte sich um. „Tut mir leid, das war eine schlechte Idee.“
    Ich wollte wissen, was er sagen wollte, bevor er verstummt war. Aber irgendwie fühlte ich, dass die Antwort gegen die Regeln verstoßen würde und verdammt, ich verspürte den Drang zu weinen. Und hatte ich das in letzter Zeit nicht schon viel zu oft getan?
    Ich schloss die Augen und sagte dann: „Dylan. Du hast Recht. Ich bin zu sensibel. Und um fair zu sein… vielleicht habe ich auch einen Blick zuviel auf dich geworden. Lass uns loslaufen.“
    Er drehte sich zu mir zurück, holte tief Luft und nickte dann, immer darauf bedacht dem auszuweichen, was ich gesagt hatte. 
    Er begann langsam zu laufen, so dass ich in der Lage war, mit ihm mitzuhalten. Aber ich werde nicht lügen. Meine Beine waren es nicht gewohnt zu rennen und ich kann mir nicht vorstellen, von welchem Planeten er kam, wenn er Gefallen daran gefunden hatte, regelmäßig mehr als 30 Kilometer zu laufen. Die Army hatte ihm bestimmt Drogen gegeben, da war ich mir sicher.
    „Also, ähm, wie weit laufen wir?“, fragte ich. 
    „Nicht weit“, antwortete er. „Ich war nicht mehr laufen seit… na ja, davor. Ich will es nicht übertreiben.“
    „Läufst du immer so früh

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