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Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
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ansah, merkte ich, dass sie recht hübsch war, sogar in der strengen Uniform.
    „Natürlich“, sagte ich. Als ob ich sie davon hätte abhalten können.
    Ich führte sie ins Wohnzimmer und sagte: „Was kann ich für Sie tun? Werde ich wieder verhaftet? Muss ich meinen Anwalt anrufen?“
    Beide schüttelten den Kopf und Alvarez sah ein bisschen verlegen aus. Sie kam schnell auf den Punkt.
    „Letzte Nacht hat Randy Brewer eine junge Frau von der 1020-Bar nach Hause verfolgt. Eine Frau aus der Nachbarschaft, keine Studentin. Er brach in ihr Apartment ein und vergewaltigte sie. Ihre WG-Partnerin – eine Polizistin – kam dazu.“
    Ich schloss meine Augen und murmelte: „Oh Gott. Geht es ihr gut?“
    „Niemandem geht es gut nach einem sexuellen Übergriff“, antwortete Alvarez. „Wie geht es Ihrer Freundin?“
    „Wir haben uns getrennt. Aber ich bringe ihr Selbstverteidigungstechniken bei.“
    Alvarez grinste. „Es tut mir leid zu hören, dass sie sich getrennt haben, aber das mit dem Selbstverteidigungstraining ist gut für sie.“
    Ich nickte.
    „Schauen Sie“, sagte Alvarez. „Wozu das auch immer gut sein mag, wir wollten… uns entschuldigen. Die Staatsanwaltschaft lässt aufgrund dessen, was passiert ist, alle Anklagen gegen Sie fallen. Ich denke Ihr Anwalt wird entsprechend benachrichtigt werden. Es wird eine letzte Anhörung geben und dann sollte alles geklärt sein.“
    Ich nickte. „Danke“, sagte ich.
    „Wir haben nur unsere Arbeit getan“, sagte der andere Polizist. Der, der mich in der Nacht meiner Verhaftung als verwöhntes reiches Kind beschimpft hatte.
    „Ich verstehe das. Ich war Soldat. Fehler passieren.“
    Sie standen auf, ich schüttelte ihnen die Hand und dann gingen sie aus meinem Leben, hoffentlich für immer. Wow. Zum ersten Mal seit Jahren, wollte ich am liebsten einen Trinken gehen. 
    Bloß nicht! Stattdessen zog ich mir meine Jogginghose an und ging in den frühen Abendstunden laufen.
    Ich nahm dieselbe Route, die Alex und ich immer liefen. Aber ich musste zugeben, dass sie ohne sie ihren Charme verloren hatte.
    Bevor ich das Ende des Central Parks erreichte, bog ich in Richtung Westen über die Westliche 72. Strasse zum Riverside Drive ab und rannte dann über den Hudson River Greenway zurück. Die Buchsbaumbüsche waren irgendwie beruhigend, sogar in einer eiskalten Nacht. 
    Ich war Soldat. Fehler passieren.
    Es war interessant, wie leicht es mir fiel den Polizisten dafür zu vergeben, dass sie mich anstatt Randy verhaftet hatten, ich mir selbst aber nicht vergeben konnte. Wie oft hatte ich mich für Roberts Tod schuldig gefühlt? Wie oft hatte ich mich für all das Blut und den Schmerz und die schrecklichen Dinge, die in meinem Leben passiert waren, nachdem ich ausgerastet und auf meinen Laptop geschossen hatte, schuldig gefühlt?
    Gott, war ich wirklich so verdammt neurotisch? Es war ja nicht nur das: Ich hatte mich für noch viel mehr Dinge schuldig gefühlt. Immerhin war ich das Kind, das sich dafür schuldig gefühlt hatte, dass seine Mutter geschlagen wurde, weil ihm der Brownieteig auf den Boden getropft war.
    Aber sehen Sie, es war nicht meine Schuld. Er war seine. Ich habe sie nicht geschlagen. Mein Vater, dieser Hurensohn, hatte das getan, immer und immer wieder und am Ende war es völlig egal, was ich getan oder nicht getan hatte. Ich tat nur mein Bestes um mich selbst zu beschützen. Um mich vor dem Schmerz zu beschützen. Um mich vor Eltern zu beschützen, die im besten Fall unzuverlässig waren. Und, sind wir mal ehrlich… die Tatsache, dass meine Mutter ihn am Schluss rausgeschmissen hat, den Anonymen Alkoholikern beitrat und in ihrem Leben aufgeräumt hat, als ich in meinem ersten Jahr an der High School war? Das bedeutete eine Menge. Aber es änderte nicht, was mir passiert war. Es änderte die Schutzmechanismen, die ich für mich aufgebaut hatte, nicht. 
    Und am Ende musste Alex deshalb leiden.
    In unserer letzten Nacht in Israel, hatte sie mich bedrängt ihr zu sagen, was ich wollte. Würden wir uns ein Versprechen geben? Würden wir trotz der Entfernung zusammen bleiben, trotz des Schmerzes, den die Entfernung mit sich bringen würde? Oder würden wir nach Hause fliegen und uns andere Partner suchen, uns langsam vergessen, unsere erste Liebe langsam vergessen und das wäre es dann gewesen? Vielleicht würden wir hin und wieder an den anderen denken, oder uns zufällig in zehn Jahren treffen und uns kurz zurückerinnern?
    Sie hätte von mir vor drei

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