Vergiss nicht zu atmen
Gesicht, erneuerte mein Mascara und Make-up. Auf keinen Fall wollte ich meiner Familie einen Hinweis darauf geben, dass ich während des Fluges geweint hatte. Das fiel unter die Kategorie der Dinge, die meine Mutter nicht wissen musste.
Als ich gegen Ende des Fluges mein Handgepäck zusammenpackte, sagte der Mann der neben mir saß: „Ich denke, er muss sehr glücklich sein, wenn Sie ihn so sehr lieben.“
Ich grinste. „Vielleicht. Wenn er es nur wüsste.“
„Viel Glück“, sagte er.
Ich vermute ich war inzwischen auf die Freundlichkeit Fremder angewiesen. Denn ich zählte die Rose auch dazu. Die Rose, die mir der Florist an der Ecke des Wohnheims vor zwei Wochen geschenkt hatte.
Also ging ich, meine Tasche über meine Schulter gehängt, ein falsches Lächeln im Gesicht, durch die Sicherheitsabsperrung und begrüßte meine Familie.
Mein Vater war natürlich nicht mit am Flughafen. Er würde zu Hause sitzen und darauf warten von mir formell begrüßt zu werden, wenn ich seine Domäne betrat. Aber meine Mutter war dort und die Zwillinge, Jessica und Sarah. Ich hatte die gleiche Riesenfamilienumarmung erwartet, mit der ich im Sommer begrüßt worden war. Daher war ich etwas überrascht (und enttäuscht), als meine Mutter mich zuerst umarmte und dann jede meiner Schwestern einzeln. Sie hatten sich auf beiden Seiten meiner Mutter aufgestellt, Jessica trug ein weißes Kleid, Sarah schwarze Jeans und ein graues T-Shirt.
„Willkommen zu Hause, Liebes“, sagte meine Mutter.
„Hey“, sagte Jessica.
Sarah sagte nicht ein einziges Wort.
Meine Mutter lehnte sich näher an mich heran und flüsterte: „Die Zwillinge reden gerade nicht miteinander. Tut mir wirklich leid, das hat schon zu einigen Unannehmlichkeiten geführt.
Sie meinte es ernst. Ich musste in der mittleren Sitzreihe des Minivans mit Jessica sitzen, weil Sarah und Jessica, beide sechzehn, es ablehnten zusammen in der Mittelreihe zu sitzen und die hintere Reihe nicht eingebaut war, der freie Platz war mit Kartons, die mit weiß Gott was gefüllt waren, belegt. Sarah saß auf dem Beifahrersitz, starrte aus dem Fenster und weigerte sich auch nur anzuerkennen, dass wir da waren.
Jessica sah Sarah an, verschränkte dann ihre Arme, schmollte und sah aus dem Fenster.
Au weia. Das würden ja lustige Ferien werden.
„Also, ähm, Mom, was gibt es Neues?“
„Oh, nicht viel. Meistens mache ich mir Sorgen um Euch Mädchen und kümmere mich um Euren Vater, während er seine Memoiren schreibt.“
„Arbeitet er immer noch daran?“
Sie schaute mich im Rückspiegel an und sagte dann: „Ja, er arbeitet immer noch daran.“ Sie seufzte nicht, oder verdrehte die Augen, aber es hatte den Anschein, als ob sie das gern getan hätte. „Wie ist das Studium? Wir hören kaum von dir, Alexandra.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hatte viel zu tun, viele Verpflichtungen dieses Jahr. Es tut mir leid, dass ich mich nicht so oft gemeldet habe. Ich werde versuchen mich zu bessern.“
„Dein Vater und ich würden das sehr begrüßen.“
Jessica sprudelte heraus: „Carrie ist zu Hause. Und sie hat einen neuen Freund.“
Sarah drehte sich in ihrem Sitz um und starrte sie wütend an, dann murmelte sie: „Gott!“, und drehte sich wieder zurück.
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Carrie hat einen Freund?“
Meine Mutter meldete sich zu Wort: „Es scheint so. Aber sie macht ein großes Geheimnis daraus. Sie ist seit zwei Tagen zu Hause und verschickt ständig SMS, oder kichert am Telefon, oder schließt sich in ihrem Zimmer ein und spricht über ihren Computer. Es ist wirklich unpassend für jemand in ihrem Alter.“
Ich grinste und war zum ersten Mal seit Tagen glücklich. „Das ist toll, Mom!“
„Ja klar, du denkst das natürlich“, sagte sie und verwies mich damit auf meinen Platz.
Ich vermute mir war nicht danach zumute, denn ich antwortete sofort. „Was soll das jetzt heißen, Mom?“
Sie schnaubte leise. „Du weißt, dass wir mit den von dir gewählten Partnern auch nicht immer einverstanden waren.“
Ich schüttelte den Kopf, lächelte weiter mein falsches Lächeln und schaute aus dem Fenster. „Ja, Mom. Das weiß ich.“
„Also, lass uns nicht weiter darüber reden, es ist inzwischen sowieso vorbei.“
Ich holte tief Luft. Wenn sie nur wüsste.
Zum ersten Mal, seit ich angekommen war, sagte Sarah etwas: „Was ist aus Dylan eigentlich geworden? Ich fand ihn süß.“
„Sarah!“, sagte meine Mutter mit verletzter Stimme.
„Na
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