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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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man konnte an einer Hand abzählen, wie oft ich mit ihm gesprochen hatte, bevor Sal auftauchte. Ich hatte ihn einfach nicht auf dem Schirm. Sal sitzt in Geschichte neben ihm, und vom ersten Tag an war klar, dass er den Boden anbetete, auf dem sie ging. Sal erzählte mir davon, nicht, um sich über ihn lustig zu machen (sie fand ihn ehrlich gesagt ganz süß), sondern weil sie glaubte, aus ihm könnte was werden. Sie sagte immer, dass er in ein paar Jahren richtig gut aussehen würde und er sich vor den Mädchen nicht mehr retten könnte. Ich war mir da nicht so sicher. Er ist ziemlich dünn, und seine Klamotten sind auch nicht toll, aber er hat wohl ein nettes, ehrliches Gesicht.
    Sal sprach manchmal von ihm – so als würde sie langsam dahinterkommen. Er fragte sie nie, ob sie was mit ihm unternehmen wollte, und ich kann es ihm nicht verdenken. Mädchen wie Sal gehen normalerweise nicht mit Jungs wie Devon aus. Außerdem war sie immer noch wie besessen von Chris. Sie wollte nichts davon hören, wenn ich ihr sagte, dass sie ihn vergessen sollte. Aber selbst mit ihrem strahlend fröhlichen Optimismus musste sie doch sehen, dass da nichts mehr zu machen war. Fernbeziehungen sind was für Idioten.
    Also … vielleicht hatte sich Devon endlich getraut, Sal zu fragen. Oder er hat sie während eines literarischen Beisammenseins abgefüllt und sich an sie rangemacht. Sie hätte es mir vielleicht nicht gesagt, wenn es Devon war. Er war also irgendwie eine Möglichkeit.
    Die einzig andere Möglichkeit war ein komplett Fremder, aber so etwas passt gar nicht zu Sal. Sie glaubte an wahre Liebe und Romantik und den ganzen Scheiß. Sie hätte NIE Sex mit einem Fremden. Und der Gedanke, dass sie vergewaltigt wurde … na ja, das wäre echt zu viel für mich.
    Ich schluckte den Rest von meinem Tee runter und ließ den Becher in der Spüle. Mum und ich streiten uns ständig darüber, dass wir keine Spülmaschine haben. Abwaschen ist nicht wichtig für die persönliche Entwicklung. Wir hatten eine Spülmaschine in unserem alten Haus. Wir hatten eine MENGE Dinge in unserem alten Haus.
    Ich schlich die Treppe hoch und blieb in der Tür zu meinem Zimmer stehen. Sal schlief immer noch tief und fest – sie hatte jetzt einen Arm über ihrem Kopf, das Handgelenk war am Kopfende des Betts abgeknickt, der andere Arm hing seitlich am Bett herab. Sie schnarchte sogar – ein ganz leises, nasales, niedliches kleines Schnarchen. Sie war komplett weg.
    Ich wusste, was ich zu tun hatte. Sie würde mich wahrscheinlich dafür umbringen, aber das war es wert.
    Ich schrieb ihr eine Nachricht und legte sie auf das Kissen neben Sal. Ich wollte nicht, dass sie aufwachte und dachte, ich hätte sie im Stich gelassen. Ich schnappte mir meine Handtasche, schlich aus dem Zimmer, die Treppe runter und aus der Haustür raus. Es hatte aufgehört zu regnen, die Luft roch frisch.
    Ich gehe so gut wie nie in die Drogerie unten an der Ecke. Die Auswahl an Make-up lässt einiges zu wünschen übrig, und sie haben nicht mal vernünftige Nagellackfarben. Die sind dort mehr so auf reifere Damen eingestellt. Als ich die Tür öffnete, ertönte eine Klingel, und das Mädchen hinter der Theke sah von ihrem Buch auf. NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN !
    Ich hatte eine nette alte Lady erwartet, die nach Lavendel roch und ihre Brille an einer goldenen Kette um den Hals trug.
    Nicht Sophie Underwood.
    Sophie Underwood. Ehrlich, es hätte so ziemlich JEDER sein können, aber nicht sie. Sophie und ich kennen uns schon ewig. Wir wohnten mal in derselben Straße – natürlich wohnt sie immer noch da, während ich in der Vorortreihenhaushölle feststecke. In der Grundschule waren wir befreundet, und im ersten Jahr der Mittelstufe auch. Bis mir klar wurde, dass sie wohl nicht die Art Freundin war, die ich für den Rest meiner Schulzeit mit mir herumschleppen wollte. Brutal, ich weiß.
    Sie war immer absolut lieb und freundlich und witzig, aber nicht richtig witzig. Sie ist ja so gutherzig . Nie ein böses Wort über jemanden, was okay ist und sie zu einem besseren Menschen macht als mich. Aber mein zwölfjähriges Ich wusste irgendwann nicht mehr, worüber es mit ihr hätte reden sollen. Sophie fing an, mit ein paar netten, aber nicht so richtig beliebten Mädchen rumzuhängen, und ich stieß zu den richtig beliebten. Und so trennten sich unsere Wege, wie es mit vielen Freundschaften in diesem Alter passierte. Man entscheidet, wem man sich anschließt, und hofft auf das Beste.
    Keiner von

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