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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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schwiegen wir uns an. Ich konnte ihn mir genau ansehen, während ich mein Bestes gab, den Fluchtweg zu ignorieren. Er sah anders aus. Er trug nicht nur zum ersten Mal eine richtige Farbe, er trug meine Farbe – mein Lieblingsgrün. Es war ein tailliertes Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellenbogen hochgeschoben hatte. Die obersten drei Knöpfe waren offen, und ich konnte seine blasse, glatte Brust sehen. Ich fragte mich, ob er wusste, dass es meine Lieblingsfarbe war. Natürlich nicht. Woher sollte er? Er trug wie immer Jeans – ausgefranst und ausgewaschen. Seine Füße waren nackt. Aha! Das konnte ein beträchtlicher Vorteil sein, falls es zu einer Verfolgungsjagd kam. Bis mir einfiel, dass ich im Bett war und natürlich keine superschnellen Laufschuhe trug. Idiotin.
    »Hast du geträumt, Grace?«, fragte er.
    »Was geht dich das an?«
    »Du hast so ausgesehen, als würdest du träumen.«
    »Ich kann mich nicht erinnern.« Er sollte nicht erfahren, dass ich von ihm geträumt hatte. Und dass das OFT in den letzten Tagen so gewesen war.
    Er seufzte. »Ich mag es zu träumen. Das ist meine Lieblingstageszeit. Ist dir je aufgefallen, wie Träume deine Stimmung beeinflussen können?«
    Ich sah ihn nur an und sagte nichts. Wenn er nicht mehr über mich sprechen wollte, von mir aus. Ich versuchte immer noch herauszufinden, wie ich abhauen konnte.
    »Manchmal denkt man über etwas oder jemanden nach, und dann träumt man davon. Und es ist ganz anders, als man vorher gedacht hat. Man wacht auf, und alles hat sich verändert.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    Seine Augen waren intensiv, dunkler als sonst. »Die Tür ist offen, Grace. Die Tür ist immer offen.« Ich wandte meinen Kopf zur Tür, aber sie war geschlossen. Und es war dunkel. Und Ethan war nicht da. Die alte Traum-im-Traum-Situation. Bastard. WACH AUF !
    Ich stand auf und tapste leise zur Tür. Sie war verschlossen. Natürlich war sie verschlossen. Ich fing an zu weinen.
    Ich muss hier raus.
    Ich muss den Himmel sehen.
    Ich muss weglaufen.
    * * *
    Ethan hat mir ein frühes Frühstück gebracht. Jedenfalls denke ich, dass es früh war. Es gibt keine Möglichkeit, es zu wissen. DasEinzige, was ich weiß, ist, dass ich nach meinem Traum immer noch leise vor mich hin geweint habe. Es fühlte sich auch früh an, so als wäre niemand auf der Welt schon wach. Ethan trug nichts Grünes, sondern ein schwarzes T-Shirt und graue Jeans. Er sah heute erschöpft aus. Zum ersten Mal, seit ich hier bin, sah er nicht ganz perfekt aus. Vielleicht hält ihn sein Gewissen nachts wach.
    Er fragte mich, ob ich gut geschlafen hatte. Nicht besonders, sagte ich. Ich sagte ihm, dass er müde aussah, und trat mir gedanklich in den Hintern – ich wollte nicht, dass er dachte, ich würde mich für ihn interessieren.
    Er schien etwas überrascht, dass es mir aufgefallen war. Nach einer Pause sagte er: »Es ist nicht leicht, oder, Grace?« Ich schüttelte den Kopf, auch wenn ich ihn nicht ganz verstand. Er lächelte hübsch und traurig zugleich und ging aus dem Zimmer.
    Ich sprang gleich nach dem Frühstück unter die Dusche. Ich mag es, wenn das Wasser richtig heiß ist – es spült den Müll aus meinem Gehirn. Ich stand dort eine Weile und ließ das Wasser über meine Schultern strömen. Ich hielt meine Arme vor mich. Die Narben hoben sich von meiner geröteten Haut ab. Ich grub meinen Fingernagel tief in den linken Unterarm und kratzte. Wieder und wieder. Es fing nicht an zu bluten, aber der Schmerz tat gut. Ich fühlte mich wacher. Lebendiger.
    Jetzt ist mein Arm mit hässlichen roten Kratzern übersät. Egal.
    Aber ich will nicht, dass Ethan es sieht. Ich glaube, es würde ihm nicht gefallen.
    * * *
    Sal war schwanger. Das veränderte alles. Alles verwandelte sich in Scheiße.
    Nicht sofort. Erst war es für eine Weile irgendwie okay (auf eine fürchterliche Art). Natürlich war Sal am Ende. Es gab eine Menge Tränen und nächtliche Anrufe, aber wir schafften es trotzdem, uns durch die Prüfungen zu wurschteln, ohne sie komplett in den Sand zu setzen. Sal musste aus der Englischprüfung rennen,um sich zu übergeben, aber sie war mit ihrem Aufsatz schon fertig, also war das nicht weiter schlimm. Sie behauptete, sich bei Gino’s eine Fischvergiftung geholt zu haben. Was Gino gegenüber nicht wirklich nett war.
    Es war eine schlimme Zeit für Sal, doch für mich gab es etwas Gutes daran. Das muss schrecklich klingen. Aber zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl,

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