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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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uns beiden sprach je über den allmählichen Tod unserer Freundschaft. Wir sagten immer noch vage Hallo, wenn wir uns auf dem Flur begegneten.
    Es war eben so eine Sache. Eine von diesen Sachen, bei denen man sich wie ein richtig schlechter Mensch fühlt.
    Und jetzt stand sie hier vor mir und sah mich leicht überrascht an. Warum zum Henker arbeitete sie hier ? Sie wohnte aufder anderen Seite der Stadt, verdammt. Hmmm … unangenehm. Ich winkte ihr kurz zu – auf die nette, lässige Art – und ging direkt zu den Shampoos. So konnte ich wenigstens mit dem Rücken zu Sophie stehen, während ich mir überlegte, wie ich weiter vorgehen sollte.
    Ich kam aus der Sache nicht raus, ohne was zu sagen. Die alte »Der ist nicht für mich, der ist für eine Freundin«-Nummer ging gar nicht, weil a) sie es nicht glauben würde, und b) wenn sie es glauben würde, sofort wüsste, dass er für Sal war, für wen auch sonst?
    Also musste ich sagen, er wäre für mich. Toll .
    Ich sah mich verstohlen in dem Laden um und musste feststellen, dass die Schwangerschaftstests wie vermutet hinter der Theke standen. Ich atmete tief durch und ging auf Sophie zu.
    »Hey, Soph, wie geht’s?«
    Sie sah mich mit einem schiefen Lächeln und einer hochgezogenen Augenbraue an, als wollte sie sagen: »Wann hast du mich das letzte Mal Soph genannt?«
    »Hi Grace. Wie läuft’s mit den Prüfungen?«
    »Ach, weißt schon, wie üblich. Und bei dir?«
    Sophie verdrehte die Augen. »Ein Albtraum. Ich bin gestern nicht mal mit Chemie fertiggeworden.« Ja klar .
    »Ähm … Soph. Das ist jetzt echt ein bisschen unangenehm, aber ich bin mir sicher, dass dir so was dauernd unterkommt, du arbeitest ja schließlich hier. Also, die Sache ist die … ich brauch einen Schwangerschaftstest. Das ist mir wirklich peinlich, und das darf auch keiner wissen, und ich weiß, dass ich dir vertrauen kann …« Blubber blubber blubber . Wenn die Sache hier jemandem von uns beiden wirklich unangenehm und peinlich war, dann Sophie. Ihre Wangen liefen rot an – links mehr als rechts, fiel mir auf.
    »Oh. Klar. Natürlich. Ich würde nie … Ich würde nie irgendwas sagen. Geht’s dir gut?« Sie sah wirklich besorgt aus. Sie streckte ihre Hand über die Theke, wie um meinen Arm zu berühren, zog sie dann aber in der letzten Sekunde wieder zurück.Ihr fiel wohl gerade ein, dass wir keine Freundinnen mehr waren, und dass es komisch wäre, wenn sie mich anfasste.
    Ich zuckte die Schulter. »Klar, alles gut. Ich will das nur hinter mich bringen. Es ist wahrscheinlich nichts. Ich bin nur paranoid.« Ich überlegte kurz, ob ich ihr irgendeine rührende Geschichte erzählen sollte, aber dann fiel mir ein, dass es immer am besten war, es möglichst einfach zu halten, wenn man log.
    Sophie drehte mir den Rücken zu und betrachtete die Regale. »Wir haben so einen digitalen Test, falls du den ausprobieren willst. Er ist ein bisschen teurer, aber es heißt, er wäre zu neunundneunzig Prozent zuverlässig. Du kannst natürlich auch den herkömmlichen Test haben. Ich denke, der tut es auch …«
    »Ich nehm dann wohl den digitalen. Wie viel kostet der?«
    Sophie nahm die Schachtel aus dem Regal und legte sie auf die Theke. Ihr Gesicht war immer noch rot. Sie nannte mir den Preis, und ich gab ihr das Geld. Sie tapste zur Kasse und gab mir das Wechselgeld. Sie vermied es, mir in die Augen zu sehen. Dann gab sie mir die Schachtel und fragte, ob ich eine Tüte wollte.
    Ich sah sie nur an.
    Sophie wand sich. » Natürlich willst du eine Tüte. Tschuldigung. Es ist nur, na ja, es ist ein bisschen seltsam, oder? Hör zu, wenn du irgendwas … also, du weißt schon …« Sie verstummte und fummelte auf der Suche nach einer Tüte unter der Theke herum.
    Die Klingel der Ladentür ging los, und wir fuhren beide zusammen. Es war nur ein kleiner, alter, buckliger Mann, der hereinschlurfte. Ich wusste, wann sich mir eine gute Fluchtmöglichkeit bot, schnappte mir die Tüte, sagte schnell, aber ernst Danke zu Sophie und verschwand.
    Ich rannte die Straße rauf. Irgendwie fühlte ich mich komisch und wehmütig und traurig. Das alles schob ich aus meinen Gedanken und konzentrierte mich auf das, was vor mir lag.
    Ich schloss die Haustür auf. Sal stand direkt vor mir. Verschlafene Augen, verzotteltes Haar.
    »Und was glaubst du, wo du gerade hingehst …?«
    »Ich …« Sie stockte, wahnsinnig verlegen.
    »Denkst du, ich lass dich einfach so abhauen? Dazu noch in meinen Jeans – Unverschämtheit!« Ich

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