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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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ich hatte vor, das Beste aus jeder Sekunde zu machen. Da Mum sowieso mal wieder weg war (was ist eigentlich so toll an London?), bot sich die perfekteGelegenheit für ein paar schöne Stunden mit ihm. Ich war Mum gegenüber fast schon dankbar dafür, dass sie so wenig taugte. Fast.
    Ich schickte Nat eine SMS , ob er am nächsten Tag vorbeikommen wollte. Ich würde etwas Besonderes kochen (oder vielmehr etwas halbwegs Essbares), und dann würden wir den Rest des Wochenendes im Bett verbringen. Nat könnte sich im Pub krankmelden, und ich hätte ihn für drei ganze Tage ganz für mich. Der Gedanke daran ließ mich vor Vorfreude erschauern.
    Nat antwortete eine Eeeeewigkeit nicht auf meine SMS . Mum war schon in ihrer üblichen Wirbelwindpanik aufgebrochen und hatte nichts hinterlassen außer einer schwachen Wolke aus zu süßem Parfum und einer Liste mit Fertiggerichten, die sie ach so fürsorglich aufgestockt hatte. Endlich antwortete Nat, und seine SMS war kurz und auf den Punkt – ein einfaches »Okay, bis dann«. Nicht gerade das, worauf ich gehofft hatte. Vielleicht war er noch genervt, weil ich gestern Abend so peinlich gewesen war. Oder vielleicht war das auch nur, weil er ein Junge war. Jungs sind nicht so kommunikativ.
    Ich ging früh ins Bett und schlief blödsinnig lange. Als ich aufwachte, fühlte ich mich wacklig und träge, deshalb beschloss ich, den Tag mit Laufen anzukurbeln. Ungefähr die ersten zwanzig Minuten waren abartig. Meine Lungen fühlten sich an, als würden sie explodieren, und meine Beine schienen mir nicht gehorchen zu wollen und liefen nicht in dem Tempo, das ich forderte. Ich war überzeugt, dass ich als verschwitzter Haufen auf dem Bürgersteig zusammenbrechen würde. Aber das passierte natürlich nicht. Ich tat, was ich immer tue. Ich rannte weiter. Die Schmerzen fingen an, mir zu gefallen. Ich genoss sie sogar. Und dann waren sie weg, und ich konnte fliegen.
    Er war alles, woran ich denken konnte. Ich liebte ihn, da war ich mir sicher. Nichts hatte sich jemals so richtig angefühlt. Mit Nat zusammen zu sein unterschied sich von allem, was ich kannte, in absolut jeder Hinsicht. Ich hatte mich seit Wochen nicht geritzt. Veränderte ich mich? Hatte dieser Einblick in das, wie eine normale Beziehung sein konnte, mich tatsächlich auf irgendeine grundlegende Art verändert? Vielleicht könnte ich doch noch eins dieser Mädchen sein, die ein schönes glückliches Leben mit ihren sie liebenden und unterstützenden Freunden haben, die immer für sie da waren und dafür sorgten, dass alles gut wurde.
    Bevor meine Standardeinstellung für Zynismus ihr hässliches Haupt erheben konnte, stampfte ich sie nieder mit Gedanken an Nat und wie perfekt er war. Natürlich wusste ich auch da schon ganz genau, dass er nicht wirklich perfekt war. Es gab winzig kleine Sachen, die ich wohl ändern würde, wenn ich es könnte. Manchmal war er einfach zu ernsthaft. Und (sehr viel) öfter als er war ich diejenige, die dafür sorgte, dass wir Zeit miteinander verbrachten. Normalerweise rief ich immer zuerst an. Und dann war da noch diese ganze Nicht-ans-Telefon-gehen-Sache. Aber das war okay – jeder hat seine Stärken. Ich war gut im Organisieren, und Nat war brillant im Heißsein.
    Sollte ich ihm sagen, dass ich ihn liebe? Oder sollte ich darauf warten, dass er es zuerst sagte? Das war alles total neu für mich. Man hatte mir bisher allerhöchstens mal so was wie »Ich würde liebend gerne mit dir xxxxx (hier bitte das Versauteste einsetzen, was einem einfällt)« ins Ohr geflüstert. Nicht wirklich Romeo-und-Julia -Stoff. Aber das echte, wahre »Liebe«-Zeugs war eine ganz andere Hausnummer. Es schien nur … etwas zu sein, das er vielleicht gerne wüsste. Und dann würde er es auch zu mir sagen, und wir würden uns küssen und Sex haben (obwohl wir es gerade erst zweimal gemacht hatten), und wir würden in einem reetgedeckten Cottage leben mit einem Hund namens Hund und keinen Kindern, weil Kinder echt nervig sind. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Ende.
    Aber was, wenn er es nicht auch zu mir sagen würde? Was, wenn eine peinliche Stille entstehen würde? Was, wenn diese drei Worte der Anfang vom Ende unserer Beziehung wären?
    Als ich mich aufs Sofa warf und wie ein Hund (namensHund?) hechelte, war ich komplett durcheinander. Das Einzige, was ich noch tun konnte: Sal fragen. Sie würde wissen, was zu tun war. Sie hatte fast immer recht. Wir machten uns immer darüber lustig:

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