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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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Sal hatte zu achtzig Prozent recht, was mich mit mickrigen zwanzig Prozent dastehen ließ. Gegen solche Zahlen gibt es nicht viel zu sagen.
    Nach gefühlten eine Million Mal Klingelnlassen ging Sal endlich ans Telefon. »Hi, du.«
    »Hi, du.«
    »Auch hi, du. Was machst du heut so?«
    »Nicht viel. Du hast wohl keine Lust, heut Abend was zu unternehmen? Mir ist so langweilig.«
    »Äh, Sal, ich würde wahnsinnig gern, aber ich bin schon mit Nat verabredet … Er kommt nachher vorbei. Was er noch nicht weiß, ist, dass ich vorhabe, ihn als meinen persönlichen Sexsklaven das gesamte Wochenende zu behalten.« Ich lachte, aber ich hörte nichts am anderen Ende der Leitung. »Sorry, Süße, ich würde echt gern was mit dir machen. Wollen wir gleich nächste Woche?« Ich dachte einen Moment nach. »Oder vielleicht magst du am Sonntag vorbeikommen und mit uns rumhängen? Ihr zwei könntet euch besser kennenlernen, und ich verspreche, ich werde mich nicht wieder so besaufen.«
    »Hmmm, ich weiß nicht, Grace. Ich will nicht das fünfte Rad am Wagen sein – zusehen, wie ihr zwei übereinander herfallt, ist nicht wirklich meine Vorstellung von einem lustigen Abend.«
    »Na komm, das wird garantiert nicht so laufen. Ich versprech’s. Bitteeeeeeeee. Sag, dass du vorbeikommst. Tu’s für mich. Na los, du willst es doch auch …«
    »Hört sich an, als hätte ich keine Wahl, was?«
    »Richtig. Das wär also geklärt. Es wird großartig – wirst schon sehen.« Ich holte tief Luft. »Eigentlich … wollte ich mit dir noch über was reden … ich denke, ich könnte ihm wohl sagen, dass ich ihn liebe.« Erleichtert atmete ich aus. Da. Ich hab’s gesagt. Stille in der Leitung. »Sal? Bist du noch da?«
    »Ich bin noch da.« Ihre Stimme war leise.
    »Und? Was denkst du? Du musst mir sagen, was ich tun soll.«
    »Liebst du ihn? Also, wirklich?«
    »Ja, tu ich. Wirklich. Er ist … weiß nicht. Er ist einfach der Richtige, weißt du?«
    Noch mehr Stille von Sal. Ich fragte mich, was sie gerade dachte. »Sal, soll ich es ihm sagen?«
    Sie seufzte. »Das musst du wissen. Ich kann dir dabei nicht helfen. Das weißt du doch, oder?«
    »Aber was würdest du machen? Du kennst dich mit diesen Sachen aus.«
    »Was für Sachen? Liebe ? Machst du Witze? Denkst du mal kurz an die letzten zwei Monate?«
    »Ich meinte, du kennst dich damit aus, was richtig ist, und du kennst mich besser als jeder andere. Was, wenn er nicht dasselbe fühlt? Meinst du, es kann alles kaputtmachen, wenn ich es sage?«
    »Ich weiß es nicht. Es gibt tausend Gründe, warum etwas kaputtgeht.«
    »Äh … danke für deine positive Einstellung!«
    »Sorry. Es ist nur … man weiß nie, was passiert. Hör zu, Grace, ich muss Schluss machen – es hat geklingelt. Viel Glück, wie auch immer du dich entscheidest.«
    Ich hatte kaum Zeit, mich zu verabschieden und unser Treffen am Sonntag festzumachen, bevor sie auflegte. Jetzt war ich kein bisschen klüger, was die Nat-Situation anging. Und verwirrt wegen Sal. Ich hatte keine Türklingel gehört. Und sie hatten eine von diesen blödsinnig lauten.
    Etwas später hopste ich in den Bus zum Supermarkt, um die Vorräte fürs Wochenende aufzustocken. Ich streifte durch die Gänge und hoffte auf Inspiration. Was könnte ich für Nat kochen, das keine totale Katastrophe wird? Ich entschied mich schließlich für Steak. Da konnte ich doch sicher nicht allzu viel versauen? Und rotes Fleisch schien mir das richtige Essen für Jungs zu sein. Ichwar ratlos, als ich das ganze Angebot sah: Sirloinsteak, Rumpsteak, Rib-Eye-Steak, Filetsteak. Für mich war das alles nur Fleisch. Nach einigem Grübeln entschied ich mich für Filetsteak.
    »Das würd ich an deiner Stelle nicht nehmen. Rumpsteak ist besser – hat mehr Geschmack.«
    Ich drehte mich um und stand Devon gegenüber.
    »Hi! Ähm … danke für den Tipp.« Ich fühlte mich unwohl. Ich mag es nicht, Leuten zufällig über den Weg zu laufen. Ich will sie dort sehen, wo sie hingehören: Devon in der Schule, zum Beispiel. Es war komisch, ihn hier mit einem Einkaufskorb stehen zu sehen, den er unbeholfen herumschwenkte. Mir fiel auf, dass sein Korb leer war, abgesehen von drei verschiedenen Sorten Käse.
    »Gern geschehen. Ich vermute mal, du kochst das für meinen Bruder.« Ich konnte seinen Tonfall nicht deuten, aber ich hatte den Eindruck, er machte sich irgendwie über mich lustig.
    »Ja, er kommt nachher vorbei. Ich dachte, vielleicht mag er Steak. Mag er Steak? Oder soll ich lieber

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