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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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was anderes kochen? Vielleicht Hühnchen? Oder Lamm? Lamm ist gut.« Ich plapperte wie ein Depp.
    Devon lächelte. »Grace, ich bin sicher, Steak ist super. Hier, nimm die beiden.« Er griff an mir vorbei und streifte dabei meinen nackten Arm mit seinem. Seine Berührung fühlte sich seltsam an. Ich hatte fast für eine Sekunde vergessen, dass er der kleine Verliererbruder von meinem Freund war. Ich bekam eine Gänsehaut.
    »Danke. Und … wie geht’s dir so? Prüfungen okay gewesen? Ich hab dich letztens in der Schule gesehen. Sorry, dass ich nicht rübergekommen bin, um Hallo zu sagen.«
    Er sah verwirrt aus. »Was? Oh, kein Problem. Klar, die Prüfungen waren okay. Ich hab gehört, du warst richtig gut.«
    »Hat Sal dir das erzählt?«
    »Äh … nein. Nat.« Das überraschte mich – die Vorstellung, dass Nat mit Devon über mich sprach. Vielleicht war es für Devon mittlerweile doch okay, dass ich mit seinem Bruder zusammen war.
    »Es muss ein bisschen seltsam für dich sein. Du weißt schon, dass ich mit Nat zusammen bin.«
    Er schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, aber ich unterbrach ihn. »Ja, das muss es wohl wirklich. Du bist mit Sal befreundet, ich mit ihr, und jetzt ich mit Nat, aber wir kennen uns ja nicht wirklich – also, du und ich.« Was red ich da? Lass es!
    »Na ja, ich hab vielleicht ein bisschen gebraucht, um mich dran zu gewöhnen. Aber es ist okay. Wirklich.« Er sah aus, als würde er am liebsten ganz schnell verschwinden.
    »Vielleicht sollten wir vier mal was zusammen unternehmen?« Noch während ich es sagte, wusste ich, dass es die schlechteste Idee in der Geschichte der Menschheit war, und es sah ganz so aus, als wäre Devon derselben Meinung.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Ich glaube nicht, dass Nat das wollen würde. Oder Sal, wo wir schon dabei sind.« Mir fiel zum ersten Mal auf, dass seine Augen absolut wie die von Nat waren. Man konnte es nur nicht so gut erkennen hinter dieser verdammt schrecklichen Brille.
    »Ja, wahrscheinlich hast du recht.« Ich setzte meinen beiläufigsten, desinteressiertesten Tonfall auf. »Und, hast du Sal in letzter Zeit mal gesehen?«
    »Nicht wirklich, nein. Ich hab sie letzte Woche gesehen, aber das war … Ich weiß nicht.« Er zögerte und sah auf seine Füße, mit denen er über den glänzenden Boden scharrte.
    »Es war was?«
    »Nichts, wirklich. Hör zu, ich muss mal los. Lass dir das Steak schmecken.« Und dann war er weg, rannte den Gang runter zur Kasse mit seinem Korb voller Käse.
    Ich lief ziellos durch den Laden und fühlte mich deutlich weniger zufrieden als vorher. Die Begegnung mit Devon hatte mich durcheinandergebracht. Warum hatte er mich so nervös gemacht? Warum hatte ich von mir und Nat anfangen müssen?Und warum war mir nie zuvor aufgefallen, dass er überhaupt gar nicht so schlecht aussah? Das war alles viel zu seltsam, um es mit Worten zu beschreiben.
    * * *
    Nat kam zwanzig Minuten zu spät. Es wurde langsam zu einer Art Gewohnheit, und zwar keiner, auf die ich besonders scharf gewesen wäre. Aber er roch gut, und sein frisch gewaschenes Haar war zauberhaft verwuschelt. Ich küsste ihn, als hätte ich ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Er schmeckte minzfrisch, gut genug, um vernascht zu werden. Ich zog ihn zu mir und küsste ihn intensiver. Ich wollte ihm so nah sein, wie ich nur konnte, vielleicht um mir selbst zu versichern, dass ich mich nicht ein paar Momente des Wahnsinns lang im Supermarkt zu Devon hingezogen gefühlt hatte. Jetzt, da ich den wahren Mann vor mir hatte, statt einem (sozusagen buchstäblich) blassen Abklatsch, wusste ich, dass nun doch alles okay war.
    Ich zog an Nats T-Shirt und ließ meine Finger seine Wirbelsäule hoch- und runtergleiten. Er drückte mich gegen die Wand im Flur und presste sich fest gegen mich, genauso, wie ich es wollte. Gerade, als es anfing, interessant zu werden, riss er sich plötzlich heftig atmend los.
    Er sah mich an und lachte. »Äh … meinst du nicht, wir sollten vielleicht erst mal die Tür zumachen?«
    Ich sah über seine Schulter durch die offene Tür. Die Nachbarskatze saß auf der Mauer und beobachtete uns gelassen auf diese überhebliche Katzenart. Dann sah ich Nat an: Gürtel und Hose waren offen. »Komm rein. Wir wollen doch nicht, dass die Nachbarn einen Herzinfarkt bekommen.«
    Nat richtete seine Kleidung, machte die Tür zu und drehte sich zu mir. »Ich habe Wein mitgebracht.« Er deutete mit dem Kopf auf eine Tasche, die er

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