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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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räusperte mich. »Es tut mir leid, dass ich gestern nicht ans Telefon gegangen bin. Es war in meiner Tasche – ich hab’s nicht gehört.«
    Mum sah mir in die Augen. Mir fiel auf, dass sie ausnahmsweise mal nicht mit Make-up zugepflastert war. Sie sah viel besser aus – strahlender, jünger. »Das ist schon in Ordnung. Hattest du einen schönen Abend?«
    »Ja, es war lustig … soweit ich mich erinnern kann.«
    Ihr Lächeln verrutschte etwas. »Du solltest nicht so viel trinken, weißt du.« Ich wurde sauer, aber ich nahm den Köder nicht. Ich kaute nur weiter auf meinem Sandwich herum.
    »Glückwunsch zu den Ergebnissen. Ich … du bist so viel klüger, als ich in deinem Alter war.« Sie lachte elegant. »Ich habe kaum die Mittelstufe geschafft. Nein, deinen Verstand hast du ganz sicher nicht von mir. Das muss dein Dad gewesen sein.«
    Dass sie Dad erwähnte, war ein Schock. Sie sprach NIE über ihn. Und jedes Mal, wenn ich versuchte, über ihn zu reden, wechselte sie das Thema. Das hasste ich.
    Mum legte ihre Hand auf meine. »Er wäre so stolz auf dich, Grace. Das weißt du doch, oder?« Ich nickte. Mein Hals fühlte sich plötzlich ganz eng an. Ich traute mich nicht zu sprechen. Ich würde nicht vor ihr weinen. Und schneller, als ich es begreifen konnte, war der Moment vorbei. Es war, als wäre Mum plötzlich eingefallen, wer sie war. »Wie auch immer … ich kann nicht den ganzen Tag hier herumsitzen. Es gibt so viel zu tun. Du weißt noch, dass ich heute Abend weg bin, ja? Montag komme ich zurück – nein, vielleicht Dienstag«, plapperte sie und fühlte sich ganz offensichtlich unwohl. Sie fing an, in der Küche herumzuwerkeln, räumte die Teller ab und wischte den Tisch ab.
    Ich stand auf. »Danke, Mum. Das Frühstück war wirklich gut.«
    »Tja, aber gewöhn dich nicht dran. Ich erwarte von dir, dass du dich ab sofort hier ein bisschen mehr einbringst. Ich sehe nicht ein, warum ich meine ganze Zeit damit zubringen sollte, hinter dir herzurennen …«, und so weiter und so weiter und so weiter und so weiter. Seltsamerweise beruhigte mich das irgendwie. Hier war sie wieder, meine Mutter, wie ich sie kannte und liebte. Also … ertrug.
    Ich verbrachte den Rest des Tages in meinem Zimmer und fühlte mich schlecht wegen letzter Nacht. Ich ärgerte mich, weil ich mich in Nats Gegenwart so betrunken hatte. Ich rechtfertigte es damit: Wenn ich bereit war, mich vor ihm wie eine besoffene Idiotin aufzuführen, war das vielleicht ein Zeichen, dass ich mich in unserer Beziehung etwas sicherer fühlte. Ja klar.
    Ich rief ihn an, aber er ging nicht ran. Das kam öfter vor, als mir recht war, und es ging mir langsam ein bisschen auf die Nerven. Aber ich hinterließ ihm eine Nachricht, von der ich fand, dass sie eine gute Mischung aus einer Entschuldigung für mein dämliches Besäufnis und fröhlicher Flirterei war.
    Dann rief ich Sal an, was besser lief als erwartet. Sie nahm meine Entschuldigung dafür an, dass ich sie mit Nat überrascht hatte UND eine betrunkene Idiotin gewesen war. Ich musste mich nur ein ganz kleines bisschen erniedrigen. Sie schien aber nicht in der Stimmung für das übliche Sezieren des Abends. Ehrlich gesagt schien sie ziemlich abgelenkt zu sein. Nicht wirklich abwesend, aber ganz sicher nicht die typische Sal. Ich schlug einen weiteren Abend mit Nat vor – ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass die beiden sich richtig kennenlernen sollten. Ich bekam ein vages »Ja, vielleicht« für meine Bemühungen. Und sie erinnerte mich daran, dass Nat in ein paar Wochen wieder an die Uni musste und es deshalb vielleicht schwierig einzurichten wäre. Als ob man mich daran erinnern müsste. Nat und ich hatten noch nicht wirklich darüber gesprochen. Die Zukunft ist eine sehr beängstigende Sache, besonders, wenn du dein Glück im Hier und Jetzt kaum fassen kannst.
    Es war nicht so, dass Nat am anderen Ende des Landes oder sonst was Extremes sein würde. Fünfzig Minuten mit dem Zug sind nichts, wenn man mal richtig drüber nachdenkt. Und es wäre echt cool, ihn in seiner Wohnung zu sehen. Keine gewissen kleinen Brüder, die uns überraschen. Ich sah keinen Grund, warum sich etwas zwischen uns ändern sollte. Ich könnte ihn jedes Wochenende sehen, und sogar manchmal während der Woche – ich könnte einfach frühmorgens den Zug zurück nehmen. Kein Problem. Ich wünschte trotzdem, Sal hätte nicht davon gesprochen. Es lagen noch einige Wochen maximaler Nat-Zeit vor mir, die ich genießen konnte, und

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