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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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mal ein Mann, das stand fest.
    »Frau Gruber, mein Kollege, Herr Strobehn, war heute Morgen bei Ihnen.«
    »Ja, das sagte ich bereits.« Beate Grubers Hände ruhten in ihrem Schoß, den Blick hielt sie stur auf die Tischkante gerichtet.
    »Können Sie mir sagen, wann mein Kollege Sie wieder verlassen hat?«
    »Gegen zehn Uhr.«
    »Das wissen Sie aber genau. Haben Sie auf die Uhr gesehen?«
    »Ja.«
    Monja sah sie forschend an. Es war nicht unbedingt üblich, dass jemand auf die Uhr sah, wenn ein Gast das Haus verließ. Die Antworten waren ihr zu schnell und zu glatt gekommen. Aber auch sie kam nicht auf den Gedanken, dass Beate Gruber, diese zarte, schwache Person, etwas mit dem Verschwinden Oles zu tun haben konnte. Ihr Gatte schon eher, aber der war heute Morgen bei einer Diskussionsrunde im Seniorenzentrum gewesen. Sie würde sein Alibi nochmals überprüfen müssen, aber wie es aussah, führte die Spur ins Leere. Den Termin im Seniorenzentrum hatte sie der Zeitung entnommen und Gruber würde niemals einen Wahlkampftermin versäumen.
    Sie warf Charles, der mit unbewegter Miene auf dem schwarzen Sessel saß, einen forschenden Seitenblick zu. Sie war gespannt, was er zu Gruber sagte.
    »Hören Sie das?«, fragte Ole atemlos.
    »Das ist die Klingel«, wusste Marlene. »Ich habe sie schon oft gehört. Geholfen hat es nie etwas. Auch wenn Sie schreien, es hört Sie keiner.«
    Ole seufzte. Er saß noch immer mit gefesselten Händen und Beinen im Keller. Marlene hatte sich redlich bemüht, die Fesseln zu lösen, letztendlich aber eine Pause einlegen müssen. Ihre Finger, ihr ganzer Körper waren zu geschwächt. »Meinen Sie, Sie können es noch mal versuchen, mit den Fesseln?«, fragte er vorsichtig. »Und, so schwer es Ihnen fällt, auch Ihre Geschichte weitererzählen? Es ist wichtig, dass ich alle Details kenne.«
    Mit monotoner Stimme, in der keine Gefühlsregung zu erkennen war, hatte Marlene Ole von dem Mord an Carlo Bader erzählt. Dem Mord, den Gruber begangen hatte. Wolfgang Gruber, dessen Frau sie nun gefangen hielt. Wegen irgendwelcher Briefe, auf die sich Marlene keinen Reim machen konnte.
    Als sie an der Stelle angelangt war, an der Gruber Carlo Bader zu Tode getreten hatte, hatte sie abgebrochen. »Meinen Sie, er weiß, dass seine Frau uns hier unten gefangen hält?«, hatte sie voller Angst gefragt. »Meinen Sie, er weiß, dass ich hier bin? Meinen Sie, er kommt, und …« Sie brach ab, wagte nicht, das Grauenhafte in Worte zu packen. Als riefe sie ihn herbei, wenn sie es ausspräche.
    »Ich glaube es nicht«, sagte Ole und er sagte das nicht nur, um sie zu beruhigen, sondern weil er es ernst meinte. »Ich weiß nicht, was für ein Spiel sie spielt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr Mann nichts davon weiß.«
    »Aber garantieren können Sie mir das nicht?«, hakte Marlene, voll panischer Sehnsucht nach der Gewissheit, ihrem Peiniger nicht erneut ausgeliefert zu werden, nach.
    »Nein«, gab Ole zu. »Natürlich nicht. Aber vielleicht fällt bei mir der Groschen, wenn Sie den zweiten Teil der Geschichte erzählt haben. Vielleicht kann ich mir dann eher einen Reim auf all das hier machen.«
    Marlene schluckte und ihre Stimme war wieder von jener trostlosen, unbeteiligten Monotonie, als sie zu erzählen begann. »Ich habe versucht, ihn davon abzuhalten, Carlo zu Tode zu trampeln. Aber es ist mir nicht gelungen. Er war wie rasend vor Wut. Das ist sein Jähzorn, den ich schon kannte und fürchtete. Aber so schlimm wie an jenem Abend war es zuvor nie gewesen. Sein Jähzorn in dieser Nacht glich einem wilden, alles vernichtenden Hurrikan. Im Vergleich dazu war alles, was vorher gewesen war, eine laue Sommerbrise.«
    Sie schwieg und Ole unterbrach ihr Schweigen nicht. Er wusste, dass sie im Begriff war, ihre Kraft zu sammeln für das, was sie nun in Worte fassen musste.
    »Der Mord geschah vor einer Höhle im Stadtgarten«, fuhr Marlene fort. »Und als Carlo im Gras lag und sich nicht mehr rührte, da … da wandte er sich mir zu. Und er zischte: ›Und jetzt mach ich dich fertig, du kleine Schlampe.‹« Ein Zittern hatte sich in die Monotonie ihrer Stimme geschlichen, ein trockenes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. »Er hat mich in die Höhle geschleift und mir die Kleider vom Leib gerissen. Er hatte eine Zigarette, und er …« Sie brach ab. Ole schloss die Augen. »Sie müssen es mir nicht erzählen. Ich kann es mir denken. Aber wenn es Ihnen guttut, sprechen Sie es aus.«
    »Es war schrecklich«,

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