Vergissmichnicht
Charles hatte sich erhoben. Er ging zu den beiden Kindern, kniete sich neben sie und flüsterte: »Na klar ist eure Oma eine Prinzessin. Und was für eine!«
Alexandra, Ole und Andreas waren am Haus stehen geblieben, nur Stefanie ging langsam, den Strauß mit den Vergissmeinnicht in der Hand, auf ihre Mutter zu.
Auch Marlene hatte sich in Bewegung gesetzt. Und mit jedem Schritt, den die beiden Frauen machten, überwanden sie die Schatten der Vergangenheit. Jeder Schritt war ein Sieg gegen das Böse.
E N D E
Schlussbemerkung
Wenn Autoren Bücher schreiben, in denen der Protagonist Ähnlichkeit mit dem Autor hat, dann fragt sich der geneigte Leser leicht, ob die Geschichte autobiografischen Charakters ist. Und bei diesem Buch liegt der Gedanke ganz besonders nahe. Schließlich gibt es die Buchreihe ›Geheimnisse der Heimat‹ wirklich und auch die Journalistin, die sie erfunden hat: mich. Aber, das sei hier ganz ausdrücklich gesagt, die Figur der Südkurier-Redakteurin Alexandra Tuleit hat mit der freien Südkurier-Mitarbeiterin Eva-Maria Bast gar nichts zu tun. Es handelt sich um eine reine Fantasiefigur. Auch alle anderen Figuren sind erfunden und wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben sollte, sind sie rein zufällig.
Wahr ist allerdings, dass sich in Überlingen einst ein rätselhafter Todesfall ereignet hat, der im Zusammenhang mit einer großen Liebe stand. Diese Geschichte, die im Buch ›Geheimnisse der Heimat‹ , Ausgabe Überlingen, zu lesen ist, hat mich zu dem Krimi inspiriert, auch, wenn sie ganz anders ging: Es war die Liebesgeschichte der 17-jährigen Überlingerin Lies Bauer und des 24-jährigen Freiburger Gastmusikers Karl Eberhardt, verheiratet und Vater dreier Kinder. Sie spielte im Sommer 1928. Nur kurz war den beiden Glück beschieden, denn im Februar 1929 starb Karl vor dem Haus seiner Geliebten durch Ersticken. Lies Bauer wurde Augenzeugin seines qualvollen Todes.
Der Seebote, Vorläufer des Südkurier, berichtete am 28. Februar 1929 über den Tod des Musikers: ›Der Tod ist nach dem Befund der Sektion auf Erstickung zurückzuführen. Es scheint sich um einen Unglücksfall zu handeln, denn nach dem Ergebnis der Feststellungen liegt weder Selbstmord noch ein Verschulden Dritter vor.‹
Ein ehemaliger Klassenkamerad von Lies vermutete anschließend, dass Karl wohl die Nacht bei Lies verbracht und der Vater das Liebespaar überrascht hatte. Die Jugendlichen besuchten die Unterprima der Großherzoglichen Realschule in Überlingen. Der Klassenkamerad gehörte zu den Ersten, die in Überlingen Abitur machten. Lies Bauer aber sollte nie die allgemeine Hochschulreife erlangen. Sie war bereits tot, als ihre Klassenkameraden ihr Abitur schrieben. Denn der Tod ihres Geliebten brach Lies das Herz. Am 3. März 1929 erschoss sie sich mit dem Revolver, den ihr Vater stets in seinem Schreibtisch aufbewahrte. ›Ein junges, blühendes Leben, hoffnungsreich und vielversprechend, hat sich vollendet‹, schrieb der Seebote am 4. März 1929. Und: ›Verzweiflung und Seelennot, aus denen das junge Menschenkind glaubte, keinen Ausweg finden zu können, mögen die inneren Beweggründe zu diesem unfassbaren Entschluss geworden sein.‹
Das Ableben von Lies Bauer und Karl Eberhardt wurde in einer Tabelle über gewaltsame Todesfälle der Staatsanwaltschaft Konstanz eingetragen. Zum Fall Karl Eberhardt steht dort geschrieben: ›Eberhardt Karl Theodor … Unglücksfall oder Selbstmord: Unglücksfall, Nähere Umstände bzw. Art der Verübung: E. blieb beim Übersteigen eines Gartenzauns (nachts in angetrunkenem Zustande) am Geländer mit dem Gürtel seines Mantels hängen und ist dabei erstickt …‹.
Über den Tod von Lies Bauer wurde eingetragen: ›Bauer Lies … Unglücksfall oder Selbstmord: Selbstmord (Seelische Verwirrung infolge des tötl. Unglücksfalls ihres angebl. Liebhabers), Nähere Umstände bezw. Art der Verübung: Die B. hat sich mit der Pistole ihres Vaters durch einen Kopfschuss getötet.‹ (Staatsarchiv Freiburg, Bestand F 178/1 Pack 1/I Tabelle P 1929.)
Ausdrücklich möchte ich auch darauf hinweisen, dass eine Ähnlichkeit zwischen den Konstanzer Kandidaten für die Wahl des Oberbürgermeisters 2012 und den OB-Kandidaten im Krimi rein zufällig wäre. Ich habe den Krimi geschrieben, als noch keine Kandidaten für den Wahlkampf feststanden. Auch die Szene, in der es um den Wahlsieg geht, ist rein fiktiv und beschreibt nicht die tatsächlichen Gegebenheiten bei der Verkündung
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