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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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Mutter, am Leid meiner Tochter.«
    »Nein, sind Sie nicht«, widersprach Ole. »Und das wissen Sie auch.«
    »Hätte ich damals nicht geschwiegen, wäre meine Mutter jetzt noch am Leben.«
    »Wir wissen noch nicht, wie das alles zusammenhängt, Frau Didier«, versuchte Ole sie zu beschwichtigen.
    Marlene schwieg. »Ich muss zu ihr. Ich muss zu meiner Tochter. Nachdem ich sie so viele Jahre im Stich gelassen habe«, fügte sie hinzu.
    »Gute Idee«, sagte Ole, der sich über den neuen Lebensmut freute, den Marlene gefasst hatte. »Aber zuerst müssen wir zusehen, wie wir hier rauskommen.«

Dreiunddreißigstes Kapitel
    Überlingen
    Alexandra war außer sich vor Sorge. Ole hatte auf die SMS, die sie ihm am späten Vormittag geschickt hatte, noch nicht geantwortet. Am frühen Nachmittag hatte sie ihn angerufen. Sein Handy war aus. Schließlich hatte sie es in seinem Büro versucht. Wenn die Grundel, diese Hexe, den Anruf entgegennähme, würde sie sich eine Ausrede einfallen lassen müssen, aber das machte nichts. Wichtig war nur, dass sie wusste, dass es ihm gut ging. Doch in seinem Büro hob niemand ab. Was sie irgendwie beruhigte. Wahrscheinlich waren die beiden zusammen zu einem wichtigen Einsatz ausgerückt und da hatte er natürlich keine Zeit, seiner Freundin mitzuteilen, dass es ihm gut ging. Sofort machte sie sich Sorgen, dass ihre Anrufe und SMS ihn genervt haben könnten. Mit einer Freundin, die sich ständig Sorgen machte, war ein Polizist schlecht bedient. Das wusste sie.
    Doch die Angst, ihm auf die Nerven zu gehen, war ganz schnell wieder den Sorgen um sein Wohlergehen gewichen. Es war inzwischen viertel nach sieben. Um sieben hatte er sie abholen wollen und Ole war normalerweise die Pünktlichkeit in Person. Sein Handy war noch immer ausgeschaltet. Fünf Minuten würde sie ihm noch geben, dann würde sie seine Kollegen darüber informieren, dass er heute Morgen zu Beate Gruber gefahren war. Sie ging zwar davon aus, dass seine Kollegen davon Kenntnis hatten, aber andererseits wusste Alexandra, wie ungern Ole mit Monja Grundel zusammenarbeitete, und traute ihm einen Alleingang deshalb durchaus zu.
    Als es klingelte, stieß sie vor Erleichterung einen tiefen Seufzer aus. Vor lauter Sorgen um Ole hatte sie sich nicht zurechtgemacht, sondern steckte immer noch in ihren Büroklamotten: graue Stoffhose mit Bügelfalten, weiße Bluse und weiße Pumps. Ihre roten Locken hatte sie aufgesteckt, einige Strähnen hatten sich gelöst und fielen lose um ihr Gesicht. So schlecht sah sie gar nicht aus, fand Alexandra nach einem flüchtigen Blick in den Garderobenspiegel. Sie drückte auf den Türöffner, zog sich noch schnell mit dem Lippenstift, der in einer kleinen Messingschale unter dem Spiegel lag, die Lippen nach und gönnte sich einen Spritzer Parfüm. ›Sun‹ von Jil Sander. Passte, wie sie fand, hervorragend zum Frühling. Sie warf noch einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel und lächelte sich zu. Sie hatte das Lächeln noch auf dem Gesicht, als sich ihre Augen vor Schreck weiteten. Denn der Mann, der da durch die Tür kam, war keineswegs Ole. Es war Ralf. Und er war, das sah sie an seinem Blick, wütend und hatte getrunken.

Vierunddreißigstes Kapitel
    Konstanz
    Samstagmorgen. Wolfgang Gruber stand wieder einmal auf dem Markt und wie schon eine Woche zuvor, hatte er das Gefühl, kotzen zu müssen. Es ödete ihn an, die ewig gleichen Fragen wieder und wieder beantworten zu müssen. Doch er riss sich am Riemen. Morgen war Wahlsonntag und dann wäre alles vorbei. Dann hätte er es endlich geschafft, wäre endlich an der Macht. Er zweifelte nicht daran, dass er siegen würde, denn die Umfragen standen gut. Dem Häberle hatte die Sache mit seiner Geliebten unter Mordverdacht nicht gut getan. So sehr er auch versucht hatte, die Sache unter Verschluss zu halten: Die Geschichte hatte die Runde gemacht und die Menschentrauben an seinem Stand, die Gruber noch am Samstag zuvor so eifersüchtig beäugt hatte, waren deutlich weniger geworden. Seine Verhaftung hingegen war wie durch ein Wunder nicht an die Öffentlichkeit geraten. Er hatte das Gefühl, dass der Polizeichef hier eingegriffen hatte. Einen OB-Kandidaten unschuldig zu verhaften, das schmückte die Polizei nun wirklich nicht, und der Polizeichef wusste auch, dass er auf ein gutes Verhältnis mit ihm angewiesen wäre, wenn er, Gruber, erst einmal Oberbürgermeister war.
    Drei Kreuze würde er machen, wenn er es geschafft hatte, Teufel noch eins. Ihm war

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