Vergraben
Gesichtsausdruck wurde weicher. Sie blickte über seine Schulter zu ihren Eltern, die hinter ihm standen und vor Hoffnung überschäumten. Sie verlagerte ihr Gewicht auf eine Hüfte.
»Das war jedenfalls ziemlich einfallsreich von dir.«
»Was soll ich sagen?«
»Und ganz schön hartnäckig.«
June trat zwischen Nathan und Holly, nahm ihm die Blumen ab und schlug vor: »Holly, zeig Nathan doch mal den Garten.«
Holly sah ihn zweifelnd an.
»Warte hier.«
Das tat er. Sie kam in grünen Gummistiefeln zurück und trug ein zweites Paar in der Hand, das sie Nathan reichte mit den Worten: »Da draußen ist es ziemlich nass.«
So kam es also, dass er ohne Schuhe auf dem Küchenboden der Familie Fox saß und sich in ein Paar Gummistiefel zwängte, das ihm eine halbe Nummer zu klein war. Er stand auf, und Holly reichte ihm seinen Mantel.
Er folgte ihr in den Garten. June machte sich an der Spüle zu schaffen. Von Zeit zu Zeit spürte er, dass ihre Augen über ihn und Holly huschten wie der Lichtstrahl eines Leuchtturms.
Holly trug eine Barbour-Jacke, vermutlich Grahams, und einen Schal, der kratzig und ungemütlich aussah. Sie vergrub die Hände in den Taschen. Es war hell und nass, die Sonne stand tief über dem Horizont. Er konnte ihrer beider Schritte und Atem hören. Langes, vom Wasser schweres Gras strich ihm um die Beine. Er hörte Kühe in der Ferne, das raue Krächzen von Krähen.
Sie blieben an dem wackeligen, halb vermoderten Lattenzaun am Rand des Obstgartens stehen. Holly setzte sich auf einen Zauntritt, presste die Knie aneinander, stützte die Ellbogen darauf ab und legte das Kinn in die Hände. Sie starrte ohne etwas zu sehen in Richtung des Hauses. Nathan starrte in das unregelmäßige, blattlose Gewirr des Obstgartens.
Sie sagte: »Ich kann nicht fassen, dass du das gemacht hast.«
»Dass ich was gemacht habe?«
»Dass du hergekommen bist, um meine Eltern kennenzulernen.«
»Sie sind total nett. Sie haben mir Tee gemacht.«
Sie streifte das Haargummi von ihrem Pferdeschwanz. Das Haar fiel ihr ums Gesicht. Sie wand sich das Gummi ums Handgelenk. Ein paar rote Haare waren daran hängen geblieben und reflektierten das Sonnenlicht.
»Lass dich bloß nicht täuschen. Dad kann ganz schön furchteinflößend sein, wenn er will. Er war früher bei der Royal Navy.«
»Er ist mir gar nicht so furchteinflößend vorgekommen.«
»Dann hast du ihm wahrscheinlich gefallen.«
Nathan drehte sich um und lehnte sich an den Zaun.
Holly schaute noch immer angestrengt zum Haus, wie jemand, der versucht, sich an einen Traum zu erinnern.
Sie sagte: »Es ist wundervoll, dass du das gemacht hast. Auf eine leicht gruselige Art.«
Auf dem Baum saß ein Vogel. Nathan wusste nicht, was für einer. Vielleicht ein Star. Er beobachtete Nathan mit unbeweglichen Reptilienaugen.
» Das würde ich so nicht sagen«, meinte er.
»Lügner«, sagte sie.
Später schlenderten sie zum Haus zurück. Sie ließen die Hände in den Taschen und hielten die Köpfe gesenkt. Sie hatten nicht viel gesprochen.
In der Küche streiften sie die Stiefel ab, stellten sie auf die Fußmatte, zogen dann ihre Jacken aus und stapften in nassen Socken und dreckverklebten Hosen in die Diele, um die Jacken aufzuhängen.
Sie aßen mit Graham und June zu Mittag: Pastinakensuppe, dann kalten Schinken und Ofenpommes mit Salat. Hollys Eltern stellten viele Fragen, vor allem über Nathans Karriere. Nathan wollte, dass Graham und June ihn mochten, und er wollte, dass Holly sah, dass sie ihn mochten. Also schmückte er seine Erfolge aus – einschließlich jener Erfolge, die selbst in seinen Ohren leicht absurd klangen.
Während des Essens sagte Holly wenig. Aber manchmal sah sie ihn an. Später, während sie die Zeitung las, half Nathan June dabei, die Teller in die Spülmaschine zu stellen.
Mit dem Wirtschaftsteil unter dem Arm entschuldigte Graham sich und ging nach oben, um sein Wochenendnickerchen zu halten. Vorher gab er Nathan noch einmal die Hand.
»Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.«
»Mich auch.«
Nachdem die Spülmaschine eingeräumt und eingeschaltet war, sah Nathan auf die Uhr und kündigte an, dass er gehen müsse. Er holte seine Schuhe und seine Jacke.
Bei der Verabschiedung hielt June ihm die Wange hin. Als er sie küsste, drückte sie ihm kurz die Hand.
Es blieb Holly überlassen, ihn zur Tür zu bringen. Noch in ihren Wandersocken, mit über der Brust verschränkten Armen und gesenktem Kopf begleitete sie ihn in die
Weitere Kostenlose Bücher