Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
spürte kalten Schweiß auf der Stirn. Sie sollten sich das nicht anhören. Sie sollten in ihr Hotelzimmer gehen und warten, bis es endlich eine Neuigkeit gab, die die Ermittlungen weiterbrachte. Ihre Füße schienen am Boden festgeschweißt.
In das Stimmengewirr mischte sich ein Klopfen an der Tür. Eine junge Frau steckte den Kopf hinein und durchmaß den Raum mit suchendem Blick. Als sie McGee entdeckte, winkte sie ihm mit einem Bogen Papier zu. Ihre Stimme klang leise und schüchtern. „Detective McGee …“
Er ging mit langen Schritten auf sie zu und streckte die Hand nach dem Blatt aus. „Wenn Sie Informationen bringen, bleiben Sie nicht draußen stehen, sondern kommen Sie herein und geben mir diese.“
Die Frau wurde puterrot, nickte und zog sich eilig zurück. McGee warf einen Blick auf das Papier. Dann kam er in ihre Ekke. „Das ist die aktualisierte Liste der vermissten Frauen im Alter von 14 bis 25 Jahren aus dem Großraum Los Angeles.“
Reese versuchte, einen Blick auf das Blatt zu erhaschen.
„Wir haben uns auf die Vermisstenmeldungen der vergangenen zwei Wochen konzentriert und ein Team hat die aktuellsten Informationen aus Computern und den verschiedenen Polizeibezirken zusammengetragen, sodass wir einige Frauen von der Liste streichen konnten, die wieder aufgetaucht sind.“ Er nickte in Richtung eines kleinen Tisches wenige Schritte entfernt und ging hinüber. Reese, Alana und Nate folgten ihm und setzten sich. „Es bleiben nur drei übrig.“
Vega trat hinzu. „Darf ich?“
McGee nickte, reichte ihm den Zettel und tippte auf einen Namen. „Wir haben ein vierzehnjähriges Mädchen auf der Liste. Die Eltern haben sie am Freitag als vermisst gemeldet, als sie bis zum Abend nicht aus der Schule heimgekehrt ist. Mein Kollege wird alles in die Wege leiten, um herauszufinden, ob sie sich in Chatrooms aufgehalten hat und somit das Opfer sein könnte, dem Ihre Nichte im Chat begegnet ist.“ Er griff zu einer Flasche Wasser und nahm sich eines der bereitgestellten Gläser. „Das zweite Mädchen entstammt einer mexikanischen Einwandererfamilie, die in einem Übergangsheim lebt. Es ist kaum anzunehmen, dass sie Zugang zum Internet hatte, nicht einmal in öffentlichen Institutionen oder Cafés. Sie spricht kein Englisch und die Familien verlassen ihre Unterkünfte kaum.“
Reese brauchte ebenfalls etwas zu Trinken. Ihr Hals brannte.
„Bei der dritten Person handelt es sich um eine 24-Jährige, die nach einem Streit mit ihrem Freund von den Eltern vermisst gemeldet wurde. Aufgrund dieses Hintergrundes, und wenn wir davon ausgehen, dass es sich bei dem Opfer nicht um ein Mädchen handelt, das aus einem Bereich außerhalb unserer gesetzten Grenzen stammt oder noch nicht als vermisst gemeldet wurde, liegt die Möglichkeit nahe, dass die Erstgenannte das Opfer sein könnte. Ihr Name lautet Penelope Porter, aber ihre Eltern nennen sie Pepper.“
Mitleid zog Reese den Magen zusammen und machte ihr bewusst, dass ihre Familie nicht die einzigen Betroffenen waren. Tränen schnürten ihr die Kehle zu.
Vega kam mit langen Schritten an den Tisch zurück. „Ein Einsatzteam ist unterwegs zu den Eltern.“
Einige Stunden zuvor, am Montagmorgen …
Ben lauscht dem zufriedenen Rasseln der Klapperschlange. Seine Intuition hat sich als richtig erwiesen. Auf der Fahrt nach L. A. hat er sich viel Zeit gelassen, seine Gedanken zu sortieren und einen Plan auszuarbeiten. Aus einem Impuls heraus hat er angehalten und
Es
erneut chatten lassen. Dadurch hat sich zwar sein ursprünglicher Zeitplan verschoben, aber wieder einmal regt sich das Gefühl, alles muss so sein, wie es ist.
Sagt man nicht, aller guten Dinge sind drei? Dann hat sich auch noch das Baugelände gegenüber dem Wohngebiet, vor dem er gehalten hat, um sich ins Internet einzuklinken, als nahezu perfekt für seinen Test erwiesen. Warum soll er das Risiko eingehen, eine der Hütten im Wald zu sprengen und jemanden aufmerksam zu machen? Er hat einen Baucontainer aufgebrochen, die Gasflasche positioniert und eine Kerze angezündet. Aus sicherer Entfernung hat er die Zeit gemessen.
22 Minuten bis zur Explosion.
Er nimmt sein Mobiltelefon und wählt die Nummer der Fürsorge in San Diego. Seine französische Kollegin meldet sich.
„Monique? Hier ist Ben.“
„Hi. Wo bleibst du? Die anderen warten schon mit der Besprechung.“
„Es tut mir leid, ich habe eine Reifenpanne mit dem neuen Wagen und der Ersatzreifen ist auch hinüber. Werde heute nicht
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