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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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kommen können, aber hoffentlich noch am späten Nachmittag meine Runde machen. Es tut mir leid.“
    „Okay, ich sage Bescheid.“
    „Warte!“ Er atmet tief durch. „Sybil Myers hat mich gerade angerufen.“
    „Die junge Mutter aus San Marcos, die du betreust?“
    Ben lacht in sich hinein. Tatsächlich hat Sybil ihn gerade angerufen. Wenn es hart auf hart kommt, kann die Polizei die Protokolle ihrer Telefone prüfen. Er hat das Gespräch lange genug aufrecht erhalten, um genau den Wortlaut wiederzugeben, den er sich zurechtgelegt hat. Noch im Wald hatte er
Es
durchsucht und das Mobiltelefon an sich genommen. Heute früh hat es wiederholt geklingelt. Die Nummer des Kindergartens stand auf dem Display. Er hat keines der Gespräche entgegengenommen. Wahrscheinlich wundern sich die Angestellten, warum Sybil den Jungen nicht vorbeibringt und wollten sich nach ihm erkundigen. Blitzartig hat es ihn auf diese Idee gebracht.
    „Ja. Sie sagt, sie sei Sonntag Nachmittag mit ihrem Freund davongefahren und wolle ein neues Leben beginnen. Sie halte die Belastung nicht länger aus. Dabei habe ich sie kurz vorher noch auf eine Stippvisite besucht und alles schien okay. Aber jetzt halt dich fest: Ihre Kinder sind seitdem allein zu Hause. Möglicherweise hört kein Nachbar ihr Schreien oder schert sich nicht drum. Soll ich die Polizei anrufen oder machst du das?“
    „Ach du Scheiße!“
    „Wem sagst du das.“
    „Kannst du dich später noch mal melden? Ich leite alles in die Wege.“
    „Mach ich. Viel Erfolg und beeil dich bitte.“ Er legt auf. Die Kinder sind ihm vollkommen egal. Sollen sie sie finden, falls sie sich noch nicht totgebrüllt haben. Er wird sich nicht einmal eine Rüge seiner Vorgesetzten einhandeln, er hätte Sybils Verfassung erkennen müssen. Immerhin hat er einen Vermerk in ihrer Akte eingetragen. Man wird ihm keinen Strick drehen können, nicht einmal daraus, dass er mit ihr eine Runde gedreht hat. Gäbe es etwas zu verheimlichen, hätte wohl jeder andere das verschwiegen.
    Das Rasseln der Klapperschlange wird lauter, ihr Hunger treibt ihn an.
    Ben schaltet das Navigationsprogramm seines Mobiltelefons ein und wartet, bis die Route berechnet wurde. Einige Minuten später fährt er von der Interstate 210 auf den Angeles Crest Highway ab. Rechts und links der Hauptstraße liegen Sackgassen und schmale Nebenstraßen, in denen sich Prunkvillen aneinanderreihen. Fast jedes Haus verfügt über einen Pool, das weiß er noch aus Zeiten seines Studiums, als er sich mit Gartenarbeiten und Poolreinigung über Wasser gehalten hat.
    Die Straße führt stetig bergan und nach einer Haarnadelkurve abrupt aus dem Wohngebiet hinaus. Hinter den letzten drei Villen erstreckt sich nichts als Gebirge und die zuvor vierspurige Straße ist jetzt nur noch zweispurig. Gleich folgt eine Stelle, die ihm stets Ehrfurcht gebietet.
    Er stoppt dort an einer Einbuchtung, steigt aus und geht einige Schritte an den Straßenrand. Vor ihm stürzt die Felswelt Dutzende Yards senkrecht hinab, hinter ihm ragt das von Strauchwerk bewachsene Felsmassiv in die Höhe, wahrscheinlich doppelt so weit wie nach unten. Ein Weg führt durch das Hinterland auf die Bergspitze, an der er schon gestanden hat, als er mit dem Motorrad einen Ausflug gemacht hat. Sowohl dort oben als auch an dieser Stelle fühlt er sich einfach nur klein. Winzig und unbedeutend. Andererseits liegt ihm die Stadt der Engel zu Füßen, ihre Skyline und dahinter das Meer mit seinen der Stadt vorgelagerten Inseln. Heute kann er die Umrisse nur erahnen, es ist zu diesig.
    Wenn er fliegen könnte, würde er genau hier die Schwingen ausbreiten und sich in die Lüfte erheben. Freiheit! Ein Gedanke wie Balsam in einer wunden Kehle.
    Ben fährt ohne Eile weiter, vorbei an weiteren Ausbuchtungen, doch nirgends ist die Aussicht so schön. Die Stadt in seinem Rücken haben die Berge verschlungen. Mehrmals begegnen ihm Trucks, doch nachdem er einen Steinbruch passiert hat, fühlt er sich wie allein auf der Welt. Erst am
Clear Creek Information Center
sieht er drei Fahrzeuge auf dem Parkplatz stehen. Wahrscheinlich die Angestellten. Oder Touristen. Er biegt links ab und kann weiter ungehindert Gas geben. Der Angeles Forest Highway wälzt seinen Asphaltleib menschenleer vor ihm aus, hier und dort glitzert der Teer wie mit Diamanten bestäubt in der Sonne. Es ist ein schöner Tag.
    Eine schwarze Röhre öffnet sich, an deren Ende schon beim Hineinfahren der helle Fleck des Tunnelendes zu sehen

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