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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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noch riecht wie früher? Er erinnert sich an Veilchen und Honig, eine seltsame Mischung und doch so vertraut, dass er glaubt, der Duft würde ihn wahrhaftig einnebeln. Er zieht tief Luft ein und keucht vor Enttäuschung, als er nur Schweiß wahrnimmt.
    „Wo ist Tami?“
    „Sie wird morgen früh hier eintreffen. Wahrscheinlich gegen sechs.“
    „Habt ihr da draußen Wasser und Kaffee?“
    „Ich gebe Ihre Forderungen weiter, Mr. Ogan.“
    „Außerdem will ich Traubenzucker und Hühnerbrühe.“
    Mit dem Traubenzucker wird er sich ausreichend aufpuschen können, um die Konzentration zu behalten. Koffeintabletten wären besser, aber der Kaffee muss reichen. Er ist nicht müde, er denkt nur vorausschauend.
    „Wir fordern alles an, Mr. Ogan. Der Hubschrauber braucht etwa zwanzig Minuten.“
    „Braucht ihr nicht. In der Küche steht alles. Schickt jemanden rein.
Es
wird die Sachen am Fenster annehmen.“
    Er kann hinter dem Sessel hervor nur eine Ecke des Sofas sehen. „Rutsch!“, fordert er
Es drei
auf. „Geh da rüber.“
    Es
lässt sich nicht zweimal bitten und kriecht fort.
Es
schiebt sich an der Wand hinauf und lehnt sich an.
    Ben lässt genug Seil, damit
Es
Bewegungsfreiraum hat. Mit einem Ruck kann er
Es
augenblicklich zu Fall bringen und zurückziehen. Er spielt mit dem Messer in der Rechten und ritzt in den Holzfußboden.
    Das Warten zerrt an den Nerven. Wo ist eigentlich die Klapperschlange? Seit Stunden hat er ihr Rasseln nicht gehört. Er vermisst es, lauscht stattdessen den Geräuschen in der Hütte. Jemand knackt das Schloss.
    „Keinen Schritt weiter als in die Küche!“
    „Geht klar, Mr. Ogan.“
    Mr. Ogan, Mr. Ogan … er weiß genau, was die über ihn denken. Bestimmt nicht, dass er es wert ist, wie ein Mensch behandelt zu werden. Garantiert würden sie anstelle seines Namens viel lieber die wüstesten Ausdrücke einsetzen.
    „Verschwinde in den Keller.“ – „Ja, Mommy. (Drecksau!)“
    „Lass mich in Ruhe, Ben. Hau ab, ich will dich nicht sehen!“ – „Ja, Sally. (Nutte!)“
    Nachdem er damals kapiert hat, was das Wort bedeutet, hat er es nie wieder denken wollen, aber Sally hat ihn dazu gezwungen. Sie ist die Nutte! Dakota nicht.
    Wenn Sally allein im Haus ist, macht sie für jeden die Beine breit. Er hört die Geräusche bis in den Keller. Sobald Mom von der Arbeit kommt, sitzt Sally brav über ihren Hausaufgaben.
    Er weiß es besser, hört das Quietschen der Bettfedern. Gleich bei den ersten Tönen hält er sich stets die Ohren zu. Er weiß sogar, wo sie das Geld versteckt, das sie von ihren Freiern bekommt. Jedes Mal, wenn er oder Mom ihr Zimmer betreten, huscht ihr Blick in Richtung Kleiderschrank, ganz wie jemand, der etwas zu verbergen sucht.
    Einmal ist er an ihre Zimmertür geschlichen. Wie früher, wenn er zitternd davorstand und sich nicht traute, anzuklopfen, obwohl er ihr Weinen hörte. Er hat nicht damit gerechnet, dass plötzlich die Tür aufgerissen wird und sie vor ihm steht.
    „Was tust du hier? Verzieh dich!“ Sally ist ohne Vorwarung mit den Fäusten auf ihn losgegangen.
    Er packt sie und schiebt sie fort. „Wer ist in deinem Zimmer?“
    „Niemand. Du spinnst, Ben!“
    „Lass mich nachsehen.“
    „Da ist keiner.“ Sally keucht und versucht, die Handgelenke aus seiner Umklammerung zu winden.
    Er ist viel stärker als sie. Beinahe sechzehn, und obwohl sie bald Auto fahren darf, ist sie ihm unterlegen.
    „Du hörst Gespenster“, kreischt sie. „Lass mich endlich los!“
    „So“, sagt er gedehnt. „Du glaubst also, ich höre noch immer den schwarzen Mann?“
    Ihr Blick ist hasserfüllt. „Wenn du mal früher den Obertarzan markiert und gehört hättest, was es zu hören gab.“ Sie tritt ihm gegen das Schienbein. „Jetzt brauchst du dich auch nicht mehr aufzuspielen. Und erst recht nicht, wo nichts ist. Du leidest an Paranoia, du Spinner!“
    Er lässt ihr Handgelenk blitzartig los und gibt ihr eine Ohrfeige. Ihre Finger schnellen in Richtung Gesicht und er fängt sie wieder ein, drängt Sally weiter in ihr Zimmer. Er beugt sich zur Wand und schiebt mit dem Kinn den Kippschalter für das Deckenlicht hoch. Für einen Wimpernschlag blendet ihn die Helligkeit. Er ist in den vergangenen vier Jahren nur selten aus dem Keller gekommen, in dem er zwar nicht mehr in der Kartoffelkiste kauert, sich aber meistens freiwillig dorthin zurückzieht, weil die Enge ihm Sicherheit gibt. Die Dinge wandeln sich. Früher hat ihm die Dunkelheit Furcht eingeflößt und ihn

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