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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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empfindsam seine Kuppen sein mochten, für so ruppig hielt er sich in Bezug auf Feingefühl. Wahrscheinlich glich seine Fähigkeit in diesem Bereich dem Auftreten eines Elefanten im Porzellanladen. Er hatte so etwas wie das hier noch nie getan.
    „Lassen Sie uns über Ihre Familie reden. Haben Sie regelmäßigen Kontakt zu Ihren Eltern und zu Ihrer Schwester?“
    „Zu meiner Mutter und zu meiner Schwester.“
    „Was ist mit Ihrem Vater?“
    Sally zuckte mit den Schultern.
    „Wo leben Sie, Sally?“
    „In Montana.“
    „Und Ihre Mutter?“
    „Ebenfalls.“
    Mit ihren einsilbigen Antworten kam er nicht weiter. Er konnte sie schlecht nach der Adresse ihrer Schwester fragen.
    „Ihre Mutter, Tami und Sie sehen sich also regelmäßig?“
    Sie warf ihm einen schiefen Blick zu. Eine Regung, die er nicht zu deuten wusste, doch immerhin besser als ihre starre Maske. „Wir besuchen Tami alle zwei Wochen, öfter geht es nicht. Meine Tourneen …“
    Sie besuchten Tami. Bedeutete das, Tami machte keine Gegenbesuche?
    „Wie ist das Verhältnis von Ihnen zu Ihrer Mutter?“
    „Gut.“
    „Und zu Tami?“
    Sallys Augen begannen verräterisch zu glitzern. Sie schwieg erneut.
    „Bitte Sally, es ist wichtig, dass wir Ihre Familienverhältnisse verstehen, um mit …“, beinahe hätte er „Ihrem Bruder“ gesagt, „… dem Geiselnehmer zu verhandeln.“
    „Tami erkennt uns seit damals nicht mehr.“ Plötzlich fuhr sie mit einem Ruck nach vorn. „Ich verstehe nicht, wie Sie ihr das antun können. Wieso gibt das verdammte Heim überhaupt seine Einwilligung, eine kranke Frau zu so einem Einsatz zu bringen?“
    Simba lehnte sich vorsichtshalber im Sitz zurück. Sally wirkte, als wollte sie jeden Augenblick mit ausgefahrenen Krallen auf ihn losgehen und bei dem Anblick ihrer langen, manikürten Fingernägel wollte er lieber vorsichtig sein, auch wenn er ihre Handgelenke schneller packen könnte als sie „Aua“ schreien.
    „Es tut mir leid, ich bin nicht darüber informiert, wo Ihre Schwester abgeholt wird. Geben Sie mir bitte Details.“
    „Tami lebt in Montana in einer staatlichen Pflegeeinrichtung für Traumapatienten.“
    „Seit wann?“
    Sally musterte ihn wieder mit diesem undefinierbaren Blick. Gefühle wollten sich offenbar eine Bahn brechen, aber Sally bestätigte erneut den Eindruck einer Person, die jahrelange Übung darin besaß, sich zu verstellen. Was war nur in dieser Familie passiert?
    „Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr.“
    Ob er es wagen sollte, sie zu fragen, was vorgefallen war?
    „Wie alt ist Tami jetzt?“
    „Sie ist einunddreißig.“
    „Und Sie, Sally?“
    „Fünfunddreißig.“
    „Haben Sie noch mehr Geschwister?“
    „Dakota.“ Ihre Stimme war so leise, dass er sie kaum verstand. „Sie hat sich mit sechzehn das Leben genommen.“
    Simba griff nach Sallys Hand und umschloss sie. Sie ließ es sich gefallen. Ihre Fingerspitzen waren eiskalt, sodass er sie mit der zweiten Hand umfasste und sanft rieb. „Wie alt wäre Dakota heute?“
    „Siebenunddreißig.“
    Der Selbstmord der Schwester lag also einundzwanzig Jahre zurück. Zu diesem Zeitpunkt musste Ben Ogan zwölf gewesen sein, Sally vierzehn und Tami … neun. Ein traumatisches Erlebnis für die Geschwister, aber er glaubte nicht, dass es der Auslöser dafür sein konnte, dass Tami sieben Jahre später in diese Klinik eingeliefert worden war. Es musste ein weiteres katastrophales Ereignis gegeben haben.
    „Hat Tami das nicht verkraftet und kam aus diesem Grund in die Einrichtung?“
    Sally senkte den Kopf. „Nein“, sagte sie mit erstickter Stimme.
    „Wollen Sie mir erzählen, was damals vorgefallen ist?“
    Sie antwortete nicht. Er hörte sie mit den Zähnen knirschen. Bhenchod! Die Dramatik musste unbegreiflich sein.
    Simba hielt weiterhin ihre Hand, wartete, bis ihre Schultern nicht mehr bebten. Außerdem musste Wade mit dem Tippen hinterherkommen und die Informationen per SMS an die Einsatzzentrale weitergeben.
    Wahrscheinlich würde es dem Team nicht schwerfallen, die Adresse der Einrichtung herauszufinden, in der Tami lebte. Aber ob die Ärzte erlauben würden, dass die Patientin an den Tatort gebracht wurde, bezweifelte er stark. Andererseits konnte er sich vorstellen, dass Max General Powell informieren würde und der wiederum hatte so weitreichende Beziehungen, dass die Möglichkeit, Tami Ogan nach L. A. zu bringen, schon wieder in den Bereich des Wahrscheinlichen rückte.
    Er drückte Sallys Hand, um allmählich ihre

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