Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
Schmugglerauftrag brechen wir wegen des Vorfalls ab und eine Anfrage des LAPDs, die auf Wades Unterstützung bei der Suche nach einem Serienkiller hier in L. A. bauen, muss ich leider auch absagen.“
„Wissen nicht bereits viel zu viele Leute von unseren Fähigkeiten?“ Diese Sorge quälte Simba seit geraumer Weile.
Max nickte. „Wenn ihr zum Einsatz kommt, weitet sich der Kreis derjenigen aus, die zumindest eine Ahnung über eure Andersartigkeit erlangen. Das lässt sich nur schwer verhindern.“
So wie bei einem von Dix’ Einsätzen, bei denen er Funkwellen gelesen und die Position eines gesuchten Mörders bestimmt hatte, woraufhin das FBI zuschlagen konnte.
„Wir sollten in Zukunft dem FBI und anderen Institutionen nur noch vermummt zu Hilfe kommen.“
„Ja“, bestätigte Max. „Das habe ich mit meinem Kontaktmann bereits vereinbart. Er ist integer, aber wir müssen die Mitwisser absolut gering halten.“
„Hoffentlich ist das noch nicht zu spät.“
„Wir kriegen das hin, Jungs. Außer bei den FBI-Einsätzen hat kein Außenstehender eine Fähigkeit definitiv mitbekommen, nicht mal bei der Jones-Entführung.“
Das stimmte. Vielleicht hatte Max recht. Verfolger, die einmal Blut gerochen hatten, gaben niemals Ruhe. Man konnte sich ihnen nur entziehen, indem man sie ausschaltete. Der Gedanke schürte das Brennen der Schuld in seinem Inneren. Wegen seines verdammten Versagens hatte Nani-ji sterben müssen. Nur, weil er es nicht fertiggebracht hatte, zu töten. Damals nicht. Das sollte ihm nie wieder passieren. Und nie wieder würde er einen geliebten Menschen verlieren, weil er Gefühle dieser Art tief in seiner Seele vergraben und einbetoniert hatte. Wenn er nicht liebte, gab es nichts zu verlieren. Aber durfte er einen Vorteil ausschlagen, wenn es eine Möglichkeit bedeutete, Wade helfen zu können? Reese zeigte Interesse an ihm, das hatte er nicht übersehen. Viel schlimmer fand er, dass ihn sein Interesse an ihr aus bislang geregelten Gefühlsbahnen zu reißen drohte. Wäre er fähig und stark genug, dem zu widerstehen? Er musste! Vielleicht konnte sie mit ihrem Wissen zu einer Lösung beisteuern – möglicherweise durch Beziehungen. Virgin hatte recht. Ihm blieb keine Wahl, er musste Dr. Reese Little treffen. Seine Gefühle hatten hintenanzustehen, das Wohl der Truppe stand über allem und er hatte zur Hölle noch mal seine Hormone im Griff zu halten.
„Übrigens“, sagte Max gedehnt und Simba horchte auf, „ich habe den Termin für eure Trainingswoche mit General Powell wegen dieser Sache hier auf unbestimmte Zeit verschoben.“
Reese ließ Badewasser einlaufen. Sie balancierte eine zu voll gegossene Tasse Kaffee ins Bad und stellte sie auf dem Wannenrand ab. Beim Hineingleiten in das duftende Wasser entfuhr ihr ein wohliger Seufzer. Sie schloss die Augen und genoss die Mischung aus Kaffeearoma und Orangen-Sanddorn-Badeöl. In Kombination mit den aus dem Wohnzimmer herüberschallenden Sambarhythmen konnte sie sich vorstellen, Urlaub auf einer brasilianischen Hazienda zu machen. Sie würde entspannt in einem Whirlpool liegen, dem Gesang der Arbeiter auf den nahen Feldern lauschen, den Duft frisch gerösteter Kaffeebohnen in der Nase. Andere träumten von den Malediven, von Sonne und Meer, einsamen Stränden mit weißem Sand und Kokospalmen. Sie hingegen hatte schon immer das Andersartige bevorzugt.
Wahrscheinlich, weil sie bereits sehr früh begonnen hatte, ihre Individualität zu suchen und zu untermauern. Sie zählte zu den Zwillingskindern, die sich schwer damit taten. Seit Kindergartentagen war es ihr beispielsweise ein Gräuel, in den gleichen Klamotten herumzulaufen wie Alana. Bis Mom es schaffte, sich gegen Dad durchzusetzen, der seine Prinzessinnen am liebsten als
Susi
und
Hedy
aus
The Parent Trap
sehen wollte, waren unzählige Tränen geflossen. Mom gehörte in den ersten Jahren ihrer Ehe zu den Frauen, die das Wort Emanzipation noch nicht in den Mund zu nehmen wagten. Gott sei Dank änderte sich das, noch bevor Alana und Reese eingeschult wurden und irgendwann begriff auch Dad, dass er zwei Töchter hatte.
Sanfter Wind trug eine vertraute Stimme an ihre Ohren.
Haben Sie noch einen Wunsch, Senhorita?
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort und betrachtete den braun gebrannten Exoten unter halb geöffneten Lidern. Eine schneeweiße Hose und ein weißes Kurzarmhemd unterstrichen seine Hautfarbe und assoziierten eine Milchschnitte. Eine Sahneschnitte hätte Alana gesagt. Reese
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