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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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auf und schwang die Beine aus dem Bett.
    Für einen Moment legte er die Stirn auf ihre Knie, doch dann hob er den Kopf und sah sie an. Sein Blick fachte Hoffnung an, zauberte einen winzigen Silberstreifen an den düsteren Gedankenhimmel.
    „Verzeih mir“, flüsterte er mit einer Stimme rau wie Sandpapier.
    Sie strich ihm durchs Haar. „Es gibt nichts zu verzeihen. Es ist alles schon vergessen. Wovon redest du?“
    Im ersten Moment, als er sie mit seiner brüsken Aussage konfrontiert hatte, hatte sie geglaubt, eine Atombombe wäre in ihrem Herzen explodiert, doch schon im nächsten hatte die Druckwelle, die der vermeintlichen Detonation folgte, jegliche Entrüstung, Enttäuschung oder welches verletzende Gefühl auch immer sie für den Bruchteil einer Sekunde gespürt haben mochte, spurlos hinweggefegt. Hätte er andere Worte gewählt, nicht von der Kraft einer Megatonnenbombe, sondern weniger verheerend, hätte er wahrscheinlich die erwartete Reaktion bei ihr erzielt. Doch nicht so.
    „Ich weiß nicht“, sagte sie und kraulte sein Haar intensiver, „wohin das mit uns beiden führt. Aber ich wünsche mir eine reelle Chance, dich kennenzulernen, Simba.“
    „Verzeih mir“, murmelte er erneut und sie wusste, im Augenblick fand er keine anderen Worte, weil er sich einfach nur schuldig fühlte.
    Dieser Mann war ein emotionales Wrack. Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, dass ausgerechnet sie bereit wäre, sich mit einer derart komplizierten Beziehung abzugeben. Sie hatte stets im Vorfeld darauf geachtet, dass es kein Konfliktpotenzial gab. Keine Kollegen, erst recht keinen Arzt. Keine wesentlich jüngeren Männer, keine mehr als maximal drei Jahre älteren. Keine gefährlichen Berufe. Keine frisch gescheiterten Beziehungen im Hintergrund. Heiliger, es gab sicher ein Dutzend Kriterien mehr, die sie abgecheckt hatte, bevor sie sich auf ein zweites oder drittes Date einließ. Geholfen hatte es nicht immer, wie der Nerd in ihrer knappen Eroberungsliste bewies. Ihrer mehr als knappen.
    Dies hier war nicht nur eine Herausforderung. Sie spürte, dass sehr viel mehr davon abhing. Wie immer es ausging, es würde ihr Leben verändern und egal, welche Alternative sie sich vorzustellen versuchte, das Ergebnis gefiel ihr nicht, bis auf eines. Sie wollte diesen Mann! Sie wollte versuchen, ihm zu helfen, ihm zur Seite zu stehen, sein Herz zu heilen und für sich zu gewinnen.
    Aber war sie in der Lage dazu?
    Erfolg oder Versagen lag nicht allein in ihrer Hand, so viel war klar. Das tat es niemals, egal, was jemand im Leben anpackte. Ihr fiel ein Spruch von einem dänischen Dichter und Schriftsteller ein:
„Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu.“
    Wenn es nur die kleine Blume wäre, die zu ersetzen es gälte. In Simbas Leben gab es keinen Sonnenschein und erst recht keine Freiheit.
    „Komm.“ Sie beugte sich vor und griff nach seiner Hand. „Du zitterst und es ist kalt.“
    Simba ließ sich aufs Bett ziehen. Sie nahm das Laken und deckte ihn und sich zu, kuschelte sich an seinen breiten Brustkorb. Erst fürchtete sie, er hätte sich noch immer nicht gefangen, aber als er die Arme um sie schloss und sie an sich presste, wusste sie, der melancholische Ausbruch war vorüber. Sie mochte Psychologie nicht mehr, seit sie tiefer in die Materie eingetaucht war, mochte es nicht, sich mit den Problemen des menschlichen Geistes auseinanderzusetzen, sondern brauchte Fleisch und Blut, etwas zum Sehen und Anfassen, um es zusammenflicken zu können. An einer Seele konnte sie das nicht. Und dennoch: Für Simba wäre sie bereit, über ihren Schatten zu springen. Eigentlich konnte sie es sich nicht erklären, warum sie sich so … opferbereit zeigte. Sie kannten sich viel zu kurze Zeit, um für einen geliebten Partner freiwillig durch die Hölle zu gehen. Liebe? Sie horchte tief in sich hinein. Auch davon konnte sie nicht reden, dafür von dem unbezwingbaren Wunsch, an Simbas Seite zu sein; zu bleiben; die Chance nicht zu verpassen: Dieser Mann könnte derjenige sein, mit dem sie alt werden wollte.
    Er verteilte zaghaft Küsse auf ihrer Schulter. „Sag, kannst du mir verzeihen?“
    Reese schwankte, wie sie reagieren sollte. Ernsthaft oder humorvoll? Die Situation war ernst, das schon. Aber musste man ihr auch mit Leichenbittermiene begegnen?
    Sie stützte sich auf und zog eine geschockte Grimasse. „Sagt, edler Ritter, wollt Ihr mir gestehen, die Nacht gar nicht

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