Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
zusammenbleiben und entscheiden, wie wir vorgehen.“
Niemand sagte etwas. Simba wartete, bis Max General Powell in Kenntnis gesetzt und das Gespräch beendet hatte. Er schloss für einen Moment die Augen. Darauf zu vertrauen, dass die Black Boys Reese überzeugen konnten, fiel ihm schwer. Andererseits musste er einen klaren Kopf bewahren und es war unsinnig, zu glauben, sie befände sich im Moment in Gefahr. Ihre Gegner konnten nicht wissen, dass er ihr vor wenigen Stunden brisante Details anvertraut hatte. Dennoch krampfte sich ihm der Magen zusammen.
Er zwang sich, sich wieder auf das Ultimatum zu konzentrieren. „Woher habt ihr diesen Zettel?“
Wenn Nani-ji noch lebte, hielt man sie bestimmt in Indien gefangen. Sie litt unter schwerstem Bronchialasthma, das konnte auch ihren Entführern nicht entgehen und die Fluguntauglichkeit solcher Patienten sollte bekannt sein. Eine tote Geisel taugte nichts. Er nahm den Zettel und versank in der Betrachtung ihres Fotos.
„Virgin hat ihn vor einer halben Stunde gefunden, als er die Zeitung reinholen wollte.“
Gab es Hinweise, wo sich Nani-ji aufhielt, an was für einem Ort das Foto aufgenommen worden sein könnte? Die schmutzig graue Wand hinter der Metallliege war nur grob verputzt und rissig. Sie gehörte definitiv zu einem baufälligen Gebäude. Was man vom Fußboden sah, wirkte ebenso schmutzig wie Nani-jis Haut. Wie gern hätte er ihr diese unwürdige Situation erspart. Es war alles seine Schuld. Er hätte den Kampf nicht aufgeben, sich nicht von Max überreden lassen dürfen, ihn nach Kalifornien zu begleiten. Simba stöhnte auf.
„Ich glaube, ich kann mir zusammenreimen, was damals passiert ist.“ Max legte ihm eine Hand auf die Schulter und zwang ihn, stehen zu bleiben.
„Und was?“
„Das CT-Kommando war auf der Suche nach dir und ist mitten in deinen Kampf mit den Rebellen hineingeplatzt. Erinnerst du dich, als du erzählt hast, dass du plötzlich keinen Gegner mehr finden konntest, nachdem du glaubtest, Nani-jis Leiche auf der Lichtung gefunden zu haben?“
„Ja.“ Er hatte angenommen, sie mit seinen Fallen für kurze Zeit in die Flucht getrieben zu haben und sie sammelten sich nun irgendwo, um den nächsten Angriff vorzubereiten.
„Ich vermute, das CT-Kommando hat die Rebellen beseitigt und sich Nani-ji geschnappt. Die Leiche, die du gefunden hast, war jemand anderes. Vielleicht einer der Rebellen.“
„Sie war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.“ Simba räusperte sich, zwang den Kloß im Hals hinunter. Er sah das verkohlte Häufchen vor sich, dem man kaum noch ansah, dass es einmal ein erwachsener Mensch gewesen war, geschweige denn, ob männlich oder weiblich.
„Ehe sie dich überwältigen konnten, bin ich aufgekreuzt.“
„Der Flug nach L. A. wird ihnen nicht entgangen sein.“ Konnte Max recht haben? Der Hoffnungsfunke, Nani-ji lebend wiederzufinden, flackerte kurz auf und erlosch. In den Händen dieser Bestien war sie nur ein Druckmittel, das sie ohne mit der Wimper zu zucken über die Klinge springen lassen würden.
„Und meine Spur hat ebenfalls nach L. A. geführt“, mischte sich Seth in die Unterhaltung ein. „Da brauchten sie ihre Suche nur noch auf diese Stadt zu konzentrieren.“
„Und dafür haben sie Monate benötigt?“
„L. A. ist groß. Und mich suchen sie auch erst seit einem halben Jahr.“
„Warum erst der Überfall auf Santa Rosa Island und dann am El Prado?“
„Sie haben ihre Taktik geändert, nachdem sie das auf der Insel voll verkackt haben. Wahrscheinlich haben sie auch mitbekommen, dass die Black Boys uns zu Hilfe gekommen sind. Jetzt spielen sie ihren Trumpf aus“, sagte Seth.
„Nani-ji“, stieß Simba heiser hervor.
„Wir können unmöglich auf die Forderung eingehen.“
„Ja, verdammt!“
„Stillgestanden, ihr Fettsäcke!“ Die schnarrende Stimme des Generals, der plötzlich im Eingang zur Küche stand, ging in Poltern unter.
Stühle flogen um, sogar Jamie und Cindy standen kerzengerade. Max ging auf den pensionierten SEALs-Trainer zu und salutierte.
„Da steckt ihr einigermaßen tief im Dreck“, sagte Powell. „Wie lauten die Details?“
Während eine Diskussion entbrannte, was sie unternehmen könnten, konzentrierte sich Simba erneut auf die Betrachtung des Fotos. Er stieß Virgin an. „Holst du mir eine Lupe aus Max’ Büro?“
Virgin nickte, warf einen Blick in die Runde, und als niemand widersprach, eilte er davon. Simba betrachtete den Unrat, der auf dem Boden
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