Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
Nur einen Moment noch“, gab Simba zurück und senkte seine Lippen auf ihre.
Ben gibt auf den letzten Yards zu seinem Ziel noch einmal kräftig Gas und bremst sein Motorrad dann abrupt ab. Lässig stellt er die Füße auf den Asphalt. Der aufgewirbelte Staub legt sich wie ein Schleier über sein Visier.
Er gleitet vom Sitz und scheucht zwei neugierige Dreikäsehochs beiseite, die das Bike näher betrachten wollen. Sie weichen ehrfurchtsvoll zurück, als er sich vorbeugt und ihnen durch den Helm leise ein „Buh!“ entgegenwirft.
Das Motorrad im Blick geht er rückwärts wenige Schritte durch einen Vorgarten und klopft an die Haustür. Die Hausbewohnerin muss ihn bereits gehört haben, denn augenblicklich öffnen sich Tür und Fliegengitter.
„Sybil“, sagt er, „schön, dich zu sehen.“
Sie begrüßt ihn mit Küsschen rechts, Küsschen links. „Ben! Was machst du denn heute hier?“
„Es ist Sonntag, ich weiß. Ich dachte, du hast vielleicht Lust auf eine klitzekleine Runde?“ Ben nickt in Richtung des Bikes.
Sybil legt den Kopf schräg, lauscht in das Haus hinein und schiebt die Moskitoschutztür in ihrem Rücken leise zu. „Ich kann nicht“, sagt sie. „Die Kleinen schlafen und ich will sie jetzt nicht wecken, um sie zu ihrer Granny zu bringen.“
Er sieht es ihrem betrübten Gesichtsausdruck an, wie gern sie etwas anderes sagen würde. Ihr Blick gleitet sehnsüchtig über den zweiten Helm in seiner Hand.
„Wann hast du sie hingelegt?“
„Vor einer halben Stunde.“
„Und wie lange schlafen sie in der Regel?“
„So zwei Stündchen. Meistens bis drei.“
„Schau kurz nach ihnen und wenn alles okay ist, fahren wir ein Mal die Straße rauf und wieder runter. Was meinst du dazu?“
Noch mehr Sehnsucht glitzert in ihren Pupillen. Das Angebot lockt.
„Komm schon, dabei kann nichts passieren. Du bist in drei Minuten zurück, schaust nach ihnen und wenn du willst, düsen wir die gleiche Runde noch mal.“
Er kann zusehen, wie die Skepsis aus ihren Zügen weicht.
„Ich war gerade noch bei ihnen drin“, sagt sie und streicht sich ihre Haarmähne nach hinten. Sie deutet nach links. „Bis zur Straßenkreuzung und in die andere Richtung bis zur Baumgruppe dort hinten, okay?“
„Okay.“ Er lächelt sie an und reicht ihr den Helm.
Die Nachbarskinder haben sich verzogen. Er steigt auf das Motorrad und Sybil sitzt hinter ihm auf. Er startet die Maschine, unterlässt es, den Motor aufheulen zu lassen und fährt gemächlich los. Erst als sie ein paar Häuser weiter sind, beschleunigt er, fährt bis zur Straßenkreuzung und wendet. Als sie in der entgegengesetzten Richtung die Baumgruppe passieren, gibt er Gas. Er hört Sybils entsetzten Aufschrei, aber noch wird ihr nicht klar sein, dass ihr Weg nicht nach Hause zurückführt. Sie klammert sich an ihn, und nach Sekunden trommelt sie ihm mit einer Faust in die Seite. „Ben!“, hört er sie kreischen, doch er lächelt nur in sich hinein, spürt die Zufriedenheit der Klapperschlange.
Die Geschwindigkeit zwingt Sybil, sich an ihn zu klammern, wenn sie nicht riskieren will, einen schmerzhaften Abflug zu machen. Er braust die Zufahrt zum Interstate Highway 15 entlang, legt das Bike in der kreisrunden Kurve beinahe waagerecht auf den Asphalt. Ruckzuck sind sie aus San Marcos hinaus. Es ist nicht weit bis zur Abfahrt auf die Deer Springs Road, von der er nach links auf einen Waldweg abbiegt. Bei der nun langsameren Fahrt beginnt
Es
erneut, an ihm zu zerren, zu schreien und auf ihn einzuboxen, doch er lässt sich nicht beirren. Mit einer Hand kann
Es
ihm unmöglich beikommen, erst recht, weil
Es
aufpassen muss, keinen Sturz zu verursachen. Weit genug von der Straße und menschlichen Behausungen entfernt stoppt er zwischen dicht stehenden Bäumen.
Es
braucht eine kräftige Ohrfeige, weil
Es
schreit und tobt, nachdem er ihm den Helm vom Kopf gezogen hat. Er reißt
Es
an den langen Haaren zu sich heran, knebelt
Es
und fesselt seine Hände und Füße. Ein Streifen Panzertape über dem Mund verhindert, dass
Es
herumbrüllen kann. An einen Baumstamm fixiert wird
Es
warten müssen, bis er mit dem Wagen zurückkommt, um
Es
abzuholen. Wahrscheinlich hat
Es
sich bis dahin halbwegs beruhigt. Bis Vista und zurück braucht er von hier aus nur wenige Minuten.
Daheim lässt er Anu ihr Geschäft verrichten und öffnet ihr die hinteren Fahrzeugtüren. Während der Fahrt stellt sie sich immer wieder auf die Hinterpfoten und drückt ihre Schnauze an die Scheibe
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