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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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aussehen wie Schwestern – aber auch wie ein blondes Engelchen und ein schwarzes Teufelchen. Das einzige Make-up, das Nat benutzte, war ein Lipgloss. Als sie aus dem Bad heraustrat, beneidete Mom sie mal wieder um ihre langen dunklen Wimpern, die nicht eine Spur Mascara benötigten.
    Sie betrachtete ihre Mutter von Kopf bis Fuß. Mit den Stöckelschuhen, die einem Wolkenkratzer zur Ehre gereichten, war sie genauso groß wie Nat mit flachen Schuhen. So irre konnte Nat nicht sein und sich die Folter die halbe Nacht antun. In dem Gedränge auf dem Konzert würde sie sich wahrscheinlich auch eher die Beine brechen. Mom nicht. Sie hatte vor einigen Jahren sogar extra eine High-Heels-Laufschule besucht und die Kunst, auf den Dingern durch die Gegend zu eiern, seither perfektioniert. Nat gab neidlos zu, wie gut Mom aussah, wenn sie sich auf Heels bewegte.
    „Siehst klasse aus!“
    „Dito!“
    „Gehen wir allein Essen?“
    „Nur du und ich.“
    „Ich wünschte, Dad wäre dabei.“
    „Ja.“ Mom seufzte. „Ich manchmal auch.“
    „Warum rauft ihr euch nicht zusammen und versucht es noch mal?“ Nat biss sich auf die Zunge, weil es ihr passiert war, derart ins Fettnäpfchen zu treten, aber jetzt war es zu spät. Bei einem ihrer ersten Besuche bei Dad nach der Trennung hatte sie genau gesehen, wie er einen winzigen Damenslip mit dem Fuß unter das Sofa schob und beim Ausräumen der Spülmaschine fielen ihr Lippenstiftreste an einem Champagnerglas auf.
    „Es tut mir leid, Mom.“ Sie griff nach ihrer Hand. „Ich wollte mich nicht einmischen.“
    „Schon gut.“ Mom lächelte. Das verräterische Zucken, das für einen Moment wie ein Schatten über ihr Gesicht wischte, bemerkte Nat trotzdem. „Auf geht’s.“
    Sie fuhren in Natanas Lieblingsrestaurant, ein Chinese, der ein All-you-can-eat-Buffet anbot. Das Konzert begann erst in vier Stunden, sie hatten reichlich Zeit, obwohl sie planten, zwei Stunden vorher da zu sein, um noch halbwegs ordentliche Plätze zu ergattern. Vielleicht war das viel zu spät, bei anderen Konzerten hatte Nat auch schon acht und mehr Stunden angestanden, aber das hier waren Methusalem-Rocker, da erwartete sie keinen so riesigen Andrang.
    Sie schob sich mit einem Teller in den Händen, den sie mit Mini-Frühlingsrollen vollgepackt hatte, auf ihren Stuhl.
    Mom grinste. „Gleich bist du wieder satt, ehe du auch nur von jeder deiner Lieblingsspeisen einen Happen genossen hast.“
    Nat grinste. „Ich hab Riesenhunger!“
    „Klar, bis zur dritten Frühlingsrolle.“
    „Hallo Ladys.“
    Natana blickte ruckartig auf. Sie verschluckte sich beinahe. „Dad!“
    „Darf ich mich zu euch setzen?“
    Der Bissen steckte ihr wie ein Betonklumpen im Hals. Dad fragte das nicht als Höflichkeitsfloskel, sondern wartete darauf, dass Mom zustimmte. Er legte nicht einmal die Hände auf die Stuhllehne, um diese schon einmal an sich heranzuziehen.
    Moms Nicken rauschte wie eine Befreiung durch Natanas Kopf. Sie schob ihren Teller in Dads Richtung und er griff automatisch zu und nahm sich ein Frühlingsröllchen. Früher hatte Mom ihm immer auf die Finger gehauen, wenn er sie mit der Hand aß, anstatt Messer und Gabel zu benutzen, jetzt saß sie stocksteif an ihrem Platz. Nats Herz wollte sich bei diesem Anblick in der Brust verkrampfen.
    Dad griff in seine Jackentasche und zog eine Konzertkarte hervor. „Ich dachte, es ist zu schade, sie verfallen zu lassen.“
    Das traurige Flackern in seinen Pupillen verriet die Hoffnung, um Begleitung gebeten zu werden. Natana hielt die Luft an. Nie im Leben würde Mom es über die Lippen bringen und Dad sah nach Sekunden ein, dass er die ersehnte Antwort nicht bekommen würde.
    „Vielleicht kennt ihr jemanden, den ihr kurzfristig einladen könnt.“ Er machte Anstalten, wieder aufzustehen.
    Zur Hölle mit allem guten Anstand. Natürlich hatte sie kein Recht, sich in den Zwist ihrer Eltern einzumischen. Mom stand vor einem unlösbaren Problem. Einem Partner Fremdgehen zu verzeihen, konnte auch sie sich unmöglich vorstellen. Andererseits war Mom über ihre Gefühle zu Dad längst nicht hinweg. Nat musste eine Entscheidung treffen, und zwar schnell.
    „Warte“, sagte sie atemlos und legte eine Hand auf die ihres Vaters. Gleichzeitig suchte sie den Blick ihrer Mutter.
    „Darf ich jemanden anrufen?“
    Mom hatte ihre Sprache noch immer nicht wiedergefunden und nickte nur knapp.
    „Egal wen?“ Mom diese Zustimmung aus den Rippen zu kitzeln, war gemein, denn sie musste

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