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Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)

Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Nicht nachdem er sie so sanft berührt und auf Kosten seiner eigenen Sicherheit vor herabfallendem Schutt beschützt hatte.
    Alyssa befeuchtete ihre trockenen Lippen und stieg entschlossen aus dem Wagen. Ihre Tasche schlang sie über die Schulter und schloss das Auto ab. Ihr Herz klopfte wild, als sie sich zum Haus umdrehte und über den Plattenweg auf die Tür zuging. Sie hätte nie gedacht, dass er in so einem großen Haus lebte, irgendwie passte es gar nicht zu ihm. Mit zitternden Fingern drückte sie auf den Klingelknopf und erwartete fast, dass ihr ein Butler die Tür öffnete.
    Eine Weile passierte gar nichts, dann ging die Tür einen Spaltbreit auf. »Ja?«
    Diese raue, tiefe Stimme hätte sie überall wiedererkannt, und sie löste die gleiche Reaktion in ihr aus wie vor einer Woche. Ein Schauer lief über ihren Körper, während sich in ihrer Mitte Hitze sammelte. Alyssa räusperte sich. »Hallo, ich hoffe, ich komme nicht ungelegen. Ich wollte mich nur bei dir dafür bedanken, dass du mich …«
    Kyle unterbrach sie brüsk. »Das ist nicht nötig.«
    Sie fühlte, wie bei seiner Reaktion das Blut aus ihrem Gesicht wich. »Oh …« Um ihn nicht die Tränen sehen zu lassen, die sich in ihren Augen bildeten, wühlte sie rasch in ihrer Tasche. »Ich wollte dir auch dein T-Shirt zurückgeben. Danke, dass du es mir geliehen hast.« Sie hielt es ihm hin, doch er streckte nicht seine Hand danach aus. »Ich habe es auch gewaschen.« Als er weiterhin keine Anstalten machte, es entgegenzunehmen, hängte sie es über den Türknauf. Das Geschenk behielt sie in ihrer Tasche, weil sie wusste, dass er es sowieso nicht annehmen würde. »Entschuldige die Störung.« Sie zwang sich, den Kopf zu heben. »Danke für deine Hilfe.« Obwohl alles in ihr sich dagegen sträubte, drehte sie sich um und ging auf ihren Wagen zu. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten. Wie hatte sie sich einreden können, dass Kyle Interesse daran haben könnte, sie kennenzulernen? Sie war so dumm …
    »Warte!«
    Erschrocken zuckte Alyssa zusammen. Tief holte sie Atem, bevor sie sich wieder zum Haus umdrehte. Die Tür war ein Stück weiter auf, aber Kyle war im dämmrigen Flur immer noch nicht zu sehen. Nur seine Hand lag auf dem Türknauf samt T-Shirt.
    »Komm herein. Bitte.«
    Unentschlossen blickte Alyssa zum Haus hin. Kyle hatte es sehr deutlich gemacht, dass er sie nicht sehen wollte, warum sollte er sie dann jetzt in sein Haus einladen? Das würde nur wieder eine Enttäuschung für sie werden, und es würde ihr noch schwerer fallen, ihre Hoffnungen zu begraben. Es wäre besser, wenn sie sich jetzt umdrehte und nach Hause fuhr. Dort konnte sie sich einen Tee machen, eine Tafel Schokolade vertilgen und sich in einen Roman vertiefen, der sie hoffentlich vergessen ließ, dass wieder einmal der Mann, der sie interessierte, nichts mit ihr zu tun haben wollte.
    »Bitte, Alyssa.«
    Die Art, wie er ihren Namen sagte, beeinflusste ihre Entscheidung, wieder zum Haus zurückzugehen. Leise, rau und mit einem Hauch Sehnsucht. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, aber es zog sie trotzdem zu Kyle wie eine Motte zum Licht. Zögernd blieb sie einen Meter vor der Tür stehen. Wortlos hielt Kyle ihr seine Hand hin, und sie machte automatisch einen Schritt nach vorn. Als ihre Fingerspitzen sich berührten, ging etwas wie ein elektrischer Stoß durch ihren Arm, und ihr Herz begann zu rasen. Oh Gott, wenn sie schon auf eine solch unschuldige Berührung so reagierte, was würde erst passieren, wenn Kyle etwas anderes tat? Doch er ließ sie los, sobald sie in das Haus trat, und schloss die Tür hinter ihr. Der Flur war so düster, dass sie kaum etwas von ihm sehen konnte, und sie hatte das Gefühl, dass genau das seine Absicht war. Ihr Herz zog sich vor Mitleid zusammen. Es musste schlimm sein, das Gefühl zu haben, sich wegen seiner Narben vor anderen Menschen verstecken zu müssen. Sie wünschte, sie könnte ihn berühren und ihm klarmachen, dass es sie nicht störte.
    Kyle führte sie in ein Esszimmer, in dem es ein wenig heller war. Er drehte sich zu ihr um und hielt sich dabei so, dass seine Brandnarben im Schatten blieben, während er sie eingehend betrachtete. Sein Blick glitt kurz zu ihrem tiefen Ausschnitt, und sie glaubte, etwas wie Verlangen in seinen Augen aufblitzen zu sehen. »Entschuldige, dass ich so unhöflich war, ich bin Besuch nicht gewöhnt.«
    Alyssa legte ihre Tasche auf den Tisch und schlang ihre Arme um ihren Oberkörper.

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