Verhängnisvolle Sehnsucht (German Edition)
äußeren Bereiche kümmerten, trat sie in ihr Büro. Es wirkte seltsam unberührt, obwohl es auch nach Rauch roch und an der Wand, die Kyle aufgerissen hatte, die Flammen bis ins Innere vorgedrungen waren. Zögernd öffnete Alyssa die Schubladen ihres Schreibtischs und fand ihre Utensilien unversehrt darin vor. Anstatt wieder die drohenden Tränen zuzulassen, räumte sie die Schubladen schnell aus und wandte sich dem Schrank zu. Auch hier das gleiche Bild. Erleichtert, dass nicht alles zerstört war, packte sie die Sachen ein. Ein paar besonders wertvolle Bücher hatte sie hier auch aufbewahrt und konnte sie nun retten.
Die Bücher in den Regalen, die noch auf die Bearbeitung gewartet hatten, waren in etwas schlechterem Zustand, aber wenn sie es schaffte, den Rauchgeruch loszuwerden, konnten sie eventuell noch benutzt werden. Oh Gott, sie hoffte, dass Carrie recht hatte und eine neue Bibliothek aufgebaut wurde. Sie wollte nicht hier weg, von diesem Ort, an dem alle sie so nett empfangen hatten und sie den Mann gefunden hatte, den sie liebte. Noch nie war sie so glücklich gewesen wie in den Momenten, in denen sie mit Kyle zusammen gewesen war. Okay, vielleicht nicht unbedingt während des Brandes, aber auch diese Erfahrung war nicht so schlimm gewesen, wie sie hätte sein können, weil er bei ihr gewesen war.
»Bist du fertig?«
Carries Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Alyssa drehte sich zu ihr um und lächelte. Ihre sonst stets so modisch gekleidete Freundin trug alte, verschmutzte Jeans, ein ebensolches Sweatshirt und Turnschuhe. »Ja, ich habe hier alles rausgenommen, was gerettet werden kann.« Sie trug eine Kiste zur Tür. »Wie sieht es draußen aus?« Sie trat hinaus und riss die Augen auf. »Was ist denn hier los?« Der Raum wimmelte von Menschen. Unter anderem entdeckte sie auch einige Polizisten und Feuerwehrmänner, die Kisten nach draußen trugen.
Carrie lächelte. »Es kamen noch ein paar mehr Helfer vorbei.«
»Ihr seid unglaublich.« Dankbarkeit stieg in ihr auf.
»Wir helfen gerne, und du hättest auch geholfen, wenn jemand anderem so etwas passiert wäre.«
Nachdem die letzten Kisten hinausgetragen und auf einen Lastwagen geladen worden waren, schloss Alyssa die Tür ab und bedankte sich bei den Helfern. Ohne die Hilfe hätte sie wahrscheinlich Wochen, wenn nicht Monate gebraucht, um des Durcheinanders Herr zu werden. Jetzt konnte sie die Zeit verwenden, in einer leer stehenden Lagerhalle alle Kisten zu kontrollieren und zu entscheiden, was damit geschehen würde.
Müde, aber auch zufrieden fuhr sie schließlich zu ihrem Haus und freute sich auf ein ausgiebiges Bad. Aus jeder Pore schien ihr der verbrannte Geruch entgegenzuströmen. Als sie in ihre Einfahrt bog, sah sie, dass Kyles Auto vor ihrem Haus stand. Ihr Herz begann schneller zu klopfen, die Müdigkeit fiel ein wenig von ihr ab. Rasch parkte sie dahinter und stieg aus. Kyles Autotür öffnete sich zur gleichen Zeit, und er schob ein Bein aus dem Wagen. Als sie bei ihm ankam, hatte er sich aufgerichtet und blickte ihr entgegen.
Besorgt musterte sie die neuen Falten in seinem Gesicht. In seinen Augen stand so viel Schmerz, dass es ihr den Atem verschlug. »Hallo, Kyle.«
»Lys.«
Wie immer, wenn er den Kosenamen benutzte, lief ein Prickeln durch ihren Körper. Aber die Zukunft war zu ungewiss, und sie waren beide offensichtlich viel zu erschöpft, um ihren körperlichen Gelüsten nachzugeben. »Möchtest du hereinkommen?«
»Gerne.« Während sie zur Tür gingen, legte Kyle seine Hand auf ihren Rücken.
Sie kam sich durch die Geste seltsam beschützt vor und wünschte, der Weg würde ewig dauern, doch leider waren es nur wenige Sekunden. Rasch schloss sie die Tür auf und trat in das Haus. Wie immer musste sie lächeln, als sie den warmen Holzboden und die leuchtenden Bilder an den Wänden sah. Es war nur ein kleines, einstöckiges Haus, aber sie fühlte sich sehr wohl darin und war froh, dass sie es bereits kurz nach ihrem Umzug hierher gefunden hatte.
Als sie sah, dass sich Kyle neugierig umsah, wurde ihr bewusst, dass er bisher noch nie hier gewesen war. Auch wenn es ihr so vorkam, als würde sie ihn schon ewig kennen, war sie ihm bisher nur in Extremsituationen begegnet. Und den Sex in seinem Haus zählte sie auch dazu. Unruhig führte sie ihn ins Wohnzimmer.
»Schön hast du es hier, so gemütlich.«
»Danke, das finde ich auch. Es ist natürlich nicht mit deinem Haus zu vergleichen, aber ich fühle mich wohl hier.«
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