Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
zögerte. »Ja, ich bin mit ihr bekannt.«
»Lebt sie noch in London?«
»Tut sie, aber sie hat einen neuen Gönner, wie ich zuletzt hörte. Ich bezweifle, dass Sie sich ihretwegen sorgen müssen.«
Eleanor lächelte matt. »Eigentlich sorge ich mich auch eher, dass Damon mich weniger schön oder begehrenswert findet als Mrs Newling.«
»Sie kennen meine Meinung zu diesem Thema, Lady Eleanor. Bei den meisten Gentlemen bedarf es keiner überragenden Schönheit, um sie anzuziehen. Überdies kann ich mir nicht vorstellen, dass Wrexham etwas Derartiges über Sie denkt, denn Sie sind sehr viel schöner als Lydia Newling.«
»Sie ist jedoch versierter in dem, was sie tut.«
»Wie ich ebenfalls«, entgegnete Fanny. »Sie brauchen
nichts weiter als ein wenig Rat, wie Sie Ihr Repertoire an Verführungslisten ergänzen, und schon sind Sie den Lydia Newlings dieser Welt eine unbesiegbare Rivalin.«
Eleanor war unendlich erleichtert. »Ich möchte Ihnen fürwahr nicht lästiger fallen, als ich es ohnehin schon tue, aber falls Sie die Zeit und die Muße hätten, mich einige Tricks zu lehren, wäre ich Ihnen überaus dankbar.«
Fannys strahlendes Lächeln machte Eleanor verständlich, warum sie zu einer der berühmtesten Kurtisanen Englands werden konnte. »Es wäre mir ein Vergnügen. Und momentan habe ich reichlich Zeit, denn ich beendete gerade den Entwurf meines Schauerromans. Ich hatte sogar vorgehabt, Ihnen morgen zu schreiben und Sie zu bitten, ob Sie mein Manuskript lesen und mir Ihr Urteil mitteilen könnten.«
»Das werde ich mit Freuden tun. Wenn es Ihnen recht ist, nehme ich Ihr Manuskript mit nach Brighton …« Eleanor verstummte kurz. »Nein, wenn ich es mir recht überlege, werde ich noch heute Abend anfangen, es zu lesen. Eine gute Geschichte wäre eine willkommene Abwechslung von dem schrecklichen Gedanken, dass ich morgen heirate.«
Fanny lachte. »Ich hoffe inständig, dass Sie die Geschichte gut finden werden, Lady Eleanor. Alsdann, falls wir ganz offen sein dürfen … wie viel wissen Sie über die männliche Anatomie?«
Eine Stunde später verließ Eleanor das Haus, gewappnet mit einigen Verführungstechniken der Kurtisane. Und sie fühlte sich nicht einmal verlegen,
denn Fanny behandelte körperliche Dinge wunderbar sachlich und natürlich. Vielmehr hatten ihre Hinweise und Erklärungen zur Folge, dass Eleanor vorsichtig Mut schöpfte.
Sie konnte es kaum erwarten, Fannys Ratschläge in der Praxis zu erproben. Bislang schaffte Damon es, dass sie sich nach seinen Zärtlichkeiten sehnte, aber nun würde sie den Spieß umdrehen und ihn dazu bringen, sich nach ihr zu verzehren. Zusätzlich optimistisch stimmte sie, dass sie ihn mit ihren sinnlichen Avancen in der Bibliothek auf dem Ball von Lady Haviland schon recht erfolgreich erregen konnte.
Allerdings war Verführung nicht ihr oberstes Ziel. Sie wollte erreichen, dass ihre Ehe mit Damon von Liebe erfüllt war, und wenn sie Fannys Rat befolgte, hoffte Eleanor, dass es ihr schließlich auch gelingen würde.
Und wenn nicht?
Nein, sie erlaubte sich nicht, an die Einsamkeit und den Schmerz zu denken, die ihr drohten, sollte Damon ihre Liebe niemals erwidern.
An diesem Abend hatte Eleanor noch einen Grund, dankbar zu sein, denn Fannys Roman entpuppte sich als höchst fesselnd und vermochte tatsächlich, sie zu zerstreuen. Und allen jüngsten Ereignissen sowie der bevorstehenden Hochzeit zum Trotz, schlief sie in dieser Nacht tief und fest.
Am nächsten Morgen, als Jenny ihr beim Baden und Anziehen des langärmeligen rosa Seidenkleids half, wurde sie doch zusehends nervöser. Zumindest bis Damon um elf Uhr im Salon erschien, in Begleitung
seines Freundes, Mr Geary, und eines Priesters.
In dem Augenblick überkam Eleanor eine seltsame Ruhe, auch wenn die folgende Zeremonie nicht annähernd war, was sie sich stets erträumt hatte. Der Bräutigam im blauen Gehrock mit blassgrauen Pantalons war sehr wohl der umwerfend attraktive Adlige, den Eleanor sich ausgemalt hatte, nur fand die Trauung in ihren Träumen in einer großen Kirche statt (St. George’s, Hanover Square, um genau zu sein), in Anwesenheit ihrer Angehörigen und Freunde (die da wären: Marcus, Heath und Drew) sowie eines beträchtlichen Teils der feinen Gesellschaft (statt eine eilige Vermählung mittels Ausnahmelizenz mit nur sehr wenigen Gästen).
Unterdes ging Tante Beatrix die Herausforderung, den Schaden für Eleanors Reputation so gering wie möglich zu halten, mit geradezu
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