Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
ihre Mundpartie sauber, an der noch Reste seines Blutes klebten. Sie zitterte und bebte am ganzen Körper, obwohl das Wasser angenehm gewärmt aber nicht zu heiß war. Er versuchte wirklich, sich auf die zeremonielle Seite dieses Aktes zu konzentrieren, aber der dünne Stoff des Gewandes schmiegte sich nun an ihren schlanken Körper und zeichnete jede sanfte Rundung in der Signalfarbe nach, die seinen Hunger nur wieder aufflackern ließ. Eine andere Art von Hunger… Unerlaubt.
Als er spürte, dass sich in Gloria erneute Spannung aufbaute, erhob er sich mit ihr und wanderte am Beckenrand entlang durch das Wasser, damit der kühle Lufthauch ihre erhitzte Haut kühlen konnte. Er wollte ihr unbedingt Erleichterung verschaffen, wusste allerdings auch, dass nicht viel echte Wirkung zeigen würde. Sie würde sich durchkämpfen müssen und hatte nun genug Kraft in sich, die Sache zu überstehen. Und sehr bald würde sie erneut von ihm trinken, aber noch nicht gleich jetzt. Immer ein Schritt nach dem anderen.
Der erste Kontakt mit dem Wasser tat weh. Selbst durch den Stoff des rituellen Gewandes hindurch schien die plötzliche Wärme sie noch mehr zu verbrennen, bevor sich ihre empfindlich gewordene Haut daran gewöhnte. Gloria stöhnte unter Schmerzen, die langsam abebbten, auf und ließ es zu, sich zu entspannen und an die erleichternde Sanftheit des Wassers zu gewöhnen. Keine Ecken und Kanten, weniger Licht und ein fremder, milder Geruch nach Kräutern, der sich mit ihren Düften mischte und seltsamerweise mit der süßen Schwere harmonierte.
Sie konnte sich nicht mehr auf ihren Verstand verlassen. Ihre Sinne und Gefühle dominierten, gaben ihr vor, was richtig war und was falsch. Denken tat weh und so gab sie ein leises Wimmern von sich, als Rays Stimme wieder in ihrem Kopf zu hören war, die lauter dröhnte als jede Trommel. Nicht gut, zu laut. Zu fordernd.
Gloria wollte etwas sagen, doch das Sprechen würde genauso wehtun wie alles andere, wenn sie sich mehr als nötig bewegte. Also versuchte sie, die wirre Nebelbank, die ihr sonst so klares, sachliches Gehirn umwaberte, zu durchbrechen und mehr wie ein Neandertaler denn ein Neugeborenes, das ganz sicher weiterentwickelt denken konnte, da es während und nach der Geburt bestimmt keine Schmerzen litt, Gedanken zu formen, die hoffentlich irgendeinen Sinn ergaben.
Nicht denken...nicht sprechen...nur fühlen...Ruhe...
Wasser lief ihr über Haare und Gesicht. Wasser, von dem sie zuerst nicht wusste, woher es kam, da sie sich Rays Nähe plötzlich wieder mit aller Deutlichkeit konfrontiert sah. Er wusch sie. Das war gut. Beinahe so gut wie der Kuss, der längst im Strom der Eindrücke vergessen worden war. Das hatte die neue Gloria getan. Noch dauerte es, bis sich die Alte mit der Neuen verschmolzen war und zu einem guten Selbst gefunden hatte. Noch nie hatte sich jemand auf diese Weise um sie gekümmert. Darum, dass es ihr gut ging und gehen würde. Scheinbar ohne Hintergedanken.
Sie zitterte, bebte und versuchte, nicht den Verstand zu verlieren und Ray blieb die ganze Zeit bei ihr und hielt ihr vor der Umwandlung geschlossenes Abkommen, obwohl sie bereits dagegen verstoßen hatte. Der einzige kurze Moment, in dem sie dieser Sache tatsächlich etwas Heiliges hätte abgewinnen können, wenn die Schmerzen sich nicht zurückgemeldet hätten und ihr erneut die kurz geschöpfte Kraft raubten.
Diesmal reagierte sie vollkommen paralysiert auf den Schock. Ray trug sie durch das Wasser, doch sie fühlte weder Luftzug noch Flüssigkeit. Mit weitaufgerissenen, an die Decke starrenden Augen sah sie in eine Leere, die sich mit Bildern fühlte, die nur sie allein sehen konnte. Kaleidoskopartig zogen die Eindrücke der letzten Wochen an ihr vorüber. Die Gesichter der Krieger, Peter, ihre Tante, das Orakel, die Patronas und ihre neuen Freundinnen. Dazu Dutzende Stimmen in ihren Ohren. Bekannte und unbekannte. Die Wände um sie herum schienen lebendig geworden zu sein. Das ganze Schloss lebte und atmete wie ein riesengroßer Organismus, der Gloria in ihrer neuen Daseinsform in sich aufnahm und fest in sich verankerte. Ihr eigener Herzschlag schien sich dem des Castles anzupassen. Sie glaubte sogar, von fern die Musik zu hören, die immer noch auf der Verbindungsfeierlichkeit gespielt wurde.
Sie war nun ein Teil der Welt, in die sie von Anfang an hineingehört hatte. Ihre Umwandlung war beinahe vollständig geschehen. Alles an ihr schien sich verändert zu haben und doch gleich
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