Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
unschuldiger Seide, die von einem Hauch schwarzer Spitze eingerahmt war. Nathan hatte nicht einmal Platz in den Schränken machen müssen, weil er vor ihrem überfallartigen Einzug nicht allzu viel besessen hatte, ganz der bescheidene Priester.
Cat auch nicht, aber sie hatte die Zeit bis heute voll genutzt, um einiges anzuhäufen. Es war gut, dass sie ihre Sammelwut zusätzlich mit den anderen Frauen ausleben konnte, die weit weniger gern als sie einkaufen gingen. Cat zupfte die feine Wäsche über ihren Rundungen vor dem Spiegel zurecht und überlegte, ob sie heute Abend noch ausgehen sollte, falls Nathan sich dazu überreden ließ. Ein Einsatz war heute nicht geplant, obwohl sie alle natürlich immer auf Abruf bereit standen. Gerade als sie beschlossen hatte, ihren Schrank nach etwas Passendem durchzugehen, gab ihr Laptop eine feine Klangfolge von sich, die sie veranlasste, ihren Kopf überrascht in Richtung Bett zu drehen. Tatsächlich blinkte dort ein Kontakt auf, den sie auf diese Entfernung nicht erkennen konnte. Sie sprang mit einem mädchenhaft anmutenden Satz auf das Bett und klickte die Nachricht auf.
Bowie-Man:
Are you really online? Wanna have some fun, Red? (Bist du wirklich online? Willst du ein bisschen Spaß haben, Red?)
Cat lachte auf und antwortete sofort, da sie schon lange nichts mehr von Bowie gehört hatte.
Yeah, it’s me! Still alive and kicking! What about the fun? You know I’m always into it! (Ja, ich bin's! Immer noch quicklebendig! Was für Spaß? Du weißt, dass ich immer bereit dafür bin!)
Bowie-Man: Well, well, well… Holy cow! I thought you stone dead… Wish I could hear you purrrr for me, Red. Missed your cute little accent. You still got that thing for words without an R in them? And your spelling is much better. I am proud of you. (So, so, so... Heiliger Strohsack! Ich dachte, du bist mausetot... Ich wünschte, ich könnte dich schnurren hören. Ich hab deinen niedlichen Akzent vermisst. Hast du immer noch eine Vorliebe für Wörter, in denen kein R vorkommt? Und deine Rechtschreibung ist viel besser. Ich bin stolz auf dich.)
Cat schnappte empört nach Luft und hätte zu gern durch den Bildschirm gegriffen, damit sie dem Kerl ein paar Manieren beibringen konnte. Das war schon ein paar Jahre her und sie war frisch in die Staaten eingereist gewesen. Da war ihr Englisch geradezu katastrophal gewesen. Heute rollte sie das R nur noch minimal, natürlich trat das deutlicher hervor, wenn sie sich aufregte ob nun positiv oder negativ. Ihren blumigen, englischen Wortschatz verdankte sie in jedem Fall dem Bowie-Man. Gott, nicht nur er hatte gedacht, dass die lange Stille den Tod bedeutet hatte. Das beruhte in ihren Kreisen immer auf Gegenseitigkeit.
Verrrry funny, you moron. Keep insulting me and I’ll bite your ass off next time we should meet face to face. Where are you, anyway? Hunting some evil sons of bitches? On a stakeout? Or what? (Sehrrr witzig, du Idiot. Beleidige mich nur weiter und ich werde dir in den Arsch treten, wenn wir uns das nächste Mal treffen. Wo bist du überhaupt? Jagst du ein paar Hurensöhne? Auf einer Überwachung? Oder wie?)
Bowie-Man: You could call it leisure time… I’m in New York City. Manhattan to be exact. Where the hell have you been? You didn’t even react to my birthday greetings! I was digging through tons of files in case something had happened to you… I lost track of you some six months ago!
(Du könntest es Auszeit nennen... Ich bin in Manhattan, um genau zu sein. Wo zum Teufel hast du gesteckt? Du hast nicht einmal auf meine Geburtstagsgrüße reagiert! Ich bin tonnenweise Fallberichte durchgegangen, um zu sehen, ob dir was passiert ist... Ich habe deine Spur etwa vor sechs Monaten verloren.)
Cat biss sich auf die Unterlippe und machte ein betretenes Gesicht, was ihr Gesprächspartner natürlich nicht sehen konnte. Sie wusste, dass es in ihrem (alten) Beruf gefährlich war, Freundschaften mit anderen zu schließen und es wäre übertrieben, zu behaupten, sie wäre mit ihm befreundet gewesen, aber er hatte ihr den Anfang in den Staaten wirklich erleichtert. Einer ihrer schwachen Momente. Die Tour durch Südamerika war mehr als schlauchend gewesen und es ging ihr dreckig, als sie endlich in Texas angekommen war. Sie hätte seine Erinnerung an sie auslöschen können, doch das hatte sie aus reinem Egoismus und Sentimentalität nicht getan. Wenigstens ein Mensch, den sie mochte, sollte auf ihrem Begräbnis weinen. Natürlich war
Weitere Kostenlose Bücher