Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

der sich einen Deut um ein Leben schert. Dafür gibt es bestimmte Instanzen, die sich um Recht und Ordnung kümmern. Das tun wir auch, aber dafür müssten Sie vielleicht Ihre Scheuklappen ablegen. Es ist nur ein einmaliges Angebot meinerseits. Weiteres sinnloses Meucheln völlig harmloser Zivilisten wird in der Zukunft nicht mehr hingenommen werden. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass bedrohliche Feinde auf uns lauern, die eine geballte Gegenwehr von Nöten machen. Ob nun noch in Ihrer oder in der nachfolgenden Generation. Das 21. Jahrhundert sollte endlich Einsicht und den Wandel bringen!“
    Cat für ihren Teil war beeindruckt von der Frau, die gut und gerne Reden im Parlament hätte halten können. Aber sollte sie wirklich so weit gehen, auch unter den Aryanern Unschuldige zu vermuten? Ja, warum nicht. Unter ihnen gab es sicher genauso Abtrünnige wie unter den Immaculate. Sie musste nur an Rays Mutter denken, die die Flucht vor ihrem Lord ergriffen hatte oder an Winston, der Wendy schlimmer als ein Ghoul behandelt hatte. Es war eben doch nicht alles Schwarz oder Weiß und das machte die Sache verdammt kompliziert. Sie hatte ja selbst jahrelang daran geglaubt, dass es nur das ultimative Böse gab und dass sie zum Teil aus dieser Saat entsprungen war.
    Sie wollte Morris zu wispern, dass sie später unbedingt reden mussten, wenn sie alle unter sich waren. Ohne den Lauscher aus der aggressiven Fraktion. Mina Harker als Verbündete zu gewinnen, sollte ihr erklärtes Ziel werden. Eine Frau unter Jägern war sowieso eine Seltenheit, vielleicht würde sie es als Gallionsfigur schaffen, alle Jäger hinter sich zu vereinigen, wenn sie schon Morris, Van Helsing und die anderen hinter sich stehen hatte.
    Cat hielt jedoch still, als ihr tierischer Sinn Gefahr meldete. Es war wie ein Flattern im Magen, ein kalter Lufthauch, der sie streifte und ihre Augen wurden hinter den dunklen Gläsern sofort schärfer. In dem dunklen Raum war alles in Ordnung. Die Vibrationen gingen nicht von dem jungen Mann aus, der seinen Rücken nun in scheinbar entspannter Pose an das Edelholz der Bücherregale lehnte.
Es war viel mehr das Schlagen von Flügeln und das leise Trippeln von kleinen Füßen, was sich Cat nicht erklären konnte. Wenn es sich um Tauben oder Ungeziefer handeln sollte, würde sie nicht so angestochen reagieren. Langsam erhob sie sich von ihrem Stuhl und stützte sich dabei mit beiden Händen auf der polierten Tischplatte ab, während ihr scharfes Gehör weiterhin von den fremdartigen Geräuschen bestürmt wurde.
    „Ich glaube, diese Sitzung sollte vertagt werden… Da ist etwas im Anmarsch! Etwas Gefährliches!“, verkündete sie mit klarer Stimme, auf die unheilvolles Schweigen folgte.
Die Jäger sprangen allesamt auf ihre Füße, auch der Zweifler unter ihnen, und gingen in Hab-Acht-Stellung.
    „Scheiße! Sie hat Recht! Ich habe soeben den Kontakt zu den Wachen am Hintereingang verloren… Vorne scheinen sie zu kämpfen, ich höre ihre Schreie… Schüsse… Was zum Teufel ist das los?!“, bellte der Kahlköpfige in ein Kommunikationsgerät, das sich anscheinend im Bügel seiner Sonnenbrille verbarg.
    Cats Arme überzogen sich mit einer Gänsehaut, als die Präsenz der Bedrohung stärker wurde. Sie fummelte ungeduldig an der Schnalle des breiten Gürtels und zerrte dann den Rock achtlos herunter, den sie mit dem Fuß zur Seite kickte. Sie brauchte Beinfreiheit und Zugang zu ihrer einzigen Waffe.
    - Wir werden umzingelt… Der Hintereingang muss gesichert werden… Mina? Sie und ich vorne? Wenn sie uns hier drin einschließen, dann machen sie Hackfleisch aus deinen Männern! Das sind viele… sehr viele! -
    Minas Gesicht wurde zur eisigen Maske und sie sprang mit einem Rückwärtssalto genau vor ihr Transportbehältnis, aus dem sie diverse Waffen zog. Cat fing das Kurzschwert geschickt auf, dessen Klinge mit einem wellenartigen Muster überzogen war. Damaszener Stahl oder gar Platin, wenn sie raten müsste. Verdammt exklusiv und teuer. Die Schmiedekunst erinnerte sie beinahe an die von Bone, so dass der Waffenlieferant im Hause Faelis zu vermuten war. Ein weiterer Hinweis auf eine mögliche Beziehung zwischen den beiden.
    „Geht an die Hintertür und versucht, die Angreifer vom Eindringen abzuhalten… Ich gehe mit Morris’ Freundin nach vorne!“, befahl die Anführerin.
„Keine Widerrede! Sie kann mir am besten helfen.“, setzte sie gleich hinzu, um ihre Männer zum Handeln zu motivieren.
    Dennoch zögerten