Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Stöckchen. Dann flog auch der Junge.
Nathan sah ihn vor Wut schäumend durch die Luft fliegen und dann wie in Zeitlupe an der Wand herab gleiten, obwohl alles binnen Sekunden geschah und nichts an dieser seltsamen Choreografie sanft anmutete. Chryses gab ihm Rückendeckung, für den Fall, das ihn irgendjemand aufhalten wollte, was aber nicht geschah. Der Junge, der Cat bedroht hatte, war kurz ohnmächtig, hatte neben dem kaputten Handgelenk ein bis zwei kaputte Rippen aber bestimmt nichts Lebensbedrohliches.
Rys, der zuerst die Blicke der anderen auf sie beide zu spüren bekam, fletschte mit einem fiesen Grinsen die Zähne. Menschen. Eine Lost Soul und mit Cat eine Immaculate.
Was war das hier? Eine Art Geheimbund?
Chryses hatte sein Schwert gezogen, während Nathan sich für den Moment wieder einkriegte und tief einatmete. Er scannte Cat mit seinen Fähigkeiten und er roch ihr Blut unter dem Stoff des altmodischen Umhangs hinweg. Sie war schwer verletzt. Seine Soulmate.
Und plötzlich fletschte er wie ein wildes Tier seine Zähne. Nathan brauchte keine Waffe. Er selbst war Waffe genug, um den Haufen heruntergekommener Bastarde zu töten, die es gewagt hatten, seine Soulmate anzugreifen. Sein ein und alles. Sein Leben. Ein verwirrtes Blinzeln von Cat und schon stand Nathan nicht mehr in einigen Schritten Entfernung sondern direkt vor ihr. Außer sich griff er in ihr Haar, bog ihren Kopf so, dass sie gezwungen war, ihm in die glutroten Augen zu sehen und herrschte sie dann mit ungewohnt rabiater Stimme an:
„WER war das? Sag es mir, oder sie sind alle dran!“
Rys' Einwand, er würde ein wenig zu voreilig handeln, war in seinem Zorn nicht relevant. Viel schlimmer wog, dass Cat allein aus dem Haus gegangen und direkt in eine Falle gelaufen war. Eigentlich hätte Nathan sie bestrafen müssen, doch da er seiner Soulmate nichts antun konnte, würden eben andere leiden. Das war ihm einerlei. Zumindest in diesem Augenblick.
. . .
NEEIIIIN!
Cat blinzelte gegen das Aufbäumen der Löwin, die sie in diesem angeschlagenen Moment jedweder Kontrolle berauben würde. Sie würde zur Gefahr für die anderen werden und das durfte nicht passieren. Sie musste das Schmerzempfinden ausblenden und sich gegen den erneuten Angriff wappnen. Heilen konnte sie später.
Verständnislos starrte Cat in die rot glühenden Augen, die sie im ersten Moment dem Widerling von Aryaner-Lord zugehörig dachte, doch dann hörte sie die bekannte Stimme in einer ihr völlig unbekannten Tonlage. Ihre Augen mussten ihr Streiche spielen, weil sie Nathan sah aber nicht hörte. Das musste ein Fremder sein, der sie dermaßen anherrschte.
. . .
Morris schräg hinter Nathan reagierte zeitgleich mit dem Eindringling in Ledermontur, der sein Schwert gezogen hatte. Seine Kugel ging durch den Schädel des sich umwandelnden Schattens, der sich hinterrücks an Cat angeschlichen hatte, dann kugelte auch schon dessen abgeschlagener Kopf über den Boden, wobei er in einem Haufen verbrannter Ratten und toter Vögel zum Stehen kam. Er war mitten in der Umwandlung erwischt worden und sein Mund war in der lang gezogenen Schnauze der Ratte erstarrt. Und seine Augen waren weit aufgerissen und abgerundet von einer dunklen Iris ausgefüllt, was den Anblick nicht einen Deut niedlicher machte.
Morris spie angeekelt in dessen Richtung, da der Boden sowieso schon versifft war und ohnehin ein etwas Blut loswerden wollte, das sich nach einem Schlag in die Fresse in seinem Mundraum angesammelt hatte. Am liebsten hätte er den Priester zur Seite gestoßen, um sich Cats Verletzung ansehen zu können. Gerade nutzten wüst ausgestoßene Drohungen doch wenig. Der Typ klang ja beinahe so, als wollte er ihnen die Schuld für das Massaker hier geben.
. . .
Mina hatte Colins kümmernde Hände ungeduldig aus ihrem Gesicht geschlagen, sobald sie die Anwesenheit der anderen gespürt hatte. Sie sprang auf die Füße und sah sich das Treiben erst einmal in Ruhe an. Sie konnte die beiden Männer, auch wenn der Eine von ihnen eine Priesterkutte trug, kaum aufhalten. Sie hob nur wortlos eine Hand und schüttelte den Kopf, als ihre Männer sie fragend ansahen. Nur ein kleines Zeichen, damit nicht doch noch einer der aufrechten Jäger sein Leben lassen musste. Sie zupfte ihr Trikot zurecht und wischte einige der darauf haftenden Federn weg, wobei sie mit einem flüchtigen Blick feststellte, dass ihre Strumpfhosen völlig zerfetzt waren.
Dabei war es ihr besser ergangen als Cat, Morris’ alter
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