Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
es vielleicht besser wäre, sich umzuziehen, obwohl das auch nur ein Ausweichmanöver wäre, da ihr Bruder sie oft genug in Sportklamotten und Kampfmonturen gesehen hatte. Ihr Aussehen war schließlich das Letzte, was ihn interessieren würde, solange sie nicht wieder ein Fell entwickelte. Sie fühlte sich krank. Ihr Herz klopfte wie verrückt, ihr Magen schlug Kapriolen und ihre Atmung wollte sich einfach nicht beruhigen.
Das ist lächerlich! , dachte sie wütend auf sich selbst, weil sie sich wegen einer solchen Lappalie aufführte wie ein unreifes Kind. Sie verspürte sogar das alte lang abgelegte Bedürfnis, an ihren Nägeln zu knabbern. Cat warf sich mit einem unterdrückten Aufstöhnen mit dem Rücken gegen die Wand und starrte hinauf zur Decke, als würde sie dort eine Aufschrift finden können, die ihr eine Entscheidung erleichtern würde. Sie war ein Nervenbündel. Wegen ihres kleinen Bruders. Das Wort lächerlich lag ihr schon wieder auf der Zunge.
Schließlich biss sie die Zähne zusammen und gab sich selbst einen Schubs in Richtung Küche, wo sie auf der Schwelle verharrte und sich Auge in Auge mit ihrem Bruder wiederfand, den Nico netterweise mit Essen und Kaffee versorgt hatte. Sein Glück, weil sie selbst ja keine Ahnung vom Kochen hatte.
Die Zeit schien still zu stehen. Es war unglaublich, das konnte nur ein Traum sein, dass er hier in ihrer Küche saß. In Nathans Küche, diesen Raum konnte sie wohl am wenigsten für sich beanspruchen.
„Solltest du dich nicht besser hinlegen, Catalina?“, fragte er schließlich, als sie ihn weiterhin nur anstarrte, und wies mit der Hand auf den Verband, der unter dem Bustiertop gut auszumachen war, das sie zu den legeren Jazzpants trug.
Sie hob die Hand und legte sie über den Einstich, der dank Nathans Blut gut verheilte. Sie spürte es rumoren und kitzeln.
„Das ist nicht mehr nötig, es heilt gut… Das war vorhin nur das Gift. Du weißt ja, Vampire heilen schneller.“
Vulcan verfolgte jeden ihrer Schritte mit den Augen, als sie zur Kaffeemaschine lief, wo Nico schon zwei Tassen bereitgestellt hatte.
„Würde es dann nicht helfen, wenn du etwas Blut zu dir nimmst?“
Cat schien sich kurz zu versteifen und zuckte dann mit den Schultern.
„Bietest du dich etwa an?“, fragte sie und klang irgendwie beleidigt. Sie drehte den Kopf in seine Richtung und er konnte ihre Augen aufblitzen sehen. Es war beinahe so wie früher, als er als aufmüpfiger Teenager versucht hatte, sie aus der Ruhe zu bringen, damit er nicht so viele Schläge kassierte. Natürlich hatte sie dieses Spiel nur mitgespielt, wenn niemand sie beim Training beobachtete.
„Keine Sorge, ich habe von Nathan getrunken!“
Vulcan verzog nicht einmal das Gesicht, was Cat als ärgerlich empfand, sie hätte ihn zu gern irritiert. Sie fühlte sich nämlich gerade wie eine gegen den Strich gebürstete Katze.
„Natürlich… Mein Blut würde dir auch nicht viel helfen. Ist ja nur mickriges Menschenblut. Sieh mich nicht so an, deine kleine Assistentin hat mir eine kleine Einführung in das Thema gegeben. Verschiedene Vampirrassen… Menschen, die sozusagen eine tickende Zeitbombe in sich tragen, wenn sie nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt das Blut eines Vampirs erhalten und dann selbst einem werden… Und du bist so jemand gewesen. Allerdings verstehe ich nicht, warum du dann erst vor ein paar Monaten zum Vampir wurdest. War das nicht der Sinn deiner Flucht, deine Leute zu finden?“
Cat hatte Kaffee in die Tassen laufen lassen und rührte nun eine Weile in ihrer herum. Sie trank ihn anscheinend immer noch sehr stark, sehr schwarz und sehr süß. Sein Gesicht verzog sich bei der Vorstellung, dieses sirupartige Getränk herunter zu würgen. Schließlich setzte sie sich ihm gegenüber an den Tresen und stellte die zweite Tasse neben sich, ohne ihren Blick zu ihm anzuheben.
„Ich hatte keine Leute… Valeriu ist nicht mein Vater und Bogdana hat mich immer verabscheut. Ich habe zugelassen, dass man mich als Köder benutzt, um Immaculate zu töten. Harmlose beinahe wehrlose Menschen, die nie jemandem auch nur ein Haar gekrümmt haben. Glaubst du wirklich, man hätte mich mit offenen Armen empfangen? Ich hatte keine Ahnung, was da draußen lief, bis zu der Nacht, als man diesen Gefangenen ins Schloss brachte. Er hatte sich absichtlich ausgeliefert, um mich mitzunehmen. Zu meinem echten Vater. Die ultimative Rache. Leg dem Feind ein Kuckuckskind in die Wiege. Ich kann das verstehen… Unsere Leute haben
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